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Gerd Schneider, Christiane Toyka-Seid: Politik-Lexikon für Kinder

Rezensiert von Prof. Dr. Walter Wangler, 11.04.2006

Cover Gerd Schneider, Christiane Toyka-Seid: Politik-Lexikon für Kinder ISBN 978-3-593-37927-2

Gerd Schneider, Christiane Toyka-Seid: Politik-Lexikon für Kinder. Von Aufschwung bis Zivilcourage. Campus Verlag (Frankfurt) 2006. 324 Seiten. ISBN 978-3-593-37927-2. D: 19,90 EUR, A: 20,50 EUR, CH: 34,90 sFr.

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Das Einfache ist das Schwierigste

Bekanntlich ist nichts schwieriger als das Einfache. Deshalb gehört das Unterfangen, ein Politik-Lexikon für Kinder zu erstellen, sicherlich nicht zu den leichtesten Vorhaben im Sachbuch-Bereich. Ist es doch viel einfacher, in gedrechselter Diktion Unverständliches von sich zu geben als mit einfachen Worten schwierige Sachverhalte zu erklären.

Die Autoren

Für ein Kinder-Lexikon ist es zweifellos von Vorteil, wenn die Autoren einschlägige Erfahrungen vorweisen können. Schneider hat mehrere Kinder- und Jugendbücher sowie TV-Kinderserien verfasst, Toyka-Seid am Schülerkalender für politische Bildung mitgearbeitet. Vor allem aber betreuen beide seit mehreren Jahren das Online-Politiklexikon „HanisauLand“ für die Bundeszentrale für politische Bildung (www.hanisauland.de).

Inhalt

An diese Internetadresse gelangen oftmals Fragen von wissbegierigen Kindern, denen in der Zeitung, im Radio oder im Fernsehen unbekannte Begriffe begegnen. Solche Fragen bzw. Begriffe haben die Autoren mit in das Lexikon aufgenommen – weshalb darin neben selbstverständlichen Stichwörtern wie Bundeskanzler/in oder Grundrechte auch eher ungewöhnliche wie Bankett oder Vetternwirtschaft auftauchen. Aber gerade diese Mischung macht die Lektüre spannend. Das Lexikon ist für Kinder ab etwa 10 Jahren konzipiert.

Etwa 450 Stichwörter enthält das mit einem praktisch-festen Einband versehene Werk. Mit 323 Seiten ist es nicht zu umfänglich und ließe sich sicherlich auch in einem Rutsch durchlesen -ist aber doch eher dafür geeignet, dass man entweder ein bestimmtes Wort nachschlägt oder das Buch interessiert durchblättert und irgendwo „hängenbleibt“. Dies allerdings wird nicht selten der Fall sein – zu kurzweilig und bunt und anschaulich ist das ganze aufgemacht. Zahlreiche Fotos, Karten und Illustrationen verlebendigen den Text, Verweise auf Internetadressen, Querverweise und Infokästen erleichtern die Wissensaufnahme. Die Sprache ist „kindgerecht“, also nicht überfrachtet mit (ihrerseits erklärungsbedürftigen) Fremdwörtern und Fachbegriffen. Und wenn Bankett erläutert wird (siehe oben) ist man sich nicht zu vornehm, darauf hinzuweisen, dass es sich dabei nicht nur um ein Festmahl aus Anlass eines Staatsbesuchs, sondern auch um einen Seitenstreifen zur Befestigung einer Böschung oder um eine Fußbank handeln kann.

Kritik

Eine solche Mehrdeutigkeit hätte sich auch prima bei dem Begriff Diäten demonstrieren lassen. Unverständlicherweise fehlt dieses Stichwort – womit wir endlich bei der unvermeidlichen Besserwisserei und Beckmesserei des Rezensenten angekommen wären. Das Mehrheits- und Verhältniswahlrecht könnte man durchaus unter dem Oberbegriff Wahlrecht erklären. Wenn in dem Lexikon aber neben dem Stichwort Wahlrecht auch das Stichwort Mehrheitswahlrecht auftaucht, dann darf das Stichwort Verhältniswahlrecht nicht, wie in dem Lexikon, fehlen. Dass Kinderhandel betreibt, wer sein Kind „für andere arbeiten lässt“, war dem Rezensenten bislang weitgehend unbekannt. Und schließlich: Armut. Kindern sollten die Schattenseiten unserer Wohlstandsgesellschaft keineswegs vorenthalten werden, die unterschiedlichen Lebensbedingungen je nach ökonomischer Ausstattung der Familien sollen durchaus benannt werden. Deswegen darf man aber auf notwendige Differenzierungen nicht verzichten. Arm ist, im Weltmaßstab – und einen solchen globalen Blickwinkel hat das Lexikon dankenswerterweise ansonsten durchaus! – wer hungert oder dürstet oder friert, wem Bildung und medizinische Versorgung vorenthalten werden. Davon gibt es auf der Welt zig Millionen. Diesen die „7 Millionen Armen in Deutschland“ unterschiedslos beizugesellen zeugt eben nicht von der erforderlichen Differenzierung.

Empfehlung

Doch damit genug der kritischen Worte. Das Lexikon ist uneingeschränkt zu empfehlen und der Kritiker bedauert, dass seine 4-jährige Enkelin nicht wenigstens 6 Jahre älter ist – weil dann die Frage des Ostergeschenks in diesem Jahr geklärt wäre.

Rezension von
Prof. Dr. Walter Wangler
Fachhochschule Düsseldorf, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften
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Es gibt 31 Rezensionen von Walter Wangler.

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Zitiervorschlag
Walter Wangler. Rezension vom 11.04.2006 zu: Gerd Schneider, Christiane Toyka-Seid: Politik-Lexikon für Kinder. Von Aufschwung bis Zivilcourage. Campus Verlag (Frankfurt) 2006. ISBN 978-3-593-37927-2. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/3711.php, Datum des Zugriffs 11.09.2024.


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