Vera M. Robinson: Praxishandbuch therapeutischer Humor
Rezensiert von Dr. med. Winfried Häuser, 10.05.2002

Vera M. Robinson: Praxishandbuch therapeutischer Humor. Grundlagen und Anwendung für Gesundheits- und Pflegeberufe. Verlag Hans Huber (Bern, Göttingen, Toronto, Seattle) 2002. 2., unveränderte Auflage. 207 Seiten. ISBN 978-3-456-83665-2. 26,95 EUR. CH: 44,80 sFr.
Einführung
Ganz im Ernst: Lachen ist gesund. Die Volksweisheit "Lachen ist die beste Medizin" wird in den letzten Jahren durch die Grundlagenforschung bestätigt: Lachen hat zahlreiche positive Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem, den Stoffwechsel und das Immunsystem. Die "Gelotologie" (Lachkunde) ist wissenschaftlich "branché": Forschungsgruppen und Kongresse beschäftigen sich mit den heilenden Wirkungen des Lachens. Ein International Journal of Humor und eine International Society for Humor Studies zeugen von dem wissenschaftlichen Ernst.
Die Autorin
Die Autorin Vera M Robinson, inzwischen emeritierte Professorin für Pflegepädagogik aus Kalifornien (USA), wird wegen ihrer Förderung des Humors in Forschung und Praxis die "Gute Fee des Humors" genannt.
Zielgruppen
Die jetzt erschienene unveränderte 2. Auflage ihres Buches "Praxishandbuch Therapeutischer Humor wendet sich an Angehörige von Gesundheitsberufen, insbesondere an das Pflegepersonal, aber auch an Ärzte, Psychologen und Sozialarbeiter. Krankenhausmanager, medizinische Controller und politische Entscheidungsträger als weitere "Mitspieler" im Gesundheitsmonopoly erscheinen nicht als Zielgruppe.
Aufbau und Inhalte
In einem theoretischen Teil werden Definitionen, Theorien und physiologische Wirkungen des Humors beschrieben. In zwei praxisbezogenen Teilen werden die Einsatzmöglichkeiten des Humors im Gesundheitswesen, z. B. in der Psychiatrie oder Onkologie, anhand von Fallbeispielen beschrieben sowie drei Schritte auf dem Weg zu einem versierten Humoristen dargestellt.
Das Buch ist insbesondere als Einführung in die Möglichkeiten des Humors im Gesundheitswesen für Pflegpersonal geeignet. Für wissenschaftlich interessierte ist der Abschnitt des Theorieteiles "Physiologie des Lachens und seine therapeutische Wirkung" zu kurz geraten. Seit der Erstauflage des Buches 1991, das jetzt in unveränderter Form in der 2. Auflage erscheint, haben die Grundlagenwissenschaften neue Erkenntnisse über die psychophysiologischen Wirkungen des Humors gesammelt. Die verschiedenen Theorien des Humors sind prägnant zusammengefasst. Ein Witz, der gut zu der jeweiligen Theorie passt, hat der Rezensent vermisst. Die Kapitel "Wandel der Spielarten" und "Vergleich dreier Kulturen" gehen auf US-amerikanische soziale Hintergründe des Humors ein. Der Spagat zwischen Theorie und Praxis macht das Lesen des Praxisteils "Humor im Gesundheitswesen" etwas mühsam, da er zu sehr mit Theorien und den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien durchsetzt sind. Der Teil "Drei Schritte zu einem versierten Humoristen" ist in bester Tradition angloamerikanischer Lehrbücher prägnant und handlungsanleitend geschrieben. Das Buch enthält viele gute Witze. Über welche man am meisten lachen kann, hängt wohl von der Position des Lesers im Gesundheitswesen ab. Der Leser kann das Praxishandbuch also auch als Witzebuch benutzen - als selbsttherapeutische Maßnahme nach einem Arbeitstag im deutschen Gesundheitswesen beispielsweise. Von einer Neuauflage im Sinne einer Überarbeitung hätte ich mir Antworten auf die Frage erhofft, inwieweit die Menschen im Gesundheitswesen mit Humor den zunehmenden Druck der Ökonomisierung von Gesundheitsleistungen ausgleichen können.
Fazit
Das Buch enthält trotz einiger genannter Kritikpunkte für jede Berufsgruppe des Gesundheitswesens nützliche Ideen und Anregungen.
Rezension von
Dr. med. Winfried Häuser
Facharzt für Innere und Psychotherapeutische Medizin – Spezielle Schmerztherapie
Krankenhausarzt in den Bereichen Innere Medizin, Psychosomatik und Schmerztherapie
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