Susanne Benner: Recht in der Sozialen Arbeit
Rezensiert von Wolfgang Schneider, 29.10.2025
Susanne Benner: Recht in der Sozialen Arbeit. Eine Einführung.
transcript
(Bielefeld) 2025.
312 Seiten.
ISBN 978-3-8252-6426-0.
D: 27,00 EUR,
A: 27,80 EUR,
CH: 34,70 sFr.
Reihe: utb exam.
Thema
Soziale Arbeit bewegt sich innerhalb eines komplexen rechtlichen Rahmens, der nicht immer leicht zugänglich ist. Susanne A. Benner gibt in diesem Einführungswerk einen verständlichen Überblick über das Recht und seine Systematik, führt strukturiert und praxisnah durch die relevanten Rechtsgebiete, erläutert juristische Grundbegriffe und veranschaulicht die juristische Arbeitsmethode anhand zahlreicher Fallbeispiele.
Autorin
Prof. Dr. Susanne A. Benner ist Professorin der Rechtswissenschaft mit Schwerpunkt Familienrecht und lehrt seit 2008 im Studiengang Soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin, wo sie auch wissenschaftliche Leiterin des MA-Studienganges ‚Biografisches & Kreatives Schreiben‘ ist. Sie promovierte an der Universität Potsdam, war selbstständige Rechtsanwältin und ist Autorin mehrerer juristischer Lehr-/Studienbücher.
Aufbau und Inhalt
Nach einer Einführung startet das Buch zunächst einmal mit grundlegenden Fragen: Was ist eigentlich die Aufgabe von Recht? Klar, es geht um Regelungen von menschlichem Zusammenleben und dem Ausräumen von Konflikten – und im Zweifel eben um das Herstellen von Gerechtigkeit. Und da wäre auch schon ein Begriff, in dem es auch in der Sozialen Arbeit geht, die Gerechtigkeit oder vor allem soziale Gerechtigkeit. Deren Herstellung oder Beibehaltung ist ein zentraler Aufgabenbereich von Sozialarbeiter:innen in fast allen Aufgabenfeldern. Und das wird in den folgenden Kapiteln deutlich, wenn Susanne A. Benner – gerahmt von kurzen thematischen Exkursen oder Lernimpulsen – in die Materie einsteigt und deutlich macht, welche Rechtsgebiete alle Bezug zur Sozialen Arbeit haben. Und, das sei an dieser Stelle klar gesagt, es sind nicht gerade wenige juristische Themenfelder, von denen Sozialarbeiter:innen Ahnung haben müssten oder sollten.
Da seien zunächst ganz grundlegende Normen wie das Grundgesetz und das Bürgerliche Gesetzbuch mit seinen Regelungen zum Schuldrecht oder auch zum Familienrecht genannt, aber logischerweise auch die verschiedenen Bücher des Sozialgesetzbuches. Aber auch Fachgesetze wie das Strafgesetzbuch (Thema Schweigepflicht zum Beispiel, von der juristisch gesehen übrigens niemand ‚entbunden‘ werden kann), das Jugendgerichtsgesetz oder sogar die Strafprozessordnung haben Anknüpfungspunkte an die Soziale Arbeit, wie die Autorin aufzeigt. Um das einzuordnen, bietet das Buch auch eine grundlegende Einführung in die Systematik des Rechts, wozu zum Beispiel die Unterteilung in Privatrecht und Öffentliches Recht gehört. Während das Privatrecht die Beziehungen zwischen natürlichen oder juristischen Personen, die gleichrangig sind, behandelt, geht es im Öffentlichen Recht um die Beziehung zwischen Staat und Bürger:in, die im Gegensatz zum Privatrecht durch eine formale Ordnung geprägt ist. Dazu ebenfalls wichtig: Was ist eigentlich materielles Recht (das hat Inhalte wie zum Beispiel das Strafgesetzbuch) und was ist Verfahrensrecht (das regelt eben das Wie)?
Zu den konkreten Rechtsgebieten, die anschließend im Buch behandelt werden, gehören dann unter anderem das Schuldrecht, das Familienrecht und auch die Vorschriften, wie diese letztlich Umsetzung finden können. Dabei stehen dann verfahrensrechtliche Aspekte im Vordergrund: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Eilverfahren und Hauptsacheverfahren? Wann werden gerichtliche Entscheidungen rechtskräftig? Welche Möglichkeiten haben Menschen, denen das Geld fehlt, sich anwaltlich unterstützen zu lassen?
Wer all das durchgearbeitet hat, der findet zum Ende des Buches zunächst die Lösungen zu den Aufgaben, die in den einzelnen Kapiteln zu finden sind, und eine weitere große Auswahl von Vertiefungsfragen, die zum einen hilfreich sein dürften für den Lernerfolg der Leser:innen im Studium, zum anderen aber auch dabei helfen, Wissen für die praktische Anwendung zu generieren. Ein großer Stichwortregister sowie eine Übersicht über wichtige Gesetze und Paragrafen runden das Buch ab.
Diskussion
Aus eigener Erfahrung in der Lehre ist dem Rezensenten mehr als bewusst, dass es für Studierende im Bereich der Sozialen Arbeit kaum etwas gibt, wovor den Studierenden mehr graut als vor rechtlichen Themen. Das ist nicht nur schade, sondern auch dramatisch, denn es führt dazu, dass viele Berufseinsteiger:innen nur rudimentäre rechtliche Kenntnisse haben. Dieses Buch bietet die Chance, Schwellenängste abzubauen, da es einen wirklich guten und gut aufbereiteten Überblick über nahezu alles gibt, was rechtlich in den verschiedensten Bereichen der Sozialen Arbeit wichtig ist. Gesetze sind trockene Materie, daran kann auch die die Autorin nichts ändern, aber sie schafft es, durch „kleine Häppchen“ eben so viel Basisinformationen wie nötig, an die Leser:innen zu bringen. Wer mehr wissen will, kann das Zusatzmaterial nutzen: Und das ist mit Podcasts und Videoclips nicht nur gut präsentiert, sondern auch mit Fallbeispielen erklärt. Für all jene, die ihre Berührungsängste zu Recht abbauen wollen und die mehr als bloßes ‚Für die Klausur lernen und dann vergessen‘ wollen, ist dieses Buch eine absolute Empfehlung.
Fazit
Mit Schaubildern, Videoclips, Podcasts und Testfragen ausgestattet, bietet dieses interaktive Lehrbuch Studierenden der Sozialen Arbeit eine wertvolle Orientierung sowie Sicherheit im Umgang mit rechtlichen Fragestellungen – und schafft es im besten Falle, Berührungsängste von angehenden Sozialarbeiter:innen mit rechtlichen Themen abzubauen. Ein besserer Einstieg in das Thema Recht zu einem solch erschwinglichen Preis dürfte schwierig zu finden sein!
Rezension von
Wolfgang Schneider
Sozialarbeiter
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