Nora Dietrich: Mental Health at Work
Rezensiert von Marina Lenk, 30.10.2025
Nora Dietrich: Mental Health at Work. Wie wir unsere beste Arbeit machen und dabei gesund bleiben. Verlag Franz Vahlen GmbH (München) 2025. 300 Seiten. ISBN 978-3-8006-7557-9. 24,90 EUR.
Thema
Das Buch ist ein kompakter Ratgeber mit vielen Tipps und Reflexionsübungen zur Mentalen Gesundheit. Die Mentale Gesundheit spielt nicht nur im privaten Alltag, sondern auch in der beruflichen Praxis eine wichtige Rolle. Beide Bereiche stellen die verschiedensten Herausforderungen an die eigene mentale Gesundheit und sind auch mit Höhen und Tiefen verbunden. Besonders der Bereich der Mentalen Gesundheit spielt in der modernen Arbeitswelt noch eine eher untergeordnete Rolle. Das Buch „Mental Health at Work“ gibt dazu Handwerkszeug und praktische Tipps, wie die mentale Gesundheit in die Arbeitswelt integriert und gelebt werden kann. Dafür braucht es nach der Autorin vor allem drei Dinge: „Neugierde, Mitgefühl und mehr als zwei Schultern“ (Dietrich, 2025)
Autoren
Autorin des Buches ist Nora Dietrich.
Nora Dietrich, ist approbierte psychologische Psychotherapeutin, mit mehr als 10 Jahren Erfahrung in der stationären und ambulanten Psychotherapie. Sie ist außerdem Gründerin von „Between People“. Nora Dietrich unterstützt Organisationen, als Speakerin und Expertin, dabei, den Themenbereich Mental Health und Gesundheitsfürsorge in der eigenen Organisation nach ganz oben mit auf die Agenda zu setzen.
Entstehungshintergrund
Die Autorin begrüßt im Vorwort die Leser*innen mit einer sehr persönlichen Geschichte aus ihrer Biografie. Die Autorin Nora Dietrich stellt im Voraus kurz den thematischen Hintergrund und den Anstoß zu ihrem Buch vor.
Das Buch wurde neben der vielseitigen Betrachtung des Themas, gefüllt mit verschiedenen authentischen Geschichten, Fallbeispielen, Tipps, Hilfestellungen sowie Gedankenanregungen und Selbstreflexionsübungen.
Aufbau und Inhalt
Das Taschenbuch hat einen Umfang von 300 Seiten und beinhaltet neben den thematischen Teilen, ein Vorwort, ein Glossar, Anmerkungen und eine Danksagung. Der Inhalt ist thematisch in fünf Teile unterteilt, mit je 3–4 Kapiteln. Es sind innerhalb des Kapitels sehr viele Reflexionsfragen enthalten, um innezuhalten, die Selbstwahrnehmung zu stärken und auch über den eigenen Umgang mit Mental Health, besonders im Bezug zur Arbeitswelt, nachzudenken.
1. Teil: Gesunde Zukunft
Der 1. Teil des Buches, „Gesunde Zukunft“ wurde noch um einen treffenden Untertitel ergänzt: Mental Health als Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit.
Teil 1 des Buches ist in drei Kapitel unterteilt:
- Gratwanderung.
- Kenne die Wirkung.
- Brich die Stille.
Eine Zusammenfassung von Teil 1 des Buches gibt die Autorin auf S. 37. Sie schreibt hierzu:
„Die Zukunft ist keine Frage des Ob, sondern des Wie. Und dieses Wie beginnt bei uns. Realistischer Optimismus, der Fokus auf Lösungsräume, die Erinnerung an unsere Selbstwirksamkeit sowie Gestaltungskraft und ein starkes Netz im Rücken sorgen insbesondere in aussichtslosen Momenten wörtlich für Wunder. Lass uns aber dort beginnen, weshalb wir eigentlich hier sind: mentale Gesundheit. Es sind vier Kernprinzipien, die unseren Weg zur mental gesunde[n] Organisation ebnen:
- Kenne die Wirkung.
- Brich die Stille.
- Macht es zum Teil euerer Beziehung.
- Baut eine Culture of Care.“
2. Teil: Gesundes Ich
Der zweite Teil des Buches, „Gesundes Ich“, ist wieder unterteilt in drei Kapitel:
- Rote Linien
- Musterbruch
- Grenzen
Der 2. Teil wird noch unterstrichen mit dem Untertitel: Hinter jeder Zahl steht ein Mensch.
Im Kapitel „Rote Linien“ wird die Leserschaft immer wieder durch verschiedene Reflexionsfragen innerhalb des Kapitels zum Überlegen angeregt:
- „Wann hast du zuletzt eine rote Linie übertreten?“
- „Welche Stärken überstrapazierst du manchmal?“
- „Welche Gefühle stehen heute hinter deinem Stress?“
Die verschiedenen Bereiche der „Roten Linien“ deren Grenzüberschreitung bzw. Überlastung wird im Kapitel detailliert dargestellt.
Im Kapitel „Musterbruch“ wird darauf eingegangen, wie die alten Denkmuster reflektiert und durchbrochen werden können. Häufig ist der eigene Selbstwert nicht definiert durch das eigene Selbst, sondern durch die Anerkennung und Wertschätzung von außen, durch andere Personen. Verschiedene Reflexionsfragen und kompakte Zusammenfassungen laden zum Nachdenken, innerhalb des Kapitels, ein.
Im Kapitel „Grenzen“ wird dargestellt, wie wichtig es ist, eigene Grenzen zu erkennen, einzuhalten und darüber zu kommunizieren. Nur wenn es einem selbst gut geht und die eigenen Akkus aufgeladen sind, hat man auch die Möglichkeit, für andere – Familie, Kinder, Partner, Arbeitskollegen, Kunden etc. – zu sorgen.
Wenn zum ersten Mal diese eigenen Grenzen klar gesetzt und kommuniziert werden, dann folgt daraus oftmals eine Irritation. Für das Umfeld ist es bereits zur Gewohnheit geworden, dass jemand immer erreichbar oder verfügbar ist bzw. die Verantwortung übernimmt.
3. Teil: Gesundes Team
Warum mentale Gesundheit kein Do-it-yourself-Projekt ist, lautet der Untertitel zu Teil drei des Buches.
In diesem dritten Teil „Gesundes Team“ wird zwischen kleinen und großen Gesprächen, sowie „Ritualen“ unterschieden. Dazu wird im Kapitel auf die Bereiche „eigene Selbstfürsorge“ und auch „Teamfürsorge“ eingegangen. Hierzu nutzt die Autorin zum Abschluss des Kapitels „Kleine Gespräche“ zwei Reflexionsübungen, um diese beiden Bereiche innerhalb des Teams zu verdeutlichen. Eine „Ich-Übung“ und eine „Team-Übung“.
Im Kapitel „Rituale“ wird die Wichtigkeit von Teams in ihrer Zusammenarbeit zwischen Anspannung und Entspannung hervorgehoben. In gesunden Teams gibt es die Möglichkeit, nach Krisen- und Stressphasen wieder zu regenerieren, sich auszutauschen, zu lernen und wieder Kraft zu sammeln. Teams sind dabei auch mit der Führungskraft und deren gesundheitsförderlichem Führungsstil sehr eng verbunden. Deshalb ist dem Thema Führung ein gesonderter Teil im Buch gewidmet.
4. Teil: Gesunde Führung
„Gesunde Führung“ trägt ergänzend den Untertitel: Fühlen ist das neue Führen.
Teil vier des Buches hat den Titel „Gesunde Führung“ und ist wieder untergliedert in weitere Kapitel. Diese beleuchten die Risikogruppe Führungskraft, den Themenbereich Fühlen statt Führen und den Teamsupport – in guten wie in schlechten Zeiten.
Zuerst wird hier die Rolle der Führungskraft beleuchtet. Hürden, Hierarchie, Tanz zwischen den Rollen, Last der Spitze und Stress bleiben selten alleine – sind die Eckpunkte, welche bei der Rolle der Führungskraft betrachtet werden. Verschiedene Fragen zur Selbstreflexion, Grafiken, kompakte Übersichten, Tipps und Checklisten runden das Thema innerhalb des Kapitels ab.
5. Teil: Gesunde Organisation
Das Kapitel „Gesunde Organisation“ ist umschrieben mit dem Untertitel: Von der Symptombehandlung zur Systemveränderung.
Im 5. und letzten Teil des Buches beschreibt Nora Dietrich sehr ausführlich und umfangreich in vier Kapiteln wie es eine Organisation schafft, ihre Unternehmenskultur zu einer gesunden Organisation auszurichten. Auf S. 236 schreibt die Autorin dazu:
„Organizational Burnout beschreibt das Phänomen, wenn nicht nur einzelne Mitarbeitende, sondern die gesamte Organisation in einem Zustand der Erschöpfung, Ineffizienz und Orientierungslosigkeit gerät. Dieser Zustand ist oft das Ergebnis einer toxischen Unternehmenskultur, ungesunder Strukturen und einer fehlenden Anpassungsfähigkeit.“
Dieses Zitat umschreibt sehr gut den Inhalt der vier Kapitel: Systemfehler – eine Frage der Kultur, Verhältnisse schaffen Verhalten, Was für ein Theater, Mit dem Leben gehen. Das Kapitel ist wieder untermalt mit verschiedenen Reflexionsfragen, Zitaten, Grafiken und anschaulichen Zusammenfassungen.
„Wie entscheiden wir uns, wenn es hart auf hart kommt? Für Marge oder Mensch?“ (Dietrich, 2025, S. 224).
Diskussion
Die Autorin Nora Dietrich schreibt das Buch sehr authentisch und mit vielen persönlichen Erfahrungen und Eindrücken. Sie liefert mit dem Buch eine kompakte, aber sehr umfassende Übersicht zum Thema Mental Health und wie dieser Bereich auch in Organisationen an Stellenwert gewinnen sollte. Es ist mit Fallbeispielen aus der Praxis untermalt, somit können sich auch die Leser mit dem Thema identifizieren. Durch zahlreiche Fragen zur Selbstreflexion lädt die Autorin ein, innezuhalten und sich mit dem Thema gedanklich auseinanderzusetzen. Ergänzt werden die einzelnen Kapitel durch farbige Grafiken, kompakte Zusammenfassungen, Tipps, Checklisten und Übungen. Ein sehr persönliches Vorwort und eine Danksagung runden das Thema des Taschenbuches kompakt ab. Ergänzt wird dies zum Schluss des Buches noch durch „Blick in die Glaskugel“ um die Leserschaft einzuladen, sich noch weiter mit den Themenbereichen Mental Health und Mental Health in Work auseinanderzusetzen.
Das Buch gibt einen umfassenden Einblick in das Thema und macht mit seinem ansprechenden Titel „Mental Health at Work“ auch sofort neugierig auf den Inhalt des Buches. Das Buch ist sehr übersichtlich gegliedert und grafisch, sowie farblich aufgelockert. Durch die verschiedenen Selbstreflexionsfragen, Übungen, Zitate, Fallbesprechungen und Zusammenfassungen kann das Buch sehr gut gelesen und auch als Nachschlagewerk genutzt werden. Nora Dietrich lädt mit ihrem Buch ein, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen und dabei auch die eigene Organisation bzw. Führungsrolle zu reflektieren. Der Blick sollte zukünftig auf eine insgesamt gesundheitsfördernde Arbeitsumgebung und gesunde Organisation gelenkt werden, um handlungsfähig zu bleiben in der schnelllebigen und wenig gesundheitsförderlichen modernen Arbeitswelt.
Fazit
Nora Dietrich gelingt es mit ihrem Buch, Mental Health und das Thema Arbeit gekonnt miteinander zu verknüpfen. Das Fachbuch dient zum einen als Ratgeber, Ideengeber aber auch als kleiner Werkzeugkoffer mit praktischen Tipps für den Bereich Mental Health.
Rezension von
Marina Lenk
Gesundheits- und Pflegemanagerin (B.A.), Pflegeberaterin §7a SGB XI, Fachkrankenschwester für Anästhesie- und Intensivpflege, Palliative-Care-Fachkraft, Betriebliche Gesundheitsmanagerin, freiberufliche Fachautorin und Dozentin
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