Christfried Tögel, Jörg-Dieter Kogel: Sigmund Freud in den Augen anderer
Rezensiert von Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Heekerens, 09.06.2025

Christfried Tögel, Jörg-Dieter Kogel: Sigmund Freud in den Augen anderer. Biografische Vignetten mit etwas Tratsch.
Psychosozial-Verlag GmbH & Co. KG
(Gießen) 2025.
351 Seiten.
ISBN 978-3-8379-3362-8.
D: 39,90 EUR,
A: 41,10 EUR.
Reihe: Bibliothek der Psychoanalyse.
Thema
Die Autoren gehen hauptsächlich der Frage nach, wie Sigmund Freud von seinem näheren und weiteren Umfeld wahrgenommen wurde und wie er auf die, mit denen er mittelbaren oder unmittelbaren Kontakt kam, wirkte. Absicht war, solche Seiten der Persönlichkeit Sigmund Freuds sichtbar werden zu lassen, die in der bisherigen Biographiearbeit zum Betrachteten zu kurz kamen. Bei ihrem Vorhaben werteten Christfried Tögel und Jörg-Dieter Kogel auch etwa 12.000 Seiten weitgehend unbekannten biografischen Materials aus, das von dem 1908 in Wien geborenen Laien-Analytiker Kurt Eissler, der 1938 vor den Nazis floh und nach Ende des Zweiten Weltkriegs Mitbegründer und langjähriger Sekretär des Freud-Archivs in New York wurde, in autorisierten Gesprächen mit mehr als 350 Personen zusammengetragen worden war. Das Buch enthält aber nicht nur Aussagen anderer über Sigmund Freud, sondern auch Selbstaussagen – seien es solche, von denen uns andere berichten, seien es jene, die er selbst der Nachwelt schriftlich hinterlassen hat.
Autoren
Christfried Tögel wurde1953 in Leipzig geboren. Noch vor der „Wende“ wurde der promovierte Klinische Psychologe 1988 an der Humboldt-Universität zu Berlin mit „Philosophische, historische und wissenschaftstheoretische Aspekte der Entstehung, Entwicklung und Rezeption der klassischen Psychoanalyse“ habilitiert. Seither ist er mit zahlreichen Arbeiten zur Geschichte Sigmund Freuds und der Psychoanalyse in Erscheinung getreten. Er ist der Herausgeber der in der Buchreihe „Bibliothek der Psychoanalyse“ des Gießener Psychosozial-Verlags publizierten und auf 23 Bände angelegten Sigmund Freud-Gesamtausgabe (SFG). Einen Zugang zu dem Menschen und Wiener Bürger Sigmund Freud hat er uns vor zehn Jahren mit dem ebenfalls im Psychosozial-Verlag erschienenen Buch „Freuds Wien: Eine biografische Skizze nach Schauplätzen“ (socialnet Rezension: http://www.socialnet.de/rezensionen/​19596) verschafft.
Jörg-Dieter Kogel, Jg. 1950, ist nach Studien der Germanistik, Philosophie und Geschichte als Autor, Journalist und Rundfunkredakteur tätig. Er, der 2002 Stipendiat der Casa di Goethe in Rom war, hat sich Sigmund Freud literarisch genähert durch das 2019 im Berliner Aufbau Verlag erschienene Werk „Im Land der Träume: Mit Sigmund Freud in Italien“.
Aufbau und Inhalt
Der Kern des Buches ist in drei Teile gegliedert. Davor finden sich ein Verzeichnis der fünf nachfolgend verwendeten Abkürzungen (z.B. FLM für Freud Museum London) und eine kurze Vorbemerkung, die Erörterungen zum Tratsch, eine knappe Inhaltsangabe und Quellenhinweise enthält. Im Anhang versammelt sind: eine über 30 Seiten lange Chronologie Sigmund Freuds, in die Angaben zu Personen, die sich zu ihm geäußert haben, eingebettet wurden, ein ausführliches und detailliertes Verzeichnis der ausgewerteten Interviews und Erinnerungen, der Literaturnachweis und ein Personenregister.
Der 1. Buchteil mit gut 60 Seiten trägt die Überschrift Biographische Skizze und ist in sieben Kapitel unterteilt, die jeweils einen bestimmten Lebensabschnitt Sigmund Freuds umfassen:
1856–1873: Kindheit und Jugend 1873–1886: Studium und Sekundararztzeit, Verlobung und Hochzeit 1886–1902: Auf der Suche nach Erfolg 1902–1913: Die Institutionalisierung der Psychoanalyse 1914–1923: Der Erste Weltkrieg und Tod von Tochter und Enkel 1923–1938: Die Krebsdiagnose, später Ruhm und Nazideutschland 1938–1939: Der „Anschluss“ Österreichs, Emigration und Tod
Zu Sigmund Freuds Vita werden nur Angaben gemacht, die nötig sind, damit auch Leser(innen), die die Freudsche Biographie nicht im Kopf haben, die Äußerungen zu und über ihn verstehend einordnen können. Zwei Beispiele mögen illustrieren, was in diesem Buchteil zu finden ist. Da liest man etwa das Urteil des Kommilitonen und Freundes Josef Paneth, der in der „Traumdeutung“ als „Freund und Gegner P“ Erwähnung findet: „Aus armem Hause stammend, aber mit großer Energie und entschiedenem Talent begabt, hat er sich mühsam und elend genug, durch eine lange Studienzeit voll Hunger und Entbehrungen durchzuringen gehabt […].“ (S. 22)
Das zweite Beispiel. Im Sommer 1939, „Der Mann Moses“ ist seit Kurzem auf Englisch publiziert und auch in den USA erhältlich, bekommt Sigmund Freud in London den Brief eines Juden aus Boston, in dem zu lesen ist: „Ich habe in der hiesigen Presse Ihre Behauptung gelesen, dass Moses kein Jude war. Es ist zu bedauern, dass Sie nicht in Ihr Grab gehen konnten, ohne sich zu blamieren, Sie alter Schwachkopf. Renegaten wie Sie hatten wir Tausende, wir sind froh, dass wir sie los sind, und wir hoffen, Sie bald loszuwerden. Es ist schade, dass die Gangster in Deutschland Sie nicht in ein Konzentrationslager gesteckt haben, da gehören Sie hin […].“ (S. 75)
Bald drei Mal so umfangreich wie der erste ist der 2. Buchteil, der unter dem Titel Freuds Rollen daherkommt und 17 Kapitel enthält.
Einige Beispiele mögen einen Eindruck vermitteln davon, was hier versammelt ist. Da ist etwa der Bericht von Antje Mastrigt, die er bei früherer Gelegenheit in Wien – nicht als Patientin – kennengelernt hatte und mit der er sich 1920 in Den Haag wieder traf: „Er konnte stundenlang gehen. Einen Nachmittag hat er mich abgeholt. Ich wohnte damals in der Stadt (Den Haag), und er ist mit mir nach Scheveningen die ganze Strecke zu Fuß gegangen, dort auf dem Pier und dann wieder zurück, den ganzen Weg [von ca. 15 Kilometern]. Ich war halbtot. Ich war jung, und er war über 60 […].“ (S. 109)
Über die Ess- und Schlafgewohnheiten Sigmund Freuds hat wohl niemand außerhalb der Familie besser Bescheid gewusst als der langjährige Leibarzt Max Schur. Der berichtet: „Es war wirklich die ganze Tageseinteilung, die ganze Wocheneinteilung absolut geregelt. Von in der Früh aufstehen, (…) die Mahlzeiten immer zu der gleichen Zeit […]; gewöhnlich zu derselben Zeit schlafen gegangen, außer wenn er gerade wieder etwas geschrieben hat […]. Er war ein wunderbarer Schläfer; er konnte immer sofort einschlafen. […] Er war ein mäßiger Esser […]. Er war ein hastiger Esser […]. Er hat nie vergessen seine Uhr aufzuziehen. Er hat zwei Uhren gehabt, eine Taschenuhr und so eine Schreibtischuhr […].“ (S. 112–113)
Ein beträchtlicher Teil dieses Kapitels ist, wie könnte es anders sein, dem Therapeuten Sigmund Freud gewidmet, und wenn man als Leser(in) eine besondere Nähe zur Psychotherapie hat, wird man hier mancherlei entdecken. Etwa folgende Bobachtung des Wiener Internisten Eduard Hitschmann, der der Psychoanalyse seit Zeiten der (Psychologischen) Mittwoch-Gesellschaft verbunden war: „Freud war damals [nach 1905] beschäftigt mit einer Patientin (…). Ich hab’ damals den Eindruck gehabt, er kommt aus der Ordination von der Dame vorher mit einer starken Erektion heraus (…). Das kommt ja vor, dass man eine Erektion mit einer hübschen Patientin erlebt. (…) Freud verbietet alles in der Übertragung, während die Ärzte in den Sanatorien intercourse hatten mit ihren Patientinnen; für ihn war das unmöglich, umso mehr als dass er die Übertragung gefunden hat [].“ (S. 122)
Einen der auch international bedeutsamsten Rechtswissenschaftler hatte die Wiener Universität in Hans Kelsen, der die Verfassung der Österreichischen Republik wesentlich gestaltet hat und Doktorvater von Hersch Lauterpacht, dem Schöpfer des Konzepts Crimes against Humanity war. (Heekerens 2024). Hans Kelsen beschäftigte sich auch mit Sigmund Freud, kannte ihn persönlich und hielt sogar einen Vortrag bei der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Sein Urteil über Sigmund Freud lautet: „Er wollte wissen. Er war neugierig. Wenn sein Wissen dazu beigetragen hat, dem Menschen zu helfen – all right –, aber das war nicht das Wesentliche. Das Wesentliche war das Wissen um das Wesen des Menschen. Er war nicht ein Philanthrop. Er war ein Gelehrter [].“ (S. 140)
Selbstverständlich war Sigmund Freud psychotherapeutisch tätig, es war sein hauptsächlicher Broterwerb. Aber er verfuhr dabei nicht immer psychoanalytisch, wie eine Episode zeigt, von der uns Smaragda Berg, die Schwester Alban Bergs, erzählt. Deren Mutter hatte Smaragda bei Sigmund Freud vorgestellt, weil sie ihre Tochter für nymphoman hielt. Eine Behandlung kam nicht zustande, Smaragda war das Honorar zu hoch: „Und ich hab’s abgelehnt! Und da hat er mir gleich gesagt: ‚Sie sind ein willensstarker Mensch, ob ich Ihnen helfen kann, weiß ich nicht. Sie setzen schon Ihren Kopf durch […].“.So etwas nennt man nicht Deutung, sondern Reframing.
Seit 1925 gab es im Freudschen Haushalt Hunde. Im Abschnitt „Freud und seine Hunde“ findet sich dazu eine Notiz des US-amerikanischen Psychiaters Samuel Orgel, der – wohl ab 1930 - bei Sigmund Freud in Analyse war: „Die analytische Stunde hatte drei Akteure: Ich auf der Couch, Freud hinter mir und sein Hund auf dem Boden liegend. Der Chow, Jofi, hatte bei meinem ersten Auftritt an meinen Beinen geschnüffelt und mir erlaubt, ihn zu streicheln. Freud schien das Aufstehen und Gähnen von Jofi als Beweis dafür zu akzeptieren, dass die Sitzung zu Ende war: Der Hund irrte sich selten […].“ (S. 265)
Ein letztes Beispiel aus dem 2. Kapitel. Im Juli 1938 erhielt Sigmund Freud in seinem Londoner Haus Besuch von Stefan Zweig, der diesmal eine Dame und zwei Herren, die Sigmund Freud allesamt zuvor nicht gesehen hatte, mitbrachte. Einer der Herren hatte einen Aufsatz über Paranoia veröffentlicht, den er dem Besuchten unbedingt zeigen wollte, was bei dem allerdings auf kein Interesse stieß. Der Besucher schreibt dazu später: „Angesichts seiner unerschütterlichen Gleichgültigkeit wurde meine Stimme unwillkürlich schärfer und drängender. Dann, mich weiter mit einer Festigkeit, in der sein ganzes Wesen sich zu verdichten schien, anstarrend, rief Freud, Stefan Zweig zugewandt, aus: ‚Nie sah ich jemanden, der so durch und durch Spanier war. Welch ein Fanatiker‘ […]“ (S. 250) Der Gast war Salvador Dali.
Der dritte Buchteil, Epilog, ist nur eineinhalb Seiten lang und dient vor allem dazu, die Autoren rechtfertigen zu lassen, weshalb sie all dem Wissen, das wir über die Person Sigmund Freud schon hatten (haben können), mit ihrem Buch weiteres hinzufügen. Es scheint ihnen so, als gelte für ihn, was er über Stefan Zweig, mit dem er über Jahre in wechselseitigem Respekt verbunden war, gesagt hat: „Der Kerl ist doch etwas komplizierter […].“ (S. 272)
Diskussion
Jede Leserin und jeder Leser wird im vorliegenden Buch je nach Vorkenntnis mehr oder weniger Neues über, von und zu Sigmund Freud finden. Für mich waren viele Dinge, die man gemeinhin unter „Kleinigkeiten“ abtut, überraschend. Beispielsweise seine Sprachkenntnisse. Da liest man etwa in der „Qualifications-Eingabe“ über den k.k. Oberarzt aus den 1880ern: „Sprachkenntnisse: Deutsch in Wort und Schrift vollkommen; französisch, englisch gut, italienisch und spanisch ziemlich gut“ (S. 33). Wo, um alles in der Welt, hat Sigmund Freud denn Englisch gelernt? Nach meinen vorläufigen Recherchen: als Autodidakt – und das so gut, dass er als 23-Jähriger Werke des Philosophen John Stuart Mill und dessen Ehefrau, der Frauenrechtlerin Harriet Taylor Mill übersetzen konnte.
Ich hatte vor Lektüre des Buches auch keine so rechte Vorstellung davon, in welchem Deutsch Sigmund Freud, der ja nicht nur als brillanter Schreiber, sondern auch als begeisternder Redner gefeiert wird, gesprochen hat. Ich war einigermaßen erstaunt zu lesen: „Er [Sigmund Freud] hat hochdeutsch gesprochen [.].“ (S. 88) Und das in Gesprächen in Wien mit einem Wiener! Der, Paul Königsberger, hatte Anfang der 1920er von der Berliner Psychoanalytischen Vereinigung, vertreten durch Max Eitingon, den Auftrag bekommen, eine Büste Sigmund Freuds anzufertigen, was natürlich eine Reihe von Begegnungen zwischen Künstler und Model mit sich brachte. Wann, wie, wo und zu welchem Zweck hat Sigmund Freud gelernt, hochdeutsch zu sprechen? Hat es mit der hanseatischen Martha zu tun?
Wobei man sich das hier angesprochene „Hochdeutsch“ nicht als Hannoveranisches vorstellen darf. Die Sprachwissenschaftlerin Emmy Sachs, die erste Frau des Freud-Intimus Hanns Sachs, berichtet: „Ich glaube, man hätte gewusst, dass er ein Wiener ist, im Rhythmus und Tonfall. Aber er hat [im Gegensatz zu dem von ihm geschätzten Arthur Schnitzler] nie einen wienerischen Ausdruck gebraucht, hat keine wienerischen Verschleichungen gebraucht, hat alles sehr deutlich und klar gesprochen […].“ (S. 149)
Es gibt in vorliegendem Buch vieles, was zum Schmunzeln anregt. Manches ruft gar Lachen hervor. Etwa der Bericht von Max Graf, dem Vater des „Kleinen Hans“, über eine nicht datierte Sitzung der (Psychologischen) Mittwoch-Gesellschaft mit ihm als Mitglied, also irgendwann in den Jahren 1904–1908; die „Traumdeutung“ war schon lange erscheinen, der Ödipuskomplex als Zentralkonzept der Freudschen Theorie gefestigt und das Konzept des Widerstands hinlänglich etabliert. Max Grafs Bericht lautet so:
„Interessant ist, dass wir einmal Herrn Professor Freud vorgeschlagen haben, wir möchten ihn psychoanalysieren, der ganze Kreis. Er hat sich dazu bereit erklärt. Und er hat einfach angefangen (…) nun kam das ‚Bitte erzählen Sie, was Ihnen durch den Kopf geht, ohne Kritik, ob es Ihnen unsinnig erscheint oder nicht.‘ Wir haben mir allen Regeln der Psychoanalyse, die wir gelernt hatten, Freud zum Sprechen gebracht, wenn Widerstände da waren, haben wir geholfen, sie zu überbrücken. Gescheitert sind wir an einem einzigen Punkt. Und das war ganz interessant. Freud hat uns irgendetwas erzählt von seiner Mutter und in Verbindung damit von einem schwarzen Pelzmuff, der auf dem Tisch lag. Und wie er das gesagt hat, haben wir alle zu lächeln angefangen, weil wir die Lösung ja gewusst haben, und wir haben es Professor Freud gesagt, er wollte etwas, was zum Abc der Freud'-schen Technik gehört und was ohne jeden Zweifel vollständig durchsichtig war, eine erotische Symbolik, absolut nicht akzeptieren und wir konnten diese Behandlung nicht fortsetzen […],“ (S. 47)
Das Buch enthält nicht nur Fremd-, sondern auch nicht weniger interessante Selbstbeschreibungen. Die sind teilweise durch andere vermittelt – wie in den beiden Fällen, die hier abschließend aufgeführt seien. Da ist zum einen das Zeugnis des 1888 im lettischen, damals zu Russland gehörenden Daugavpils geborenen Ostjuden Isaac Nachman Steinberg, der Sigmund Freud im November 1938 als Mitglied einer dreiköpfigen Delegation des Yidisher Visnshaftlekher Institut in London besuchte. Nach seiner Erinnerung habe der ihm damals gegen Ende des Gesprächs gesagt: „Wissen Sie, mein ganzes Leben lang hab’ ich gegen Rassentheorien gearbeitet. Und jetzt, wenn ich auf Sie blicke, seh’ ich meinen Großvater. So sind doch alle Rassenzusammenhänge da.“ (S. 71)
Eine zweite Äußerung Sigmund Freuds, die auf ihn selbst zielt, hat uns der 1905 in Budapest geborene Jude Arthur Koestler (Artúr Kösztler), der 1940 mit „Darkness at Noon“ (deutsch: „Sonnenfinsternis“, 1946) die erste große literarische Abrechnung mit dem Stalinismus lieferte, tradiert. Der konnte Sigmund Freud im Oktober 1938 in London sprechen und überliefert, der Besuchte habe im Laufe des Gesprächs dies gesagt: „Wo ist in meinem System der Angelpunkt, von dem aus gesehen ich die Nazis verurteilen kann, oder nur moralische Indignation haben kann? […] Wo ist der Standpunkt, von dem aus ich ethisch ein Werturteil über sie fällen könnte.“ (S. 69) Der Mensch, mit dem sich Sigmund Freud zu genau diesem Punkt am besten hätte unterhalten können, war zu weit weg: Er selbst hatte Wilhelm Reich, damals in Norwegen und damit (noch) nicht „aus der Welt“, fünf Jahre zuvor aus der psychoanalytischen Gemeinschaft exkommunizieren lassen (Heekerens 2024).
Fazit
Das Buch ist ganz verschiedenen Lesergruppen zu empfehlen. Es kann für Leser(innen), deren Kenntnis von Sigmund Freuds Leben nicht über wikipedia-Niveau hinaus geht, als Einstieg in dessen Vita dienen. Die Lektüre kann aber auch bereichernd sein für jene, die schon die eine oder andere konventionelle Freud-Biographie gelesen haben.
Literatur
Heekerens, H.-P., 2024. So fern – so nah: Eine Lesereise nach Galizien. Berlin u.a.: LIT Verlag
Rezension von
Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Heekerens
Hochschullehrer i.R. für Sozialarbeit/Sozialpädagogik und Pädagogik an der Hochschule München
Website
Mailformular
Es gibt 186 Rezensionen von Hans-Peter Heekerens.