Kevin Pauliks, Jens Ruchatz: Bildkritik durch Bilder
Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 27.05.2025

Kevin Pauliks, Jens Ruchatz: Bildkritik durch Bilder. Soziale Medien als Ort einer praxeologischen Medienphilosophie. Herbert von Halem Verlag (Köln) 2025. 228 Seiten. ISBN 978-3-86962-649-9.
Kritik durch Bilder, Bilder in der Kritik
Am Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität in Marburg wurde, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, von 2019-2022 das Forschungsprojekt „Bildförmige Bildkritik in Sozialen Medien. Explizites und implizites Theoretisieren des digitalen Bildes“ durchgeführt. Der Forschungsansatz geht davon aus, dass im wissenschaftlichen und gesellschaftstheoretischen und -praktischen Diskurs die Kritik am Bild in vielfältigen Formen und Zugängen thematisiert wird: Es geht darum, „bildförmige Bildkritik von sprachförmiger (philosophischen, JS) Kritik abzugrenzen“, und dabei die Bedeutung, Einflüsse und Auswirkungen der Sozialen Medien herauszuarbeiten. Diese – „Soziale Medien sind nicht zwangsläufig sozialer als andere Medien“ – werden beim „practice turn“ in bildpraxeologischen Analysen aufgezeigt und als „Bildpraxeografie“ bezeichnet. Die Forschungsergebnisse werden im Band präsentiert. Der wissenschaftliche Mitarbeiter beim Institut für Medienwissenschaft, Kevin Pauliks, und der Medienwissenschaftler Jens Ruchatz geben den Forschungsband heraus. Mit 71 Farbabbildungen („Screenshot“) werden die Forschungsinhalte und -methoden dargestellt: Einleitung – Die Methode der Bildpraxeografie – Bildpraktiken bildförmiger Bildkritik – Inventar bildkritischer Bildpraktiken in Sozialen Medien. Im Glossar werden, als Nomenklatur, die Praktiken, Plattformen und Formen der Bildelemente präsentiert; das umfangreiche, 19-seitige Quellenverzeichnis verweist auf Inhalt und Bedeutung des Forschungsgegenstands.
Kunst- und Bildkritik
Der aufgeklärte, selbstdenkende und -handelnde Mensch bedarf der Anschauung. Es ist der „scharfe, ehrliche, ganzheitliche Blick“, der ein Bild, einen Gegenstand und eine Situation betrachtet und bewertet. Die bildförmige Bildkritik in den Sozialen Medien ist gekennzeichnet durch eine Methode, die sich anschickt, Bilder, als Kunstwerke oder alltägliche Erscheinungen und Praktiken zu betrachten und zu analysieren. Die “Bildpraxeografie“ nimmt „die wiederkehrenden und wissensabhängigen Konfigurationen von Praktiken in den Blick“, beschreibt und analysiert das Objekt und fragt, „was ein Bild wie“ darstellt. Es sind die folgenden Schritte, die Bildinhalt, -bedeutung und -wirkung erkunden: Erheben, Codieren und Auswerten des Bildmaterials. Mit dem Meme „Trump in Peach“ wird der Screenshot zu einer politisch-kritischen, oppositionellen Aussage; und die weiteren Screenshots vermischen, verdrehen, retuschieren und collagieren Abbildung und Hashtag. Sie stellen sich als Selfies dar, kuratieren zu Kunstwerken und kapitalisieren sich in der Werbung.
Diskussion
Information und Inspiration sind Wirkungen, die durch Bilder entstehen. Sie sind Mittel und Ergebnis, um ein gutes, gelingendes, humanes, gerechtes, friedliches Dasein führen zu können. Durch Ideologie und Irritation werden diese Lebenswerte infrage gestellt und verhindert. Anspruch, Allokation und Akklamation sind gefordert! Manipulation als Gefahr!
Fazit
Der Forschungsband „Bildkritik durch Bilder“ will vor allem Studierende und Forschende der Medien- und Kommunikationswissenschaft erreichen. Er bietet auch SoziologInnen, EthnologInnen, PädagogInnen, KunstwissenschaftlerInnen und Kunstschaffenden Anregungen.
Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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