Mark Schieritz: Zu dumm für die Demokratie?
Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 11.02.2025

Mark Schieritz: Zu dumm für die Demokratie? Wie wir die liberale Ordnung schützen, wenn der Wille des Volkes gefährlich wird. Droemer Knaur (München) 2025. 160 Seiten. ISBN 978-3-426-56463-9. D: 14,00 EUR, A: 14,40 EUR.
Herrschaft des Volkes
Demokratie, so das Winston Churchill zugeschriebene Bonmot, sei die schlechteste aller Regierungsformen – aber es gäbe keine bessere. Das drückt aus, dass die Herrschaft des Volkes nicht vom Himmel fällt, auch nicht in den Genen der Menschen liegt, und auch nicht von Mächtigen in der Welt verordnet oder verdammt werden kann, sondern Menschenwerk ist. Das bedeutet, dass die Demokratie frei und gleich gelebt und verteidigt werden muss: „Die liberale Demokratie ist darauf angewiesen, dass sie um ihrer selbst willen für legitim erachtet wird (Mark Schieritz, Verlernen wir die Demokratie?, in: DIE ZEIT, Nr. 4 vom 23. 1. 2025, S. 7). Der anthrôpos, der Mensch, ist ein verletzliches und irrendes Lebewesen im Rund von Erde und Kosmos. Die Regierungsform „Demokratie“ hat Ecken und Kanten, positive und negative Auswirkungen. Sie zu kennen und sich intellektuell, kognitiv und emotional auseinanderzusetzen, das ist Selbstdenken und seinen Verstand zu benutzen (Armin Groh, Die blinden Flecken der Demokratie, 2023, www.socialnet.de/rezensionen/30961.php).
Entstehungshintergrund und Autor
In den Zeiten von Ego-, Ethnozentrismen, Rechtsradikalismus und Populismus ist der Mensch aufgefordert, die Demokratie zu verteidigen. Der Journalist Mark Schieritz ist stellvertretender Leiter des Politikressorts der Wochenzeitung DIE ZEIT, Er setzt sich insbesondere mit Fragen des ökonomischen und ökologischen, lokalen und globalen Wirkens der Menschen auseinander und warnt vor kapitalistischen, pekuniären Entwicklungen. Mit seinem Debattenbuch und Zwischenruf gibt er zu bedenken und fragt: „Hat das Wahlvolk wirklich immer recht?“. Nur dann, wenn humane, demokratische, freiheitliche Verantwortung herrscht!
Aufbau und Inhalt
Neben der Einleitung, in der Schieritz sich mit dieser Frage auseinandersetzt, in der er die Bedeutung von „Wahrheit“ und „Demokratie „als humane Tugenden thematisiert, vor Primitivismus und Dummheit warnt und gegen vulgäres, populistische, rassistisches, würdeloses Denken und Tun vorgeht, gliedert er seinen Diskurs in sieben Kapitel: „Mein Wille geschehe“- als ein Ritt durch die Demokratiegeschichte: „Stadt, Land, Frust“ – als rurale und urbane Entwicklung; „Demokratie in der Polykrise“ – als legitimatorische Veränderungsprozesse; „Was ihr wollt“ –als freie Willensentscheidung: “Sind wir zu dumm für die Demokratie?“ als intellektuelle Herausforderung des zôon politikon; „Die Grenzen der Demokratie“ – als „Einhegung des Volkswillens“; „Wie Demokratien überleben“ – als individuelle und kollektive Versicherung und Vernetzung.
Diskussion
Es gibt nichts Besseres und Menschenwürdigeres als die Demokratie. „Die Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte bilden die Grundlage der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt“ (Menschenrechtsdeklaration, 1948). In allen demokratischen Verfassungen sichert die Rechtsstaatlichkeit das demokratische Mehrheitsprinzip ab und schränkt es gleichzeitig durch humane Pflichten ein. Es sind die intellektuellen Herausforderungen, die danach Ausschau halten lassen, wie es gelingen kann, dass die Menschheit gebildet und aufgeklärt sein wird.
Fazit
Es kann nicht genug getan werden, in familialen, schulischen, medialen Zusammenhängen dafür einzutreten, dass die Menschen freiheitlich, menschenwürdig, demokratisch zusammenleben. Mark Schieritz zeigt Wege und Aktivitäten dazu auf. Sein Debattenbuch ist geeignet für gastliche und Diskussionsrunden, in Schulen, Erwachsenenbildungseinrichtungen und Hochschul-Seminaren.
Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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