Rainer Käsgen, Harald Ott-Hackmann: Im Kindergarten ist die Hölle los. Systemische Lösungsstrategien
Rezensiert von Dipl.-Päd. Elke Katharina Klaudy, 11.06.2002

Rainer Käsgen, Harald Ott-Hackmann: Im Kindergarten ist die Hölle los. Systemische Lösungsstrategien für Alltagsprobleme. Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2001. 119 Seiten. ISBN 978-3-407-56098-8. D: 12,40 EUR, A: 12,80 EUR, CH: 22,80 sFr.
Zum Thema
"Soziale Wirklichkeit entsteht durch Kommunikation. Probleme entstehen in Kommunikation und sind soziale Wirklichkeit." (S.53) Missverständnisse in der Kommunikation und Kooperation können im Kindergarten sphärische Störungen hervorrufen, die die weitere Arbeit erschweren. Die Bearbeitung diesbezüglicher Probleme wirft bei Leitung und Team ebenso Fragen zum Krisenmanagement wie auch zur Konzeption auf.
Die Herausgeber und Autorinnen
Rainer Käsgen ist Diplom-Psychologe, Lehrtherapeut, Supervisor, Organisationsberater und leitete einige Jahre eine Integrationseinrichtung. Er entwickelte systemisch orientierte Konzepte in der interdisziplinären Integrationsarbeit der Behindertenhilfe.
Harald Ott-Hackmann ist Diplom-Sozialpädagoge, Lehrtherapeut, Supervisor und Organisationsberater. Er war tätig in Jugendhilfeeinrichtungen und entwickelte systemisch orientierte Konzepte für die Arbeit mit von U-Haft bedrohten Jugendlichen und für flexible Hilfen in Jugendhilfezentren.
Die weiteren Autorinnen arbeiten in enger Kooperation mit dem Psychologischen Privatinstitut für systemische Beratung (PPSB), das 1989 von Rainer Käsgen und Harald Ott-Hackmann in Hamburg gegründet wurde.
Aufbau und Inhalte
In 25 kurzen Beiträgen beschreiben die Autoren und Autorinnen praxisnah unterschiedliche Geschichten aus dem Alltag von Kindertageseinrichtungen. Sie berichten von verschiedenen Situationen der Kommunikation im Team, mit Eltern und Kindern und der Kooperation, die in der dargestellten Weise oder ähnlich gelagerte Konflikte verursachen können. Die Beiträge werden durch Merkkästchen ergänzt, die einen kurzen Erklärungssatz, Gedanken zur Haltung und zur Strategie des zuvor skizzierten Problemfeldes beinhalten.
Bereits der Titel "Im Kindergarten ist die Hölle los" deutet auf das zu Grunde liegende systemische Konzept für die dargestellten Lösungsideen: denn das, was dem einen Betrachter als Höllenszenario erscheint, wird in der gleichen Situation von einem anderen Beobachter völlig anders wahrgenommen und gewertet. Als Grundlage zur konstruktiven Auseinandersetzung mit Problemen erfolgt im Nachwort die Vorstellung des Konzeptes und die Diskussion systemischer Lösungsaspekte, die sich aus Sicht der Herausgeber und Autorinnen hilfreich erweisen: z.B. werden Probleme transparent durch die Beleuchtung ihrer Facetten zur Wahrnehmung möglicher verschiedener Assoziationen und Interpretationen und durch Betrachtung ihrer Entstehungsgeschichte. Zur weiteren konstruktiven Bearbeitung ist die Auseinandersetzung mit der Kommunikationsstruktur und –technik ebenso hilfreich wie der Klärung, wer an der Bearbeitung der jeweiligen Veränderungsstrategie zu beteiligen ist. Das Konzept wird im Wesentlichen auf Humberto R. Maturana, Kurt Ludewig, Heinz Förster und Niklas Luhmann zurückgeführt, im PPSB gelehrt und kontinuierlich weiterentwickelt.
Im Einzelnen werden folgende Themen behandelt:
- Der babylonische Kindergarten (Harald Ott-Hackmann)
- Fit für die Schule? (Karin Born)
- Ich will nicht zur Schule! (Kerstin Petersson)
- Umgang mit Kindern, die schwerst behindert sind (Barbara Forst)
- Was Eltern wissen wollen, wenn sie einen Kindergarten auswählen (Harald Ott-Hackmann)
- Geschlechteridentität (Heike Schader)
- (Hetero-)Sexualität im Kindergarten (Heike Schader)
- Wenn die Augen kleiner werden... (Heike Schader)
- Bilder vom Kind (Rainer Käsgen)
- Verluste und Gewinne (Harald Ott-Hackmann)
- Cliquenwirtschaft (Brigitte Ott)
- Das Kind als Blitzableiter (Rainer Käsgen und Harald Ott-Hackmann)
- Zusammenarbeit tut gut (Kerstin Petersson)
- Neugier auf fremde Kulturen (Harald Ott-Hackmann)
- Mobbing (Harald Ott-Hackmann)
- Verdacht auf sexuellen Missbrauch (Andrea Bünz)
- Himmelskunde für Leiterinnen und Geleitete (Rainer Käsgen)
- Palastrevolution (Harald Ott-Hackmann)
- Kleine Macker (Heike Schader)
- Multi-Kulti in der Kita (Kerstin Petersson)
- Kommen Mädchen zu kurz? (Andrea Bünz und Heike Schader)
- Die Quasselrunde (Brigitte Ott)
- Probleme erkennen (Harald Ott-Hackmann)
- Experten im Gespräch (Reintraud Parnass)
- Nachwort
Die jeweils aufgezeigten praxisnahen Interventionen sind als Anregungen zu verstehen, die einen sinnvollen Freiraum für eigenes Handeln lassen.
Fazit
"Im Kindergarten ist die Hölle los. Systemische Lösungsstrategien für Alltagsprobleme" ist ein Handbuch für ErzieherInnen und Leiterinnen, das mögliche Stolperfallen zu alltäglichen und stets wiederkehrenden Fragen und Problemen aufzeigt und anwendbare Lösungsstrategien zur Vermeidung und Beseitigung anbietet. Es sensibilisiert für mögliche Probleme in der Kommunikation und Kooperation und regt zum Nachdenken an.
Ein hilfreiches Buch von Praktikern für Praktiker.
Rezension von
Dipl.-Päd. Elke Katharina Klaudy
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