Tanja Legenbauer, Silja Vocks: [...] Verhaltenstherapie bei Anorexie und Bulimia nervosa
Rezensiert von Prof. Dr. Hans-Peter Michels, 07.03.2006
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Tanja Legenbauer, Silja Vocks: Manual der kognitiven Verhaltenstherapie bei Anorexie und Bulimia nervosa.
Springer
(Berlin) 2005.
275 Seiten.
ISBN 978-3-540-25400-3.
34,95 EUR.
CH: 59,50 sFr.
CD-ROM. Systemvoraussetzungen Windows: 64 MB RAM, 60 MB freier Festplattenspeicher; Win 98 SE, ME, NT 4.0 mit SP 6, 2000 mit SP 2, XP oder 2003; Acrobat Reader und/oder Power Point Viewer (auf CD vorhanden)
Systemvoraussetzungen Macintosh: 64 MB RAM bei aktivieretem virtuellem Speicher (64 MB empfohlen), 70 MB freier Festplattenspeicehr; Mac OS 9.x, OS X; Acrobat Reader (auf CD vorhanden) und/oder Power Point Viewer 2003 .
Einleitung
Legenbauer und Vocks legen ein sehr umfassendes Programm zur Behandlung von Anorexia und Bulimia Nervosa vor. Es ist kognitiv verhaltenstherapeutisch ausgerichtet, d.h. in der Therapie konzentriert man sich auf die Veränderung kognitiver, emotionaler und behavioraler Aspekte des Verhaltens, da man allen drei Komponenten eine entscheidende Rolle bei Entstehung und Aufrechterhaltung dieser Essstörungen zuschreibt. Die Autorinnen heben hervor, dass sie gegenüber den bisherigen kognitiv-verhaltenstherapeutischen Manualen zur Behandlung der Essstörungen, die auf Ernährungsmanagement und kognitive Umstrukturierung fokussieren, Erweiterungen um folgende Bereiche vorgenommen haben:
- Umgang mit Emotionen,
- Erwerb sozialer Kompetenzen sowie
- Entwicklung von Ressourcen.
Inhalt
Die "Übersichtskapitel" 1 bis 5 sind sehr knapp gehalten. Hier erhält man Informationen zur Epidemiologie und Symptomatik der Störungsbilder Anorexia und Bulimia nervosa. Die gängigen Diagnosekriterien nach DSM-IV-TR und ICD-10 werden angeführt. Dann diskutieren die Autorinnen biologische, soziokulturelle, familiäre und individuelle Faktoren, die eine Rolle bei der Entstehung dieser beiden Formen von Essstörungen spielen könnten. Als aufrechterhaltende Faktoren gelten gezügeltes Essverhalten, Stress sowie dysfunktionale Informationsverarbeitungsprozesse. Sie gehen auf bisherige kognitiv-behaviorale Behandlungansätze ein, beschreiben kurz auch andere Behandlungsformen wie z.B. die dialektisch-behavioralen, systemischen, psychodynamischen, familientherapeutischen Ansätze, Selbsthilfeprogramme sowie Pharmakotherapie. Legenbauer und Vocks erörtern die medizinische Diagnostik, das strukturierte Interview zur Erhebung der Psychopathologie sowie der spezifischen Ausprägung der Essstörung. Des weiteren gehen sie auf Fragebögen und Selbstbeobachtungsmethoden ein.
In den Kapiteln 6 bis 14 werden dann sehr prägnant die therapeutischen Vorgehensweisen dargelegt. Folgende Therapieeinheiten werden entwickelt:
- Motivierung: Vorgehensweisen zur Steigerung der Motivation, aber auch zur Aufrechterhaltung von Vorsätzen werden referiert.
- Vermittlung eines individuellen Störungsmodells und Ableitung der Therapieziele: die Erarbeitung eines Störungsmodells für jede/en Patientin/en wird als Grundlage für die Entwicklung von individuellen Therapiezielen und die Anpassung der Therapie an die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen gesehen.
- Interventionen zur Normalisierung des gestörten Essverhaltens und Abbau von Heißhungerattacken und Erbrechen: u.a. werden der Umgang mit Mahlzeitenprotokollen vorgestellt, Maßnahmen zur Gewichtssteigerung und -stabilisierung werden erörtert, die Analyse der Auslösesituationen sowie Übungen zur Nahrungsmittelexposition werden erläutert.
- Kognitive Interventionen: diese Einheit orientiert sich an den üblichen Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie zur Identifizierung und Modifikation von Werten sowie Gedanken.
- Interventionen zur Affektregulierung: hierunter werden die Wahrnehmung und Identifikation von Gefühlen sowie Übungen zur Bewältigung negativer Emotionen gefaßt.
- Techniken zur Verbesserung sozialer Kompetenzen: dieses Modul basiert auf verhaltenstherapeutischen Trainings zur Kommunikation und Selbstsicherheit sowie dem Problemlösen von D’Zurilla & Goldfried.
- Interventionen zur Veränderung des Körperbildes: hier werden Spiegel- und Videokonfrontation, Imaginationsübungen, Abtast-, Zeichnungs- und Modellierübungen vorgestellt (vgl. auch Silja Vocks & Tanja Legenbauer: Körperbildtherapie bei Anorexia und Bulimia Nervosa - vgl. dazu die Rezension).
- Förderung von Ressourcen: wie eine Steigerung des Selbstwertgefühls erreicht werden kann, wird in dieser Einheit operationalisiert herausgearbeitet; weiterhin führen die Autorinnen Genuss- und Entspannungstraining, die Überprüfung und Revision der Energiebilanz an.
- Rückfallprophylaxe: Übungen zur Identifikation und Bewältigung von Risikosituationen werden veranschaulicht.
Zielgruppen
Das Buch ist in erster Linie für Psychotherapeuten/innen und Ausbildungskandidaten/innen gedacht.
Fazit
Legenbauerund Vocks haben ein umfangreiches Behandlungsprogramm vorgelegt. Es ist in Modulbauweise konzipiert, so dass von Therapeuten/innen Vorgehensweisen und Schwerpunkte ausgewählt werden können, die der jeweiligen Problemlage der Betroffenen entsprechen.
Rezension von
Prof. Dr. Hans-Peter Michels
Dipl.-Psychol.
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