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Frank Becker, Uwe Vormbusch et al. (Hrsg.): Glossar der Unsicherheit

Rezensiert von Maik Eimertenbrink, 24.04.2025

Cover Frank Becker, Uwe Vormbusch et al. (Hrsg.): Glossar der Unsicherheit ISBN 978-3-95808-450-6

Frank Becker, Uwe Vormbusch, Michael Niehaus, Fabian Fechner, Peter Risthaus u.a. (Hrsg.): Glossar der Unsicherheit. Neofelis Verlag GmbH (Berlin) 2025. 352 Seiten. ISBN 978-3-95808-450-6. D: 24,00 EUR, A: 24,70 EUR.

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Thema

Die Forschungsgruppe „Figurationen von Unsicherheit“ lädt am 20. und 21. November 2025 zu einer interdisziplinären Tagung „Bedrohungen“ auf den Berliner Campus der FernUniversität Hagen ein. Das oben genannte Buch wird als einzige Literaturempfehlung genannt, um in die Tagung einzuleiten. Sowohl auf der Tagung als auch im Buch geht es demnach um Unsicherheiten und Bedrohungen.

Aufbau

Bei einem Glossar der Unsicherheit, also einem zugleich sehr allgemein und dennoch sehr speziellen und zugespitzten Thema, ist es naturgegeben nicht immer leicht, einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Kapiteln herzustellen. Das muss es auch nicht, wenn man ein Glossar wie ein Lexikon, ein Wörterbuch und Nachschlagewerk liest. Damit ist auch schon alles zum Thema Aufbau gesagt. Das Buch ist wie ein Nachschlagewerk aufgebaut und alphabetisch nach Begriffen sortiert.

Dass die unterschiedlichen Kapitel Bezug aufeinander nehmen, ist dadurch gelöst, dass Begriffe, die an anderer Stelle im Buch näher erläutert werden, in Großbuchstaben gehalten sind. Ein Beispiel zum Stichwort BERECHENBARKEIT. Das entsprechende Kapitel beginnt mit „Die Berechenbarkeit soll ‚Licht ins Dunkel‘ bringen (DUNKELZIFFER)“ (S. 39). Die interessierte Leserin, der interessierte Leser, kann an dieser Stelle also zu ‚D‘ wie Dunkelziffer blättern (S. 63 ff.). Das macht es einfach, hin- und herzuspringen.

Inhalt

Es seien hier beispielhaft ein paar Kapitel herausgegriffen und kurz dargestellt:

Vormbusch beginnt sein Kapitel BERECHENBARKEIT (S. 39 ff.) mit den Berechenbarkeiten unterschiedlicher Disziplinen, wie Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften in Abgrenzung zu Sozial-, Kultur- und Naturwissenschaften. Er kommt dann recht schnell auf die Berechenbarkeit von Digitalisierung, Big Data und künstliche Intelligenz zu sprechen. Er verknüpft alles mit Max Weber, Werner Sombart und Ian Hacking bzw. ordnet Begriffe und Sinnzusammenhänge soziologisch und philosophisch ein.

Im Kapitel HANDELN UNTER UNGEWISSHEIT (S. 113 ff) tauchen Formeln und Grafiken auf, die beim Blättern an die Berechnungen von Rückversicherern zum Risikopotenzial des Klimawandels erinnern. Aber mit den Erläuterungen sind die Abbildungen dann doch nachvollziehbar. Wie wahrscheinlich ist es, dass der im Internet getätigte Kauf ankommt? Und wie wichtig ist mir das Produkt, welches ich online erwerben möchte? Dieses abzuwägen ist wichtig, um einen Überblick über Handlungsoptionen unter Unsicherheiten zu behalten.

Das Kapitel KATASTROPHE (S. 131 ff.) beginnt mit einer rechtlichen Definition (Berliner Katastrophenschutzgesetz, KatSG§ 1). Dass Katastrophe auch mehr sein kann als Meteoriteneinschlag, Vulkanausbruch und Kollision mit Kometen, wird durch einen Nebensatz klar: Eine Verkettung unglücklicher Zustände führt (schlimmstenfalls) zum „Untergang der Welt as we know“ (S. 135). As we know – wie wir sie kennen. Ein Ende der Welt as we know, kann sehr individuell sein. Jede und jeder von uns kennt eine andere (Lebens-)Welt. Bricht diese (Lebens-)Welt über einen zusammen, empfinden wir eine KRISE (S. 147 ff). Es folgt eine persönliche KATASTROPHE (S. 131 ff). Die Frage ist, wie bekommen wir diese Katastrophe unter KONTROLLE? Auch dazu gibt es ein Kapitel und zwar das Kapitel KONTROLLE (S. 139 ff).

Diskussion

Jeder Begriff ist ausführlich erklärt und man spürt oft den Hang zum Popkulturellen. Es gibt Zitate aus Science-Fiction-Filmen, Passagen aus rebellischen Popsongs, hinzugezogene Comic-Heldinnen etc. Man kann sich beim Lesen förmlich vorstellen, welchen Spaß die jeweiligen Autorinnen und Autoren hatten.

Um beispielsweise die SCHMIERINFEKTION (S. 223 ff.) zu beschreiben, greift der Autor (Michael Niehaus) auf Bilder von Brot und Kugellager schmieren, aber auch auf das Bild von verschmierten Kindermündern zurück. Hätte sich eine konservative Autorin, ein konservativer Autor, aus ihrem oder seinem Fensterplatz in der Bahn, vorbeiziehende Graffitis angeschaut, wäre diese Person vielleicht auf den Schmierfink und Schmierereien im Stadtbild zu sprechen gekommen.

Was ich damit meine: die Entwicklungen der Texte sind manchmal etwas beliebig, manchmal skurril, aber auch immer sympathisch und manchmal witzig. Eine BERECHENBARKEIT (S. 39 ff) der Textentwicklung ist selten gegeben – Texte entwickeln sich, manchmal sprunghaft, meist wohltuend, mit den Gedanken der Schreibenden.

Fazit

Nehmen Sie die Begriffe, die Stichworte, wie ein Nachschlagewerk. Denken Sie sich mithilfe des Buches in verschiedene Themen von Unsicherheit rein. Verknüpfen Sie die einzelnen Ideen des Buches mit eigenen Ideen zur aktuellen Lage des Weltgeschehens oder auch mit ihrer persönlichen Krise, falls Sie denn grad eine durchleben.

Rezension von
Maik Eimertenbrink
Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin
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Es gibt 1 Rezension von Maik Eimertenbrink.

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ISSN 2190-9245