Jasmine Häni: Neue Autorität im Erziehungsalltag
Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 16.04.2025

Jasmine Häni: Neue Autorität im Erziehungsalltag. Impulskarten für ein würdevolles Miteinander. Carl-Auer Verlag GmbH (Heidelberg) 2025. ISBN 978-3-8497-0568-8. D: 34,00 EUR, A: 35,00 EUR.
Auctoritas und Potestas
Immer schon, seit Menschen bewusst ist, dass Bildung ein (lebenslanger) Erziehungs- und Aufklärungsprozess und Autorität ein Machtfaktor ist, wird anthropologisch, psychologisch und pädagogisch darüber nachgedacht, wie eine humane Balance zwischen den Werten und Normen eines gleichberechtigten, menschenwürdigen Miteinanders hergestellt werden kann. Es sind die freien und autoritären Erziehungsziele und -methoden, die neue, respektvolle (resiliente) Autoritäten verlangen.
Entstehungshintergrund und Autorin
In den Zeiten der Kakophonien, der Ego- und Ethnozentrismen, Rassismen und Populismen kommt es darauf an, einen Perspektivenwechsel hin zu einem besseren Erd- und Kosmosbewusstsein zu vollziehen. Es gilt, „die Lust am Neinsagen zu kultivieren“ und nach verantwortungsbewussten Wegen Ausschau zu halten [1]. Es sind die Signale, wie sie, mit der Frage „Was braucht der Mensch, um menschenwürdig leben zu können“ – gestellt und beantwortet wird: „Was mehr wird, wenn wir teilen“ [2]. Die Systemische Beraterin und Couchin Jasmine Häni legt ein bemerkenswertes, pädagogisches Handwerkszeug vor: Ein Kartenset, das in der Bildungs- und Erziehungsarbeit Tätigen – Eltern, Lehrkräften in der Schule, Hochschule und Weiterbildung – Anregungen bietet, „eine Balance zwischen einfühlsamer Führung und klarer Struktur (zu) finden“ – „Neue Wege (zu) entdecken, um Konflikte in der Erziehung zu bewältigen“ – „neue Kommunikationsfähigkeiten (zu) entwickeln, um eine vertrauensvolle Beziehung zu Kindern und Jugendlichen aufzubauen“ – „Methoden kennen(zu)lernen, um respektvoll und dennoch klar Grenzen zu setzen“ – „Beispiele aus der Praxis kennen(zu)lernen, die … neue Handlungsideen geben können“ – „Raum für Selbstfürsorge und Handlungssicherheit (zu) gewinnen“.
Aufbau und Inhalt
Der israelische Psychologe Haim Omer hat das Erziehungskonzept „Neue Autorität“ entwickelt. Mit dem abgewandelten Goetheschen Spruch – „Und bist du nicht willig, so brauch ich Geduld“ – markiert er sein Konzept. Es sind acht Handlungsebenen (Pina), die auf den humanen Werten „Sicherheit, Orientierung, Respekt, Entwicklung und Zugehörigkeit beruhen und das pädagogische Denken und Tun mit dem Mahatma Ghandi-Wort kennzeichnen: „Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt“. Mit der Erkenntnis – „Ich bin verantwortlich für die Beziehung zum Kind!“ – wird die Arbeitskarte „Präsenz Beziehung“ angeboten. Mit der Aussage – „Wir haben uns Hilfe geholt und uns entschieden, dass es anders werden soll“…, wird die Arbeitskarte „Transparenz Öffentlichkeit“ eingebracht. Das Bewusstsein – „Ich kann mich nur selbst verändern“ – wird mit der Arbeitskarte „SelbstKontrolle“ geweckt. Der Satz – „Ich mag dich, dieses Verhalten kann ich jedoch nicht länger tolerieren“ – bestimmt die Auseinandersetzung mit „Differenzierung Verhalten/Person“. Die Reaktion – „Dieses Verhalten akzeptieren wir nicht“ – wird mit der Arbeitskarte „Verzögerung Beharrlichkeit“ bearbeitet. Mit der Arbeitskarte „WiederGutmachung“ geht es um Verantwortung. Die Arbeitskarte „Unterstützung Netzwerk“ bietet Möglichkeiten für Zusammenarbeit an. Und mit der Aussage – „Ich sorge mich um dich und wünsche mir, dass du pünktlich zum Unterricht erscheinst“ – werden Formen von „Protest Widerstand“ thematisiert.
Diskussion
Im Auf und Ab des Erziehungsgeschehens sind Rat und Tat hilfreich und nützlich. Es sind professionelle, familiale und nachbarschaftliche Hilfen, die pädagogische, rationale und emotionale Fähigkeiten für eine gelingende Erziehung unterstützen, und dort, wo sie fehlen, ermöglichen. Choaching ist Hilfe zur Selbsthilfe.
Fazit
Die Systemische Expertin Jasmine Häni schöpft mit den „Impulskarten für ein würdevolles Miteinander“ aus ihren praktischen Erfahrungen. Es ist ein interessanter und hilfreicher Werkzeugkasten für ein gelingendes, soziales, pädagogisches Denken und Handeln. Er sollte in den Arbeitszimmern von Erziehungsberechtigten parat sein!
[1] Peter Uffelmann/​Tobias von der Recke (+), Das rechte Maß, 2004, 188 S.
[2] Elinor Ostrom, Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter, 2011, www.socialnet.de/rezensionen/11224.php
Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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