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Sebastian Klein: Toxisch Reich

Rezensiert von David Kreitz, 31.03.2025

Cover Sebastian Klein: Toxisch Reich ISBN 978-3-98726-138-1

Sebastian Klein: Toxisch Reich. Warum extremer Reichtum unsere Demokratie gefährdet. Wir müssen reden – über Geld, Steuergerechtigkeit, Milliardär:innen, Umverteilung und die Verteidigung unserer Demokratie. oekom Verlag (München) 2025. 208 Seiten. ISBN 978-3-98726-138-1. D: 19,00 EUR, A: 19,60 EUR.

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Thema

In Deutschland gehört dem reichsten Prozent der Bevölkerung mehr als ein Drittel des gesamten Vermögens – Tendenz steigend. Das wirft Fragen auf: Woher kommt dieses Vermögen der Allerreichsten überhaupt? Warum streicht die Politik eher beim Bürgergeld, als Vermögen zu besteuern und Steuerschlupflöcher zu stopfen? Und was macht es mit einer Gesellschaft, wenn eine kleine Gruppe immer mehr wirtschaftliche und dadurch auch politische Macht vereinnahmt? In »Toxisch reich. Warum extremer Reichtum unsere Demokratie gefährdet« beleuchtet Sebastian Klein, wie die extreme Konzentration von Vermögen nicht nur unsere Demokratie aushöhlt, sondern auch die Klimakrise und soziale Ungleichheiten verschärft.

Autor

Sebastian Klein ist Psychologe, Unternehmer und Autor. Er gründete unter anderem Blinkist und Neue Narrative. Als er durch den Verkauf von Blinkist über Nacht zum Multimillionär wurde, entschied er, einen Großteil seines Vermögens aufzugeben und gemeinnützig zu widmen. Im Mai 2023 ging ein Beitrag dazu in den sozialen Medien viral und erreichte über zwei Millionen Menschen, es folgten zahlreiche Medienauftritte. Im Magazin Neue Narrative erscheint seit 2017 seine Kolumne »Milliarden vs. Milliardäre«, in der es um Vermögen und Ungleichheit geht. Wie die Österreicherin Marlene Engelhorn ist Sebastian Klein Teil der Initiative “taxmenow”, die sich für eine gerechte Besteuerung von großen Vermögen einsetzt.

Entstehungshintergrund Das Buch entstand aus Kleins persönlichen Erfahrungen als Teil des wohlhabendsten Prozents der Bevölkerung und seiner wachsenden Überzeugung, dass extreme Vermögensungleichheit schädlich für die Gesellschaft ist. Seine Kolumne „Milliarden vs. Milliardäre“ im Magazin Neue Narrative bildete die Grundlage für dieses umfassendere Werk.

Aufbau und Inhalt Klein gliedert sein Buch in mehrere Hauptabschnitte:

  1. Persönliche Erfahrungen: Er schildert seinen Weg vom gutbürgerlichen Elternhaus zum Millionär und die Erkenntnisse, die ihn zur Abgabe seines Vermögens bewegten.
  2. Historische Analyse: Klein untersucht die Ursprünge großer deutscher Vermögen, insbesondere im Kontext von Zwangsarbeit in der NS-Zeit, am Beispiel von Familien wie Klatten und Quandt.
  3. Mythos Leistungsgesellschaft: Er widerlegt die Vorstellung, dass große Vermögen primär durch eigene Leistung entstehen, sondern meist vererbt werden, und zeigt die geringe soziale Mobilität in Deutschland auf.
  4. Politische Einflussnahme: Klein zeigt auf wie Superreiche durch Lobbyarbeit, Medienbeeinflussung und Parteispenden politische Entscheidungen in ihrem Sinne und zu ihrem Vorteil erwirken. Dies ist Kleins zentrales Argument warum Demokratie durch extremen Reichtum gefährdet ist: die Repräsentation Nicht-Reicher fällt geringer aus und somit auch der politische Einsatz für deren Interessen.
  5. Gesellschaftliche Auswirkungen: Er beleuchtet die Folgen extremer Ungleichheit für Bildung, Gesundheit und Wohnen. Auch die unterschiedliche Verteilung der Verantwortung für die Klimakrise wird von Klein thematisiert: exzessiver Konsum, Luxusleben und Investitionen in klimaschädliche Industrien sind v.a. auf Seiten der sehr reichen zu finden.
  6. Lösungsansätze: Klein schlägt Reformen vor, darunter ein gerechteres Steuersystem, alternative Eigentumsformen und eine am Gemeinwohl orientierte Wirtschaft. Insbesondere das Steuersystem muss s. E. dringend reformiert werden, denn Arbeit wird um ein Vielfaches höher besteuert als Vermögen, insbesondere Erbschaften werden kaum angetastet. Auch Steuerlücken sollten geschlossen werden. Klein erneuert bekannte Forderungen nach Umverteilung für gesellschaftlich relevante Ausgaben und der stärkeren Verantwortung von Unternehmen für Nachhaltigkeit, Ethik, Ökologie und Fairness im Umgang mit Arbeitnehmenden. Er plädiert für politisches Engagement, wohlwissend, dass auch diese, für Personen, die finanziell sehr gut abgesichert sind, deutlich einfacher zu realisieren ist. 

Diskussion

Sebastian Klein gelingt es, die Thematik der Vermögenskonzentration durch seinen autobiografischen Zugang greifbar zu machen. Seine Insider-Perspektive verleiht dem Buch besondere Glaubwürdigkeit und Durchschlagskraft. Die Verbindung von persönlichen Erfahrungen mit fundierten sozioökonomischen Analysen macht „Toxisch reich“ zu einem überzeugenden Plädoyer für mehr Verteilungsgerechtigkeit.

Besonders wertvoll sind Kleins Einblicke in die Denkweisen und Mechanismen der Superreichen. Seine Kritik an der mangelnden Besteuerung großer Vermögen und der Aushöhlung demokratischer Prozesse durch wirtschaftliche Macht ist fundiert und aktuell.

Allerdings hätte eine tiefergehende Auseinandersetzung mit möglichen Gegenargumenten das Buch noch stärker gemacht. Das Buch greift zwar immer wieder andere Autor*innen auf, die von Klein interviewt worden sind, dabei handelt es sich aber nicht um Personen mit gegenteiligen Ansichten, sondern um affirmative Positionen.

Auch liegt es in der Natur der Sache, dass das Erarbeiten detaillierter Lösungsansätze schwierig ist, doch wäre dies an der ein oder anderen Stelle durchaus angebracht gewesen, so verbleiben sie teilweise im Vagen.

Fazit

„Toxisch reich“ ist ein wichtiger Beitrag zur Debatte über Vermögensungleichheit und deren Auswirkungen auf die Demokratie. Klein verbindet persönliche Erfahrungen überzeugend mit gesellschaftspolitischer Analyse und liefert wertvolle Denkanstöße für eine gerechtere Gesellschaftsordnung. Wer Demokratie will, muss die Auswirkungen von Vermögensungleichheit klar benennen und übermäßiger sozialer Ungleichheit Einhalt gebieten. In Zeiten, in denen sehr deutlich oligarchische Tendenzen in den USA zu beobachten sind und die ultravermögende Tech-Elite auch nach direkter politischer Macht greift, ist das Buch eine wertvolle Analyse.

Rezension von
David Kreitz
M.A., pädagogischer Mitarbeiter für politische Erwachsenenbildung bei der HVHS Mariaspring und freiberuflicher Trainer für wissenschaftliches Schreiben.
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Es gibt 32 Rezensionen von David Kreitz.

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ISSN 2190-9245