Michael Borg-Laufs: Psychologie für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen
Rezensiert von Prof. Dr. Ariane Schorn, 30.06.2025

Michael Borg-Laufs: Psychologie für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen.
Beltz Verlag
(Weinheim, Basel) 2025.
148 Seiten.
ISBN 978-3-7799-6140-6.
D: 20,00 EUR,
A: 20,60 EUR.
Reihe: Psychologie für Soziale Berufe.
Thema
Pädagogische Fachkräfte haben es in ambulanten, teilstationären und stationären Kontexten der Kinder- und Jugendhilfe vielfach mit psychisch belasteten und/oder an psychischen Störungen erkrankten Kindern und Jugendlichen zu tun. Mit diesem Umstand sind auch Herausforderungen im professionellen Umgang verbunden, der zusätzliches Wissen, spezifische Kompetenzen der Fachkräfte sowie unterstützende Rahmenbedingungen benötigt. Das von Michael Borg-Laufs verfasste Buch „Psychologie für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen“ arbeitet Merkmale zentraler psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter auf der emotionalen, kognitiven sowie auf der verhaltensbezogenen Ebene heraus und zeigt Möglichkeiten pädagogischer und/oder sozialarbeiterischer Unterstützung auf, die die Besonderheiten des jeweiligen Störungsbildes berücksichtigen.
Autor
Michael Borg-Laufs ist Diplom-Psychologe, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut sowie Psychologischer Psychotherapeut. Er hat eine Professur für „Theorie und Praxis psychosozialer Arbeit mit Kindern“ am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach inne.
Aufbau und Inhalt
Das vorliegende Buch umfasst 148 Seiten im Taschenbuchformat. Es gliedert sich in drei Teile, von denen das erste neun (Unter-)Kapitel und das zweite elf (Unter-)Kapitel umfasst. Teil eins und zwei schließen jeweils mit einer Zusammenfassung. Vorangestellt wird eine Einleitung; auf den letzten Seiten des Buches findet sich das Literaturverzeichnis.
Der erste Teil des Buches ist mit „Bedingungen für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Probleme bei Kindern und Jugendlichen“ überschrieben. Eingeleitet wird es mit einem Kapitel, das angelehnt an Klaus Grawe vier psychische Grundbedürfnisse skizziert (Bindung, Selbstwertschutz/-erhöhung, Orientierung/​Kontrolle, Lustgewinn/​Unlustvermeidung) und aus dieser Perspektive einen verstehensorientierten Zugang zu auffälligem Verhalten bzw. zu psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter eröffnet sowie Hinweise auf grundbedürfnisorientierte Hilfen gibt. Kapitel zwei richtet den Blick auf Schutzfaktoren und Ressourcen, die schädigenden Faktoren entgegenwirken können. Kapitel drei geht auf motivationale Faktoren ein und zeigt die Bedeutung der Reflexion von Motivationshemmnissen bzw. der Motivationsförderung im Unterstützungsprozess auf. Kapitel vier arbeitet Aspekte gesundheitsförderlicher und krankmachender Systeme heraus; Kapitel fünf Aspekte kränkender bzw. einer gesunden Entwicklung entgegenstehender Beziehungen und heilender Beziehungen. Die drei sich anschließenden Kapitel legen die Bedeutung von Gedanken und Gefühlen sowie vergangener und aktueller Lernbedingungen für die Entwicklung und Aufrechterhaltung psychischer Probleme dar.
Der zweite Teil des Buches heißt: „Häufige psychische Probleme des Kindes- und Jugendalters und ihre Überwindung“. Beleuchtet werden hier unterschiedliche psychische Störungen des Kinder- und Jugendalters. Im Einzelnen sind dies Ängste, aggressives und delinquentes Verhalten, ADHS, Ess- und Schlafstörungen, Substanzmissbrauch und -abhängigkeit sowie Autismus-Spektrum-Störungen. Jedes Unterkapitel beschreibt zunächst das entsprechende Störungsbild mit den dazugehörigen Kernsymptomen, geht dann auf Bedingungen des Entstehens und der Aufrechterhaltung der jeweiligen psychischen Auffälligkeiten ein, um anschließend Möglichkeiten psychotherapeutischer Hilfe und pädagogischer/​sozialarbeiterischer Unterstützung aufzuzeigen.
Im dritten Teil des Buches („Zusammenfassende Planung für sozialarbeiterische/pädagogische Unterstützung bei psychisch kranken Kindern und Jugendlichen“) wird dargelegt, wie die Erarbeitung eines integrierenden Fallkonzepts aussehen könnte, das auf der Basis der Einschätzung bzw. Erhebung einzelfallspezifischer Merkmale Interventionsideen zu entwickeln erlaubt. Ausgangspunkt ist ein vom Autor entwickelter psychosozialer Befundbogen, der vorgestellt wird. Selbiger richtet den Blick auf mögliche nicht-befriedigte und/oder verletzte psychische Grundbedürfnisse, auf die funktionalen Zusammenhänge der Störungen, die Kognitionen und Emotionen, auf relevante Systembedingungen, die Besonderheiten der jeweiligen psychischen Erkrankung, vorhandene Ressourcen, die Qualität der helfenden Beziehung sowie die Motivationslage des Kindes/​Jugendlichen bzw. der Eltern.
Diskussion
Michael Borg-Laufs legt ein Buch vor, das gut lesbar ist. Gut lesbar, da es verständlich geschrieben ist und komplexe Inhalte komprimiert zusammenführt. Positiv hervorzuheben sind auch die Praxistipps, die Selbstreflexions-Angebote sowie die weiterführenden Literaturhinweise, die Leserinnen und Lesern des Buches Hinweise zur Vertiefung geben sowie zum Nachdenken anregen. Zur Lesbarkeit sowie zum vertieften Verständnis tragen weiterhin die integrierten Fallbeispiele bei. Das Buch hätte m.E. weiter gewonnen, wenn stärker auch psychodynamische Konzepte integriert worden wären, die z.B. Hinweise für den professionellen Umgang mit Gegenübertragungsgefühlen und den daraus resultierenden Handlungsimpulsen geben.
Fazit
Ein empfehlenswertes Buch für Studierende und Fachkräfte, das kompakt notwendiges Hintergrundwissen vermittelt, Verstehenszugänge eröffnet und praktische Hinweise für die pädagogisch/​sozialarbeiterische Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen gibt.
Rezension von
Prof. Dr. Ariane Schorn
Fachhochschule Kiel, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit
Entwicklungspsychologie, Qualitative Sozialforschung, Psychosoziale Beratung, Supervision
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Es gibt 21 Rezensionen von Ariane Schorn.