Manfred Günther: Moderation kompakt
Rezensiert von Dana Schüdde, 17.06.2025

Manfred Günther: Moderation kompakt. Praxisorientiert und zukunftsweisend für die psychosoziale Arbeit.
Springer International Publishing AG
(Cham/Heidelberg/New York/Dordrecht/London) 2025.
56 Seiten.
ISBN 978-3-658-47149-1.
D: 13,09 EUR,
A: 13,50 EUR.
Reihe: essentials.
Thema
Die Moderation von Gesprächsrunden verschiedener Art sowie Präsentationen und die Leitung von Seminaren gehören zum Aufgabenbereich vieler Fach- und Führungskräfte im Kontext der psychosozialen Arbeit. Mit dem technischen Fortschritt eröffnen sich auch neue Gestaltungsmöglichkeiten solcher Formate. Im Rahmen dieser Publikation bietet Manfred Günther, auch unter Einbezug der Möglichkeiten und Herausforderungen moderner Technik, Anleitung und Tipps für gelingende Moderation.
Autor:in oder Herausgeber:in
Manfred Günther ist Psychologe, Lehrer und Sozialarbeitswissenschaftler und zudem als Berater und Autor tätig. Zu den Tätigkeitsfeldern seines beruflichen Werdegangs zählen unter anderem Tätigkeiten im Feld der Jugendhilfe, diverse Lehraufträge sowie die Gesprächsleitung verschiedener Arbeitsgruppen.
Entstehungshintergrund
„Moderation kompakt“ richtet sich in erster Linie an Fachkräfte der psychosozialen Arbeit, für die die Themen Moderation und Gesprächsleitung im beruflichen Kontext relevant sind oder werden könnten. Als Essential bietet es einen Einstieg und Überblick über die Grundlagen der Thematik.
Aufbau
Das Buch „Moderation kompakt“ umfasst 56 Seiten, welche sich in fünf Kapitel gliedern. Das erste Kapitel beinhaltet die Einleitung und führt damit in die Thematik ein. Im zweiten Kapitel geht es Moderation und Gesprächsführung. Hier werden, nach einer Definition und Unterscheidung der Begrifflichkeiten, Grundlagen und Anleitungen für verschiedene Aspekte der Moderation sowie Gesprächsführung aufgezeigt. Der erfolgreichen Durchführung von Präsentationen widmet sich das dritte Kapitel, bevor es in Kapitel 4 um die Seminarleitung geht, in dem auch einzelne Methoden detailliert vorgestellt werden. Das fünfte Kapitel stellt unterschiedliche Formen moderner Technik sowie deren Möglichkeiten und Herausforderungen in Bezug auf die Thematik vor. Im Anschluss an das fünfte Kapitel findet sich zudem eine kurze Zusammenfassung der zentralen Erkenntnisse, welche dem Essential entnommen werden können, sowie eine Auflistung von Aus-, Fort- und Weiterbildungsstätten entsprechend der Thematik.
Inhalt
Manfred Günthers „Moderation kompakt“ vermittelt grundlegende Kenntnisse und praxisbezogene Impulse zur Gesprächsleitung, Präsentation und Seminarsteuerung im Kontext psychosozialer Arbeitsfelder. Das Buch beginnt mit einer Einführung in die Grundlagen der Moderation, wobei der Autor insbesondere auf die Zielsetzung und Struktur der Publikation eingeht. Daran anschließend werden Begrifflichkeiten der Thematik, welche in der deutschen und englischen Sprache unterschiedlich verwendet werden, aufgeführt, um Missverständnisse zu vermeiden. Ein weiterer Fokus liegt auf den vielfältigen Einsatzgebieten der Gesprächsleitung, etwa in Teambesprechungen, kollegialer Beratung oder Seminarleitung. Zum Abschluss der Einleitung werden für Moderation und Gesprächsführung relevante personenbezogene Kompetenzen, wie beispielsweise Achtsamkeit, Selbstwert und Empathie, aufgezeigt und erläutert.
In Kapitel 2 „Moderation/Gesprächsleitung“ werden zunächst die drei Moderationsformen Informationsmoderation, Problemmoderation und Unterhaltungsmoderation dargestellt und voneinander unterschieden. Unter dem Begriff Informationsmoderation beschreibt Manfred Günther die Gestaltung und Präsentation von beispielsweise Vorträgen oder Podien vor Publikum, wohingegen Problemmoderation die Besprechung von Problemen in Settings verschiedener Größenordnungen meint. Die Unterhaltungsmoderation bezieht sich zum Beispiel auf TV-Unterhaltungsformate und ist für die psychosoziale Arbeit daher weniger relevant. Besonders betont wird die Bedeutung einer sorgfältigen Vorbereitung von Sitzungen. Praktische Hilfen wie Checklisten, strukturierte Tagesordnungen und Hinweise zur Gesprächssteuerung bieten hier eine konkrete Unterstützung. Der Umgang mit Wortmeldungen sowie gezielte Interventionen zur Aktivierung der Gruppe werden anhand von Beispielen praxisnah illustriert. Für den Fall, dass zu Beginn einer Veranstaltung die Notwendigkeit einer Zielverhandlung besteht, werden darüber hinaus Methoden hierfür, beispielsweise die Kartenabfrage, vorgestellt. Thema dieses Kapitels ist zudem die Rolle der moderierenden Person: Manfred Günther macht zum einen deutlich, dass Moderationskompetenzen erlernt und reflektiert werden müssen und diese dementsprechend nicht zwangsläufig mit der Führungsrolle einhergehen. Zum anderen wird aufgezeigt, dass die Gesprächsleitung sich für eine erfolgreiche Moderation der Rolle, in der sie selbst agiert, und den Rollen, in denen die Teilnehmenden anwesend sind, bewusst sein sollte. Kapitel 2 zeigt zusammenfassend auf, dass fachlich-methodische Kompetenzen, wie die Strukturierungsfähigkeit und die Fähigkeit zur Anwendung methodischer Werkzeuge, ebenso wie kommunikative, soziale und personale Kompetenzen, beispielsweise Interventionstechniken, Rollenbewusstsein und Reflexionsfähigkeit, zu den notwendigen Moderationskompetenzen gehören.
Kapitel 3 behandelt thematisch die „Präsentation“ und insbesondere deren technische Umsetzung. Im Kontext der psychosozialen Arbeit sind Präsentationen beispielsweise für Vorlesungen oder inhaltliche Inputs in Besprechungen oder Fortbildungen relevant. Hier werden zentrale Erfolgsfaktoren in Bezug auf die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden wie eine klare Gliederung, Visualisierungstechniken und der bewusste Einsatz unterstützender Medien erläutert. Auf die verschiedenen Möglichkeiten des Medieneinsatzes ebenso wie deren Voraussetzungen und Herausforderungen geht Manfred Günther daran anschließend detaillierter ein, sodass dieses Kapitel wertvolle Hinweise für die professionelle Gestaltung von Präsentationen liefert. Deutlich wird auch an dieser Stelle die Bedeutung sorgfältiger Vorbereitung für das Gelingen von Präsentationen.
In Kapitel 4 „Seminarleitung“ wird nach dem Einstieg, in dem die Rahmenbedingungen thematisiert werden, zwischen Seminar und Workshop unterschieden. Diese Unterscheidung bezieht Manfred Günther in erster Linie auf die Teilnehmeraktivierung: Während es in Seminaren vordergründig um Wissensvermittlung durch die Seminarleitung geht, liegt der Fokus in Workshops auf der aktiven Mitarbeit der Teilnehmenden. Insbesondere auf den Rahmen und die Durchführung von Workshops wird in diesem Kapitel genauer eingegangen. Es wird aufgezeigt, dass zeitliche und inhaltliche Planungen von großer Bedeutung sind, die moderierende Person jedoch auch die im Workshop entstehenden Dynamiken beachten und dementsprechend gegebenenfalls von der Planung abweichen muss. Zudem werden drei Methoden zur Durchführung von Workshops dargestellt: Diese sind Arbeitsgruppen, Fishbowl und das World Café. Leitgedanken hinter diesen Methoden sind die Förderung von Partizipation und Selbstorganisation sowie die Ermöglichung eines Perspektivwechsels der Teilnehmenden. Als weitere Instrumente zur Gestaltung von Workshops und Seminaren werden Innen-Interviews, (pädagogische) Rollenspiele und Interaktionsspiele erläutert. Mit einer kurzen Vorstellung von Feedback-Formen schließt dieses Kapitel ab. Kapitel 4 beinhaltet somit umfassende Anleitungen für die Nutzung verschiedener Methoden, welche insbesondere für Seminare und Workshops, aber auch weitere Settings der psychosozialen Arbeit relevant sind.
Im fünften Kapitel geht es um verschiedene Aspekte des technischen Fortschritts in Bezug auf die Thematik. Manfred Günther diskutiert die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz, Online-Konferenztools und virtuellen Räumen für zukünftige Moderationsformate. Dabei wird deutlich, dass technische Entwicklungen nicht nur neue Möglichkeiten eröffnen, sondern auch neue Anforderungen an die Gestaltung von Kommunikation mit sich bringen. Somit befasst sich das fünfte Kapitel zusammenfassend mit der aktuellen und zukünftigen Relevanz technischer Möglichkeiten für die Umsetzung und Moderation verschiedener Settings und regt zu einer frühzeitigen Auseinandersetzung mit digitalen Kompetenzen an.
Diskussion
„Moderation kompakt“ bietet einen breit gefächerten Überblick über die Thematik der Moderation verschiedener Settings im Kontext der psychosozialen Arbeit. Die Gliederung des Buches in viele Unterkapitel ermöglicht Lesenden ein schnelles Finden der für sie relevanten Inhalte. Einige Aspekte, wie beispielsweise die Methoden zur Gestaltung von Workshops und Seminaren, werden ausführlich beschrieben, sodass eine detaillierte Anleitung geboten wird. Andere Aspekte werden, um dem Umfang eines Essentials gerecht zu werden, nur in Ansätzen behandelt. Hier finden sich jedoch Hinweise auf weiterführende Literatur. Beispiele aus der Praxis des Autors verdeutlichen an einigen Stellen die inhaltlichen Erläuterungen und schaffen somit einen Praxisbezug.
Das Buch lädt Fach- und Führungskräfte, zu deren Aufgabengebiet die Moderation und Gesprächsleitung gehören, ein, sich in dieser Rolle zu reflektieren und bietet einen Einblick in hierfür relevante personenbezogene Kompetenzen. Auch an dieser Stelle ist weiterführende Literatur für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Thematik notwendig.
Ein Punkt, der im Buch nicht thematisiert wird, ist, dass in Besprechungssettings der psychosozialen Arbeit auch emotional belastende Themen Teil der Tagesordnung sein können, deren Moderation gegebenenfalls besondere Aufmerksamkeit und Hinweise für die Teilnehmenden erfordert. Wünschenswert wären Hinweise auf diesbezüglich hilfreiche Moderationsansätze, beispielsweise aus systemischer Perspektive. Dieser Aspekt macht deutlich, dass Moderation im Kontext psychosozialer Arbeit spezifische Herausforderungen mit sich bringt, deren umfassende Thematisierung im Rahmen eines Essentials kaum umzusetzen ist. Dennoch sind diese von großer Relevanz, sodass eine entsprechende Erwähnung und Hinweise auf diesbezüglich weiterführende Literatur für Fachkräfte dieses Berufsfeldes hilfreich wären.
Abseits dessen bietet „Moderation kompakt“ einen umfassenden Überblick über die Aspekte der Moderation von Gesprächsrunden, Präsentationen, Seminaren und Workshops. Die Stärke des Buches liegt in seiner strukturierten und anwendungsbezogenen Gestaltung. Somit werden insbesondere Fachkräfte der psychosozialen Arbeit, die in diese Thematik einsteigen und Moderationskompetenzen entwickeln möchten, angesprochen.
Fazit
Zusammenfassend beinhaltet „Moderation kompakt“ von Manfred Günther Anleitungen und Tipps für die Gestaltung und Leitung verschiedener Settings im Feld der psychosozialen Arbeit sowie die gelingende Moderation derer. In Form eines Essentials bietet es einen umfassenden, wenngleich nicht vollständigen Überblick über die Thematik und eignet sich damit gut als Einstiegsliteratur.
Rezension von
Dana Schüdde
Erzieherin und Traumapädagogin, derzeit Studierende an der Hochschule Koblenz im Masterstudiengang Kindheits- und Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt „Management und Beratung“
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