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Alexander Glas, Jochen Krautz et al.: Didaktik des Kunstunterrichts

Rezensiert von Svenja Rehse, 28.02.2025

Cover Alexander Glas, Jochen Krautz et al.: Didaktik des Kunstunterrichts ISBN 978-3-17-037595-6

Alexander Glas, Jochen Krautz, Hubert Sowa: Didaktik des Kunstunterrichts. Ein Lehrbuch für Studium und Praxis. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2023. 299 Seiten. ISBN 978-3-17-037595-6. 36,00 EUR.

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Thema

Alexander Glas/Jochen Krautz/​Hubert Sowa geben in ihrem Buch „Didaktik des Kunstunterrichts. Ein Lehrbuch für Studium und Praxis“ einen Überblick über die Grundlagen des Kunstunterrichts im Dreieck und Spannungsfeld von Handwerk, Gestaltung und Inhalt (HGI) und zeigen auf, wie und unter welchen kunstwissenschaftlichen und kunstpädagogischen Prämissen eine Didaktik guten Unterrichts grundsätzlich und explizit am Beispiel von 15 Praxisfeldern gelingen kann. Das Buch behandelt: Zeichnung, Malen, Plastisches Formen, Skulpturales Gestalten, Keramisches Formen, Bauen, Montieren und Konstruieren, Fotografieren, Film und Filmen, Drucken, Werken, Produktdesign, Typografie, Grafik-Design und Kommunikationsdesign, Architektur, Performative Kunstformen, Konzeptuelle Kunstformen.

Die Autoren greifen digitale Medien nicht explizit auf, sehen diese aber als Teil der genannten Praxis. Die 15 Felder sind ausdifferenziert in die Segmente Allgemeine Gegenstandsklärung, Inhalte, Struktur des Gegenstandsfeldes, Bildungsziele und Bildungspotenziale, Könnensstrukturen und Lehrerstrukturen, Altersbezug.

Das Lehrbuch leitet Kunst als Unterricht, Methodik und Didaktik kunstwissenschaftlich, historisch und kunstpädagogisch her und zeigt auch jüngere Strömungen, die teils konträr zu heutiger Didaktik stehen.

Das Kind als Künstler, das „richtige“ Maß von Anleitung, technischer Unterweisung und der Freiheit zum Selbsterproben in Abgrenzung zu Beliebigkeit, die Bedeutung der künstlerischen Lehrpersönlichkeit und Positionen zu Nachahmung, Zeigen und Enthusiasmus (Mimesis, Deixis und Impuls/​Energie/​Begeisterung) werden dargestellt.

Recherchen und flüssiges Wissen als Kompetenzen der Unterrichtenden, Wissen um die Entwicklung der Kinderzeichnung, lebensweltliche Themeninteressen der SchülerInnen und Anknüpfungen an Kunst und Werke in Theorie und als visuelle Grundlage für Auseinandersetzung und Aneignung stellen einige Facetten der Publikation dar.

Abschließend wird Unterrichtsplanung konkret und gleichermaßen als übergeordnete Strukturierungshilfe dargestellt. Die Methodik des Kunstunterrichts ergänzt sich mit Themen wie Präsentieren in Form von Ausstellungen und Beurteilen und Bewertungen.

Autoren

Prof. Dr. phil. Alexander Glas studierte Malerei, Kunstgeschichte, Kunstpädagogik und Philosophie und arbeitet als Kunstpädagoge im gymnasialen Lehramt. Von 2006 bis 2011 war er Professor für Kunstpädagogik/Ästhetische Erziehung an der Universität Passau.

Prof. Dr. phil. Jochen Krautz ist nach seiner Tätigkeit als Lehrer für Kunst und Latein Professor für Kunstpädagogik an der Fakultät für Design und Kunst an der Bergischen Universität Wuppertal. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Kunstpädagogik, Kunstdidaktik, Bildungstheorie und Bildungspolitik. Auch Prof. Dr. phil. Hubert Sowa war zunächst 20 Jahre im Lehramt in Bamberg tätig, von 2001 bis 2021 arbeitete er als Professor für Kunst und ihre Didaktik an der pädagogischen Hochschule Ludwigsburg am dortigen Institut für Kunst, Musik und Sport. Er ist Mitherausgeber von Schulbüchern (Lehrwerk Kunst im Klett Verlag). Alle drei Autoren sind im kunstpädagogischen Forschungsverbund IMAGO/​Zeitschrift für Kunstpädagogik aktiv: J. Krautz als Gründungsmitglied, A. Glas und H. Sowa als Mitherausgeber.

Entstehungshintergrund

Das Autorentrio ist geprägt durch langjährige fachliche Zusammenarbeit im Kunstpädagogischen Forschungsverbund IMAGO und die gemeinsame Herausgabe der gleichnamigen Zeitschrift für Kunstpädagogik. Das Lehrbuch reagiert auf Herausforderungen im aktuellen Bildungsdiskurs und bietet Grundlagen für ein differenziertes Verständnis der Kunst und des Bildes in verschiedenen Kontexten und medialen Konstrukten der Gegenwart. Kunst als existenzielles anthropologisches Fundament, als Spiegel menschlicher Wahrnehmungs- und Handlungsfelder, wird aufbereitet und in methodisch-didaktische Vermittlungsprozesse überführt. Das Lehrbuch trägt damit zur wissenschaftlichen Gestaltung des Unterrichts bei.

Aufbau

Das Buch Alexander Glas/Jochen Krautz/​Hubert Sowa Didaktik des Kunstunterrichts. Ein Lehrbuch für Studium und Praxis hat das Format Din à 5 und umfasst 299 Seiten, 19 Seiten davon bilden im Kapitel VI den Anhang mit Literaturverzeichnis, Bildbeiträgen und einem Stichwortverzeichnis. Die ersten beiden Kapitel befassen sich mit der Themeneinordnung und den theoretischen Grundlagen, Kapitel III und IV stellen den Transfer in die Unterrichtspraxis dar, Kapitel V bilanziert und ergänzt um Möglichkeiten und Grenzen didaktischer Lehre.

Inhalt

Die Publikation Didaktik des Kunstunterrichts versteht sich als grundlegende Einführung in didaktisches Denken und unterrichtliches Handeln in der Kunstpädagogik. Ausgehend von der komplexen Aufgabe des Kunstunterrichts jungen Menschen Bildungserfahrungen im Feld von Kunst und visueller Gestaltung zu vermitteln, gibt das Buch eine Übersicht über klassischen Kulturtechniken und Disziplinen wie Zeichnen, Malen, plastisches Gestalten im Anwendungsbezug auf Bildungsziele und praktische Planung und methodische Umsetzung im Unterricht. Das Buch umfasst die Altersgruppen vom Vorschulalter bis zur Jugendzeit und entwickelt entsprechend begründete, altersangemessene Anwendungsmöglichkeiten. Es bietet einen systematischen und schulformübergreifenden Überblick über didaktische und methodische Aufgaben der Vorbereitung und Durchführung, die sich der Gesamtheit der BerufseinsteigerInnen: Studierende, Referendare, Lehrende, Berufsquereinsteigenden stellen.

Den Schwerpunkt und umfangreichsten Teil bildet die Gestaltungspraxis. Mit 15 künstlerischen Feldern und deren umfangreicher Analyse mit Herleitung, Untersuchung und Darstellung möglicher Anwendungspraxis werden diese ausgewählten Gegenstandsfelder plastisch und konkret und in der jeweiligen inhaltlichen und bildungstheoretischen Richtung exemplarisch erläutert und bilden so eine Grundlage der persönlich-fachlichen Aneignung, Vertiefung und Anwendung.

Es ist die Absicht der Autoren, differenziertes Verständnis von Kunst und auch des Bildes in diversen Kontexten und medialen Konstrukten der Gegenwart als fundamentales Rüstzeug angehender KunstpädagogInnen eindrücklich zu machen und wissenschaftlich herzuleiten. Kunst als orientierende Größe, um Phänomene der Welt in ihren Dimensionen, Zuständen und Veränderungen zu lesen, zu begreifen, zu reflektieren, aber auch zu gestalten und Relation zur Bildpraxis herzustellen, sind Themen des Lehrbuchs. Die Grundlagen und Querverweise werden in diesem Fachbuch grundlegend geboten. Kunstdidaktische Theoriebildung in komplexen Bezugssystemen muss wechselseitige Spannungen ausbalancieren, dies wird im Buch angestrebt mit den Aspekten: Bezug zu Inhalten, Bezug zum anthropologischen und entwicklungsmäßig begründeten Bildbedürfnis von Kindern und Jugendlichen, Bezug zu gestaltungspraktischen Erfahrungen, Bezug zu aktuellen Bildkulturen mit dem Fokus Digitalisierung und den Fokus Globale Medienpräsenz, Bezug zur Kunst als kulturstiftende und gesellschaftliche Bedeutung und als existenzielle und personale Sinndimension. Abschließend wird das kunstpädagogische Scheindilemma der zwei tragenden Säulen des Kunstunterrichts: Kunst/​Kunstgeschichte/​Kunstwissenschaft und die Gestaltungspraxis der Schülerschaft diskutiert.

Diskussion

Das Buch ist ein Gemeinschaftswerk der drei Autoren Alexander Glas/Jochen Krautz/​Hubert Sowa, individuelle Beiträge sind nicht explizit kenntlich gemacht. Die fundierte, fachwissenschaftliche Erfahrung wird durchgängig deutlich. Kompakt, klar strukturiert und komprimiert ist es ein Grundlagenwerk, das aber gleichermaßen auf Nachbardisziplinen verweist und den weiteren Kontext immer wieder impulshaft einbezieht. Die Vertiefung und weitere Ausdifferenzierung obliegen den Lesenden je nach unterrichtlicher Situation und Herausforderung, persönlichem oder fachlichem Bedarf und Neigung. Die Autoren geben zahlreiche Hinweise, die über den Fokus des Buches hinausweisen: kunstgeschichtlich, kunstwissenschaftlich, methodisch und materialbezogen. Mit der Publikation Didaktik des Kunstunterrichts liegt ein fokussiertes Lehrbuch vor, das seinen Namen zu Recht trägt und Studierenden und Praktikern Basiswissen an die Hand gibt aber auch weiterführende Denkanstöße für Planung, Umsetzung, Reflexion und Nachbereitung des Unterrichts in allen Jahrgangsstufen bietet. 

Fazit

Das Buch bietet theoretisches und praktisches Rüstzeug für kompetente und reflektierte klassen- und schulartübergreifende Unterrichtsgestaltung und leitet das praktische Handeln differenziert in 15 praktischen Feldern mit kunstwissenschaftlicher und kunstpädagogischer Herleitung an. Es werden heutige Anforderungen aus der Geschichte der Didaktik und der Kunstwissenschaft hergeleitet und die inhaltlichen Spannungsfelder, komplexe Handlungs- und Entscheidungsmatrix der Unterrichtsgestaltung aufgezeigt, sodass ein adressatenorientierter Kunstunterricht realisiert werden kann.

Rezension von
Svenja Rehse
M.A., Dozentin Pädagogik (Fach-/Hochschulen) und Kunsttherapie
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Es gibt 22 Rezensionen von Svenja Rehse.

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ISSN 2190-9245