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The Nunatak Group GmbH: Twin Transformation

Rezensiert von Prof. Dr. Paul Brandl, 28.01.2025

Cover  The Nunatak Group GmbH: Twin Transformation ISBN 978-3-86774-808-7

The Nunatak Group GmbH: Twin Transformation. Wie sich Digitalisierung, KI und Nachhaltigkeit gegenseitig unterstützen. Murmann Verlag (Hamburg) 2025. 200 Seiten. ISBN 978-3-86774-808-7. D: 39,00 EUR, A: 40,10 EUR, CH: 41,40 sFr.

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Der/die Autor:in

Sabine Werner hat Pharmazie studiert und an der Ludwigs-Maximilians-Universität München promoviert. Nach einem Auslandsaufenthalt in Tansania in einer Krankenhausapotheke und mehreren Jahren in Öffentlichen Apotheken hat sie an der Berufsfachschule für pharmazeutisch-technische Assistenten gelehrt. Seit einigen Jahren ist sie auch Autorin und Referentin für die Deutsche Apotheker-Zeitung und die PTAheute. Seit 2023 ist sie auch im Redaktionsteam der Deutsche Apotheker-Zeitung.

Tobias König ist PTA und hat Pharmazie in Berlin studiert. Nach einigen Wanderjahren machte er sich selbstständig und nach über 20 Jahren verkaufte er seinen Firmenverbund. Neben der Ausbildung und Prüfung von PTA gilt sein Interesse der Automatisierung und Digitalisierung von Apotheken. Er entwickelte eine Vorbestell-App, die deutschlandweit Verbreitung fand. Heute ist er im pharmazeutischen Bereich in der Beratung von Vereinen, Verbänden und Dienstleistern tätig.

Thema und Zielsetzung

Nachdem man jahrelang den Eindruck hatte, dass in Apotheken die Zeit stehen geblieben ist, kam in den letzten Jahren vermehrt technologische Ausstattung etwa im Bereich der Lagerwirtschaft in die Apotheken – abgesehen vom Point of Sale. Schaut man sich noch die Demografie und das Thema Digitalisierung genauer an, so wird der bevorstehende Wandel rund um die Apotheken greifbar. Die zwei Autoren zeigen recht eindrucksvoll, welche Dienstleistungen in einer Apotheke angeboten werden können und wie Automatisierung und Digitalisierung unterstützen kann. Mit letzterer kann das breite Wissen und Können der Apotheker:innen erst so richtig zur Geltung kommen. Sie zeigen viele Möglichkeiten auch und gerade für die regionale Apotheker auf.

Die Autoren zeigen recht eindrucksvoll Antworten auf folgende Fragen:

  • Welche zeitgemäßen Dienstleistungen es gibt, wie sie eingeführt werden können und was sie kosten sollten.
  • Warum Telemedizin und Terminbuchungs-Software hilfreich sein können und
  • wie Apotheken dem Versandhandel wirksam entgegentreten könn(t)en.

Sie zeigen auf, dass die regionalen Apotheken ein breites Aufgabenfeld hat oder haben kann, das sie je nach Lage der Apotheke beackern und so auch das eigene Überleben neben oder mit dem Online-Handel sichern können.

Zu den Inhalten: Nach einer kurz gehaltenen wirtschaftlichen, strukturellen und politischen Standortbestimmung der Apotheken stellen die Autoren die Schwellen des Gesundheitssystems sowie die digitalen Schwellen der Patient:innen dar. Anschließend wird auf die Vor- und Nachteile des Leistungskatalogs in der BRD eingegangen – bis hin zu den Perspektiven der Apotheke 2030. Dem folgt ein Kapitel zu den pharmazeutischen Dienstleistungen insbesondere zur Stärkung der Digitalisierung als Teil der Überlebensstrategie sowie kurze Kapitel zu Telemedizin, den gesetzlichen Bestimmungen zur Modernisierung und Digitalisierung im Gesundheitswesen sowie der Digitalisierung als Teil der Überlegensstrategie von Apotheken. Der allgemeine Teil der Publikation wird durch folgende drei Kapitel abgeschlossen: Bedeutung der Dienstleistungen aus der Apotheke für Patient:innen, Apotheken, Krankenkasse und Ärzt:innen, der Einführung von Dienstleistungen und Kosten für eine Dienstleistung. „Zeitgemäße Dienstleistungen“ ist der Titel des nächsten Kapitels mit folgenden Abschnitten:

  • Wie kommt die Ware zu den Kund:innen? Verfügbarkeit, Bestellung, Abholung, Versand, Lieferdienste.
  • Digitale Angebote vor Ort: Beratungspflichten und Zeitdruck, Diskretion, telepharmazeutische Beratung, digital vernetzte Formen, Apotheke als digitaler Lotse vom App über Messenger, Plattformen bis zum Online-Shop.
  • Spezielle Beratungsleistungen: Ernährungsberatung, Prävention von Krankheiten, Reisemedizin, Tabakentwöhnung, Verhütung und Schwangerschaft, Pflegebedürftigkeit, patientenindividuelle Fragestellungen.
  • Arzneimittelbezogene Dienstleistungen: Führen einer Kund:innendatei, Arzneimitteltherapiesicherheit, Schulung und Monitoring, Sichtbezug bei Opioid-Substitution, Stellen und Blistern, Impfen.
  • Bestimmung von Blutwerten und anderen Parametern: Gesetzliche Vorgaben, Blutdruck, Puls, Blutwerte, Körpergewicht, Haut- und Haaranalyse.
  • Verleih von Medizinprodukten: Milchpumpen, Babywaagen, Blutdruckmessgeräte, elektrische Vernebler, etc.
  • Pharmazeutische Dienstleistungen bei den Kund:innen: Kompressionsstrümpfe, Überprüfen von Hausapotheken sowie Verbandskästen, Vorträge, Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen, Umweltanalysen.

Diskussion

Die Publikation umfasst nach einer allgemeinen Einführung mit dem Schwerpunkt auf Digitalisierung eine systematische Darstellung der Dienstleistungen von Apotheken. Es werden alle Möglichkeiten für Dienstleistungen im Zusammenhang mit Digitalisierung von der Verblisterung bis hin zu Plattformen und Wearables angesprochen. Auch das Thema der Kosten ist mit dabei, sodass die systematische Betrachtung umfassend erscheint. Alleine es fehlt das Eingehen auf die Besonderheiten des Einzugsgebietes der jeweiligen regionalen Apotheke durch eine Standortanalyse. Dazu wäre auch das Identifizieren der relevanten Zielgruppen einer Apotheke zu zählen, da davon die patientenindividuellen Dienstleistungsangebote für die Patient:innen abhängen. So wird auch das Thema „Demografie“ nur indirekt angesprochen, wobei damit die Themen „abnehmende Mobilität“ zusammen mit den zunehmenden Selbstversorgungsdefiziten dieses Personenkreises etwas zu kurz kommen.

Das Thema der Verblisterung von Medikamenten ist zwar angesprochen, würde aber eine zielgruppenspezifische Erläuterung für die mobile und stationäre Versorgung sowie für alleinstehende Personen im Umkreis der regionalen Apotheken vertragen – von beeinträchtigten Personen ganz abgesehen. Damit könnte ein sichtbarer Beitrag der Apotheken zur Verminderung des Mangels an Pflegekräften geleistet werden.

Mit dem systematischen Denken der beiden Autoren wird ein erster, wesentlicher Schritt in die digitale Zukunft von regionalen Apotheken trotz Versandhandel getan. Dieser kann auch als Treiber der Entwicklung gesehen werden. Es spielen die zunehmenden Selbstversorgungsdefizite der Kund:innen nur implizit mit. Die Kund:innenorientierung sollte um einen Schritt weiter gehen in Anlehnung an eine patient:innenindividuelle Medikation. Den Leser:innen sollte in einem zweiten Band eine Hilfestellung für die systematische Analyse des eigenen Standortes ermöglicht werden. Diese muss mit den zunehmenden Selbstversorgungsdefiziten verbunden sein, da mit der Digitalisierung weitere Chancen für regionale Apotheken aufgegriffen werden können. Zusammengenommen ist die Publikation eine bemerkenswerte Leistung auf dem Weg in eine digital unterstützte Zukunft.

Fazit

Auf funktionaler Ebene reizt dieses Buch die Möglichkeiten der funktionalen Organisation ziemlich aus. Man könnte das Buch auch in Richtung systematischer Kreativität anwenden, in dem man Produkte und Zielgruppen miteinander verbindet. Der Reifegrad einer Organisation wäre hier in Richtung der Weiterentwicklung von Apotheken hilfreich. Insgesamt eine gute Basis.

Rezension von
Prof. Dr. Paul Brandl
war Professor für Organisationsentwicklung und Prozessmanagement an der FH Oberösterreich, Department für Sozial- und Verwaltungsmanagement und ist Berater insbesondere für die prozessbasierte Optimierung und Neugestaltung von sozialen Dienstleistern
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Es gibt 124 Rezensionen von Paul Brandl.

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ISSN 2190-9245