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Tanja Kleibl, Caroline Schmitt et al. (Hrsg.): Krieg, Konflikt und Soziale Arbeit

Rezensiert von Julia Besche, 20.03.2025

Cover Tanja Kleibl, Caroline Schmitt et al. (Hrsg.): Krieg, Konflikt und Soziale Arbeit ISBN 978-3-7799-7501-4

Tanja Kleibl, Caroline Schmitt, Karsten Kiewitt, Ronald Lutz (Hrsg.): Krieg, Konflikt und Soziale Arbeit. Herausforderungen, Visionen und Praxen zur Friedensgestaltung. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2024. 568 Seiten. ISBN 978-3-7799-7501-4. D: 48,00 EUR, A: 49,40 EUR.

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Thema

Spätestens seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine scheint das Thema Krieg in Europa zunächst allgegenwärtig. Dabei ist diese Auseinandersetzung nur eine von vielen weltweit, der Weltfriedens-Index war oder ist in den letzten fünfzehn Jahren dreizehn Mal rückläufig. Dazu tragen kriegerische Auseinandersetzungen in Israel und dem Gazastreifen, Waffen- und Bandengewalt in Haiti, Kämpfe im Südsudan ebenso bei wie Konflikte im Jemen, Kolumbien und an vielen anderen Orten der Erde. Und bei dieser Aufzählung wird bereits deutlich, wie unterschiedlich präsent diese Kriege und Konflikte in den Medien und damit in der Wahrnehmung von Menschen sind. Es bedarf der aktiven Bemühung um ein Verstehen der einzelnen Auseinandersetzungen mit ihren jeweils eigenen politischen Ökonomien und darin verborgenen geopolitischen Ansprüchen. Um dieses Verstehen bemühen sich unterschiedliche Professionen und Disziplinen, darunter auch die Soziale Arbeit, das Thema Krisen- und Konfliktforschung wird durch sie jedoch eher randständig behandelt. Der vorgelegte Sammelband unternimmt den Versuch, eine kritische Auseinandersetzung mit Kriegen und Krisen anzustoßen und stellt im Schwerpunkt die Frage danach, was Frieden ausmacht und welche Machtverhältnisse und Begrenzungen ihn verhindern oder begrenzen. Darüber hinaus stellt der Sammelband die Frage, was zur Schaffung von Frieden, für Friedensbildung und Peacebuilding notwendig ist und welche Rolle die Soziale Arbeit hierbei einnehmen kann.

Aufbau

Der umfangreiche Sammelband der Herausgeber:innen Caroline Schmitt, Karsten Kiewitt, Tanja Kleibl und Ronald Lutz umfasst 32 Kapitel auf 560 Seiten. Diese strukturieren sich in die Themengebiete Einführungen in den Band, Theoretische und historische Zugänge, Arbeits- und Handlungsfelder, Praxen und Projekte sowie Visionen, welche jeweils zwei bis neun Kapitel umfassen. Der Band schließt mit einem Nach-Denken.

Inhalt

I Einführungen in den Band

Die Einführungen in den Band bestehen aus zwei Kapiteln, in welchen Claudia Brunner unter dem Titel „Stell dir vor, es ist Krieg… Diskursive, kognitive und affektive Militarisierung“ jene Mechanismen in den Blick nimmt, welche die Öffentlichkeit und die Diskurse um kriegerische Handlungen bestimmen und diese letztlich legitimieren sollen.

Das zweite Kapitel stellt unter dem Titel „Frieden zwischen Utopie und Ironie. Eine Grundfrage von Friedensforschung und Friedenpädagogik“ die Frage nach einem sinnvollen Verhältnis der Friedensforschung zur Utopie eines friedvollen Zusammenlebens: „Wir erforschen die Möglichkeiten des Friedens, seiner Herbeiführung und Sicherung“ (S. 33), so der Autor Werner Wintersteiner zum Ende seines Beitrages, wenngleich er anmahnt, sich der Risiken utopischen Denkens bewusst zu sein.

II Theoretische und historische Zugänge

Der zweite thematische Abschnitt des Bandes beginnt mit dem Kapitel „Krieg und Frieden. Eckpunkte einer laufenden Debatte“. Der Autor Reinhard Meyers bemüht sich auf knapp 30 Seiten um eine Einordnung dieser Begriffe unter Berücksichtigung historischer wie zeitgenössischer Diskurse.

Die „Kriegsgesellschaftstheorie und ihre Konsequenzen für die Friedensbildung“ thematisiert Volker Kruse. Ausgehend von den beiden Weltkriegen beschreibt er die kriegsbedingten Transformationen dieser Zeit. Einführend werden Basistheoreme der Kriegsgesellschaftstheorie zunächst dargestellt, um sie anschließend am historischen Beispiel des Ersten Weltkrieges zu verdeutlichen. Das gegenwärtige Beispiel des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine nutzt der Autor zur Erörterung der Frage nach Möglichkeiten und Grenzen der Friedensbildung in großen und tendenziell totalen Kriegen.

Daran schließt sich Andreas Oberprantacher mit dem Kapitel „Gegen die Logik des Krieges. Für eine Theorie und Praxis des friedfertigen Widerstands“ an. Dieses versteht der Autor als einen Diskussionsbeitrag, jedoch weniger als eine Beantwortung der Frage, welche Vergesellschaftungsform zu einer friedlicheren Welt führen würde. Dabei liegt sein Schwerpunkt auf „der philosophischen Theorie sozialer Praxis des (potenziell) friedfertigen Widerstands“ (S. 87).

Cinur Ghaderi widmet sich dem Thema „Gender, Frieden und Soziale Arbeit“ und beleuchtet den Zusammenhang aus einem feministischen und intersektionalen Zusammenhang. Anhand der geschlechtsspezifischen Dimensionen von Krieg wird das komplexe Zusammenspiel von Gender, Macht und Frieden für globale, gesellschaftliche Ordnungen verdeutlicht.

Der Frage nach einem positiven Frieden sowie dem sozialarbeiterischen Handeln und dem Kampf um soziale Gerechtigkeit seit dem späten 19. Jahrhundert widmet sich Andrea Frieda Schmelz anhand der biografischen Skizze Mentona Mosers. Dabei fokussiert die Autorin die Frage, wie das Wirken Mosers in der Geschichte Sozialer Arbeit als radikaler Weg sozialer (Friedens-)Praxis im Kontext der beiden Weltkriege zu verorten ist.

III Arbeits- und Handlungsfelder

Ruth Seifert fokussiert in ihrem Beitrag „Soziale Arbeit und kriegerische Konflikte. Probleme der ‚Menschenrechtsprofession‘“ die Frage nach einer menschenrechtlichen Praxis Sozialer Arbeit in kriegerischen Konflikten bzw. den damit verbundenen ungelösten Problematiken und Antinomien.

An diese Überlegungen schließt Karsten Kiewitt mit „Healing the relations. Ansätze Indigener Friedensstiftung“ an. Er plädiert in seinem Beitrag dafür, hinsichtlich einer nachhaltigen Gestaltung von Frieden den „westlichen Container“ (S. 161) zu verlassen und darüber hinaus auch von traditionellen Indigenen Praktiken der Friedensgestaltung zu lernen.

Der folgende Artikel von Silke Birgitta Gahleitner und Barbara Pammer widmet sich dem Thema der „Psychosozialen traumasensiblen Unterstützung in und nach dem Krieg“. Er thematisiert die Herausforderungen geflohener Menschen vor dem Hintergrund des Asylverfahrens, von Chancenungleichheit, Diskriminierung und Stigmatisierung im Aufnahmeland. Die Autor*innen plädieren für eine psychosoziale Versorgung, die Gefahrenpotenziale zu bannen im Stande ist, und fachgerechte Begleitung und Chancen einer gelungenen Integration eröffnet.

Einen englischsprachigen Artikel steuern Katharina Wezel, Anke Kaschlik, Malith De Silva, Pia Hollenbach, Nishara Fernando, Kati Orru und Merilyn Viin bei. Dieser trägt den Titel „Exploring the Nexus of Peacebuilding an Disaster Recovery. The Role of Social Work in Sri Lanka and Estonia“. Die Autor*innen thematisieren in ihrem Beitrag die Bedeutung der Sozialen Arbeit in Krisensituationen und ihren Beitrag zu einer nachhaltigen und gesunden Entwicklung. Dies wird anhand von zwei Fallstudien illustriert: der Bürgerkrieg in Sri Lanka (dem globalen Süden) und der Flüchtlingssituation in Estland mit Menschen aus der Ukraine (dem globalen Norden). Beide Fälle zeigen, wie sich die Soziale Arbeit in unterschiedlichen Kontexten mit bewaffneten Konflikten und Wiederaufbauprozessen auseinandersetzt, wobei sie mit unterschiedlichen politischen, historischen und sozialen Rahmenbedingungen konfrontiert ist. Trotz der Unterschiede bietet der Artikel wertvolle Einblicke in die Rolle der Sozialen Arbeit in komplexen Kontexten ab.

Am Beispiel der psychosozialen Versorgung von Menschen, die Krieg und Menschrechtsverletzungen überlebt haben, verdeutlichen Lea Flory, Larissa Kunze und Katja Mériau den „Umgang mit Betroffenen von Krieg, Gewalt und Folter und den gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen“. Dabei konkretisieren sie die Perspektiven der Friedensförderung sowie des Ansatzes der Psychosozialen Zentren (PSZ) für Geflüchtete in Deutschland und skizzieren anhand von drei Spannungsfeldern die Auswirkungen der jeweiligen Perspektiven. Diese definieren sie als Lernfelder, welche ermutigen sollen, verschiedene Blickwinkel einzunehmen und die eigene Praxis zu reflektieren.

Thematisch schließt sich das folgende Kapitel mit dem Titel „(Psycho-)Soziale Arbeit mit Kriegsbetroffenen. Sekundärtraumatisierung und Burnout vermeiden“ von Iris Rademacher und Dima Zito an. Dieser Artikel verfolgt das Ziel, verschiedene Perspektiven aus der sozialarbeiterischen Praxis sichtbar zu machen. Anhand der Befragung von sechs Fachkräften, dem Bezug auf eigene Erfahrungen aus (psycho-)sozialer Arbeit sowie Supervisionen und Fortbildungen in diesem Bereich widmen sich die Autor*innen u.a. Fragen nach den Auswirkungen der Zunahme kriegerischer Auseinandersetzungen und damit verbundenen Fluchtbewegungen für die Fachkräfte Sozialer Arbeit sowie Möglichkeiten der Vermeidung von Sekundärviktimisierung und Burnout.

Norbert Frieters-Reermann widmet sich ausgewählten Spannungsfeldern der Friedenspädagogik und den daraus resultierenden Konsequenzen für die professionelle Reflexivität pädagogischer Fachkräfte. In seinem Artikel „Friedensbildung und professionelle Reflexivität. Ausgewählte Spannungsfelder der Friedenspädagogik und Reflexionsanregungen für Fachkräfte“ skizziert er die Komplexität und Vielschichtigkeit von Konfliktdynamiken und schließt daran ein Modell zur Erweiterung vorhandener Kompetenzmodelle an.

Johanna Heimbach, Wassilios Baros und Ronald Lutz stellen im Kapitel „Peacebuilding im Spiegel der Fachkräfte. Ergebnisse aus dem Projekt 'ProPeace'“ die Ergebnisse einer internationalen explorativen Studie zur Untersuchung von Bedarfen und Perspektiven von Professionellen in der Arbeit im Peacebuildung vor.

Die Rolle der Profession Sozialer Arbeit sowie der professionell Handelnden im Kontext von Friedensbildung und Friedensbildung wie auch der curricularen Verankerung dieser Themen im Sozialarbeitsstudium fokussiert Kristin Sonnenberg in ihrem Beitrag „Friedensbildung im Studium Soziale Arbeit“.

IV Praxen und Projekte

Dieser Teil des Sammelbandes beginnt mit dem Beitrag von Tina Heinig, Marie Mauersberger und María Adela Vergara Lopez, der sich unter dem Titel „'Überlebende'. Biografische Erfahrungen aus Kolumbien“ mit dem gleichnamigen Buch der Autorin María Adela Vergara Lopez, welche auch am vorliegenden Kapitel beteiligt ist, beschäftigt. Ergänzend zur Darstellung des Buches „Überlebende“ stellen die Autor*innen in ihrem Beitrag Hintergrundinformationen zur Verfügung und fokussieren dabei die Nachricht des zugrunde gelegten Werkes: „sich gemeinsam zu organisieren und gegenseitig zu unterstützen, um ein Kolumbien ohne Gewalt, Korruption, Unterdrückung, Armut und Hunger zu schaffen, in dem jede*r politisch teilhaben kann“ (S. 291).

Auch der folgende Beitrag widmet sich Kolumbien, dieses Mal jedoch unter dem Titel „Spotlight: Menschenrechte und Friedensbildung in Kolumbien. Kolumbianische Frauen als Akteurinnen in der Friedensarbeit“, geschrieben von Maria Mauersberger. Diese sind unmittelbar von Krieg und Menschenrechtsverletzungen betroffen, erleben Gewalt durch verschiedene bewaffnete Gruppen und widmen sich dennoch zeitgleich der Versorgung ihrer Familien. Der Artikel fokussiert Organisationen von Frauen, welche täglich an der Friedensbildung und der Verbesserung der Lebenssituation von Menschen arbeiten.

Daran schließt sich, wiederum Kolumbien thematisierend, ein englischsprachiger Beitrag von Philipp Naucke mit dem Titel „Peasant Peacebuilding. Colombian Peace Communities as Rural Peace Agents“ an. Auf der Grundlage seiner Feldforschung in den Peace Communities von San Jose zwischen 2006 und 2022, sowie teilnehmender Beobachtungen und ethnographischer Interviews skizziert der Autor zunächst den geohistorischen Kontext des Konfliktgebiets um San Jose. Anschließend beschreibt er die Lebensbedingungen dieser bäuerlichen Gemeinschaft und die Herausforderungen, denen sie sich stellen muss. Daran schließt die Darstellung ihrer sozio-politischen und wirtschaftlichen Organisation sowie der alltäglichen Strategien und Solidaritätsbeziehungen, die das Überleben dieser Peace Community in einer Konfliktregion ermöglichen, an. Abschließend erörtert Phillipp Naucke die friedensfördernden Auswirkungen und Potenziale der Aktivitäten der Peace Community und die Rolle, die der bäuerliche Lebensstil, die bäuerliche Identität und die Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt in diesem Prozess spielen.

Stefan Ofteringer beteiligt sich mit dem Thema „Menschenrechte als Leitplanken für die Friedensarbeit. Das Beispiel der Suche nach gewaltsam verschwundenen Personen in Kolumbien“ am vorliegenden Sammelband.

Der anschließende Artikel, wiederum englischsprachig, ist in Bosnien und Herzegowina lokalisiert. Er trägt den Titel „’The Unbearable Presence of Absence’. On gendered experience of loss, mourning and the resilience among women in the families of the missing persons in Bosnia and Herzegowina“, verfasst von Sanela Bašić.

Der kurdischen Region des Irak widmen Cinur Ghaderi und Luqman Saleh Karim ihren Beitrag mit dem Titel „Peace and Peacebuilding in the Face of Ambivalent Tensions. Peacebuilding through Social Work in a Post-war Region with Ongoing Instability using the Example oft the Kurdistan Region of Iraq“.

Sebastian Schäfer nimmt in seinem Beitrag „Regionale Perspektiven auf den Krieg in der Ukraine“ die Entwicklungen zwischen der Ukraine und der Europäischen Union in den Blick. Er thematisiert unterschiedliche regionale Perspektiven auf den Angriffskrieg durch Russland, insbesondere aus Mittel- und Osteuropa. Weiterhin stellt er unterschiedliche Zukunftsszenarien vor.

Der Beitrag von Karin E. Sauer, Penine Uwimbabazi und Shukulu Murekatete trägt den Titel „Erinnerungsarbeit in Post-Konflikt-Gesellschaften – Blumen der Versöhnung. Die Entwicklung dekolonialer und regenerativer Praxen am Modell des ruandischen Projekts Umucyo Nyanza“. An diesem aktuellen Beispiel verdeutlichen sie individuelle Positionierungen von Projektteilnehmenden aus Ruanda und Deutschland und beleuchten dabei auch die historische Verbindung beider Länder in der deutschen Kolonialgeschichte.

Die „Partizipative Aktionsforschung am Rande eines bewaffneten Konflikts. Der Aufschrei nach Mitbestimmung in Nordmosambik“ wird durch Imedy Condelaque, Hafiz Jamú, Tanja Kleibl, Amélia Magaia, Rude Matinada und Ronia Sengfelder thematisiert.

V Visionen

Dieser Teil des Sammelbandes beginnt mit einem postaktivistischen Zugang zur pädagogischen Auseinandersetzung mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt in Deutschland. Yari Or reflektiert im Beitrag „Am Ende des Seils. Reflexionen zur postaktivistischen pädagogischen Bewältigung des israelisch-palästinensischen Konflikts in Deutschland“ ihre Erfahrungen sowie die daraus resultierenden Erkenntnisse ihrer Tätigkeit aus pädagogischen Interventionen zum Konflikt in Berliner Schulen.

Daran schließt Arnold Köpcke-Duttler mit seinem Beitrag „Ziviler Ungehorsam gemäß Hannah Arendt und Jürgen Habermas“ an.

Mit dem auf Gewaltfreiheit ausgerichteten Selbstverständnis der Profession Sozialer Arbeit sowie ihren Handlungsmöglichkeiten zu den Vereinten Nationen teilt Josef Freise seine Überlegungen im Beitrag „Soziale Arbeit und der Krieg. Aktive Gewaltfreiheit im Selbstverständnis einer pazifistischen Wissenschaft und Profession“.

Anhand des Kunstprojekts „Kunsttasche“ gibt Caroline Schmitt einen Einblick in das verbindende Potenzial von Kunst in Kriegszeiten und darüber hinaus. Gestützt auf Gruppeninterviews mit Teilnehmenden verdeutlicht sie, wie ein Kunstprojekt in Zeiten des Krieges transnationale Netzwerke nutzt und mit Kunst im öffentlichen Raum ein breites Publikum erreicht mit dem Ziel, neue Wege des verbindenden Miteinanders über Grenzen hinweg zu schaffen. Der englischsprachige Artikel trägt den Titel „Public Art in Times of War. Fostering Peace and Transformative Connections“.

Hans Karl Peterlini widmet sich mit seinem Artikel „Eine notwendige Utopie. Global Citizenship Education als nachhaltige Friedensbildung“. Ausgehend vom Spannungsfeld zwischen normativer Programmatik und wissenschaftlicher Unschärfe nimmt der Autor die Potenziale der Global Citizenship Education für eine nachhaltige Friedensbildung in den Blick.

Die Notwendigkeit der Erweiterung von Lehrpraxen hin zur Stärkung der Selbstkompetenzen zukünftiger Sozialarbeiter*innen durch erfahrungsbasierte, partizipative Ansätze in bestenfalls interkulturellen Kontexten erläutern Hannah Reich und Aimée Ghanem in ihrem Artikel „Opfer/​Retter… oder bewusster Mitgestalter und Transformateur? Plädoyer für partizipatives, erfahrungsbasiertes Lernen/​Lehren und für Persönlichkeitsentwicklung in der Hochschulbildung der Internationalen Sozialen Arbeit“.

VI Nach-Denken

Ronald Lutz schreibt hier einen essayistischen Beitrag im Versuch einer Annäherung an das komplexe, dialektische, widersprüchliche und herausfordernde Thema „Krieg und Frieden“, welches den Beitrag auch überschreibt. Er gibt an dieser Stelle seine Gedanken zur Beziehung zwischen Krieg und Frieden preis, welche seitens der Leser*innen keineswegs als essenziell verstanden werden sollen.

Diskussion

Nach der Lektüre dieses Sammelbandes wird deutlich, dass eine strukturelle Integration der Themen Krieg und Frieden in die Disziplin der Sozialen Arbeit essenziell ist. Obwohl die Soziale Arbeit, insbesondere in Regionen des Globalen Südens und Osteuropa, bereits über umfangreiche Praxiserfahrungen im Umgang mit Krieg und dessen Folgen, sowie im Peacebuilding und in Transformationsprozessen verfügt, mangelt es an einer umfassenden theoretischen und methodischen Aufarbeitung dieses Wissens. Der behandelte Band zielt darauf ab, diese Erfahrungen zu bündeln und die friedensorientierte Soziale Arbeit durch den Dialog vielfältiger Perspektiven, Praktiken und Visionen weiterzuentwickeln.

Fazit

Das Buch liefert eine umfassende Analyse von Konflikten und Kriegen und skizziert zugleich Ansätze, wie sich die Soziale Arbeit als Menschenrechts- und Friedensprofession definiert hat und weiterhin definieren muss. Die Soziale Arbeit steht vor der Aufgabe, sich stärker mit Konflikten und deren nationalen und internationalen Auswirkungen auseinanderzusetzen, da diese das Leben der Menschen wesentlich beeinflussen und soziale Ungerechtigkeiten sowie individuelle und soziale Probleme verstärken. Daher muss die Soziale Arbeit, gemeinsam mit anderen Professionen, Peacebuilding als eine ihrer zentralen Aufgaben betrachten. Der Band präsentiert ausgewählte Aspekte, die diese Herausforderung illustrieren und zur Diskussion anregen.

Rezension von
Julia Besche
Verwalterin der Professur für Normative Rahmungen der Sozialen Arbeit an der HAWK Holzminden
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Es gibt 6 Rezensionen von Julia Besche.

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ISSN 2190-9245