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Christiane Schiersmann: Profile lebenslangen Lernens

Rezensiert von Dr. Sandra Schaffert, 30.05.2006

Cover Christiane Schiersmann: Profile lebenslangen Lernens ISBN 978-3-7639-1918-5

Christiane Schiersmann: Profile lebenslangen Lernens. Weiterbildungserfahrungen und Lernbereitschaft der erwerbstätigen Bevölkerung. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG (Bielefeld) 2006. 103 Seiten. ISBN 978-3-7639-1918-5. 34,90 EUR. CH: 56,00 sFr.

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Lebenslang lernen!

Lebenslang lernen, sich selbst initiert und selbst gesteuert stetig und ständig weiterzubilden ist als "lebenslanges Lernen" in aller Munde. Angesichts beruflicher Patchworkbiographien und sich ständig ändernder Anforderungen ist es nicht nur Bildungsideal, sondern auch vielfach notwendig um einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Insbesondere (Bildungs-)Politiker sehen hierin volkswirtschaftliche Notwendigkeit und Chancen. So erstaunt es nicht, dass in mehreren aktuellen Untersuchungen untersucht wird, welche Einflüsse auf die Bildungsbereitschaft und -partizipation über die Lebenspanne hinweg wirken.

Hintergrund

Dr. Christiane Schiersmann (Professorin für Weiterbildung und Beratung an der Ruprechts-Karl-Universität Heidelberg) legt mit diesen Buch, an dem auch ihr Mitarbeiter Dr. Hans Christoph Strauß mitgewirkt hat, einen Teil der Ergebnisse einer vom BMBF geförderten Untersuchung eines Forschungsverbundes vor, die mit über 4.000 Teilnehmern zu den größten Befragungen der Weiterbildungsforschung zu zählen ist. Sie konzentriert sich dabei auf die Auswertung der persönlichen Einstellungen und Verhaltensweisen im Bezug auf die Weiterbildung.

Aufbau und Inhalt

Aufbauend auf einer ausführliche Erläuterung der Selbststeuerung von Lernprozessen, analysiert Christiane Schiersmann die Ergebnisse einer standardisierten mündliche repräsentativen Befragung (n=4050) aus dem Jahr 2001 mit Hilfe deskriptiver und multivariater statistischer Verfahren.

Das Buch umfasst dabei folgende Kapitel:

  • Im Kapitel "Problemaufriss und Kontext der Veröffentlichung" beschreibt die Autorin Entstehungshintergründe, Fragestellungen und methodisches Design der Studie.
  • Kapitel 2 beschreibt theoretische Konstrukte der "Selbststeuerung von Lernprozessen" und Möglichkeiten der empirischen Erfassung ihrer kognitiven Dimension.
  • Im Kapitel "Die Bedeutung lebenslangen Lernens im Bewusstsein der Bevölkerung" werden mit Hilfe zahlreicher Abbildungen und Tabellen, beispielsweise Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen sozioökomischen Faktoren (Alter, Bildungsniveau, Erwerbsstatus, Geschlecht) sowie der Selbststeuerung mit dem zukünftigen Weiterbildungsbedarf, Weiterbildungsbarrieren, Weiterbildungsanlass vorgestellt. Desweiteren werden Daten präsentiert, wie sich die Wahrnehmung der Weiterbildung und das individuelle Weiterbildungsverhalten wandelt, der betriebliche und gesellschaftliche Wandel wahrgenommen wird und welche "persönlichen" Empfindungen das Wort Weiterbildung auslöst (50% wählen "beruflich fit bleiben", S. 70)
  • Die "Lernerprofile" werden mit Hilfe von Clusteranalysen entwickelt, webei das Vorgehen ausführlich beschrieben wird und so die sozioökomischen Bedingungen, Verhaltensweisen und Einstellungen von "weiterbildungsdistanzierten Lernern" und "weiterbildungsbewussten Lernern" ausgewertet und dargestellt.

Relevanz für die Praxis

Die Autorin greift auf einer Buchseite mögliche Impulse für die Weiterbildungspraxis auf, dies steht jedoch (natürlich) nicht im Vordergrund: Das Buch ist eine wissenschaftliche Studie, deren Ergebnise für die Erwachsenenbildung von Interesse sind, da man mehr über die Erfahrungen und Erwartungen von Weiterbildungsbewussten im Unterschied zur "Problemgruppe" der Weiterbildungsdistanzierten erfährt. Beispielsweise steht für letztere der fehlende (wahrgenommene) Nutzen der Weiterbildung eine Barriere dar.

Die ausführlichen statistischen Erläuterungen (z.B. Freiheitsgrade, partielles Eta-Quadrat) sind aus Gründen der Nachvollziehbarkeit und Replizierbarkeit der Ergebnisse/Auswertung von wissenschaftlichem Interesse, können jedoch Lesern ohne einschlägige statistische Ausbildung abschrecken und/oder unverständlich bleiben.

Fazit

Ekkehard Nuissl vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung ist vorbehaltlos zu zustimmen, wenn er im Vorwort schreibt: "Es zeichnet die vorliegende Studie aus, dass sie akribisch mit den Daten umgeht, begrifflich klare Trennungen vornimmt und es ermöglicht, das Zustandekommen der Ergebnisse mitzuvollziehen" (S. 6). Wegen den zahlreichen und detaillierten Auswertungen und des Index zur Selbststeuerung des Lernens Erwachsener ist die Studie für Bildungsforschung und Bildungspolitik eine wichtige, aktuelle Daten- und Argumentationsbasis.

Rezension von
Dr. Sandra Schaffert
Pädagogin. Tätigkeit in Wissenschaft und Weiterbildung

Es gibt 23 Rezensionen von Sandra Schaffert.

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Zitiervorschlag
Sandra Schaffert. Rezension vom 30.05.2006 zu: Christiane Schiersmann: Profile lebenslangen Lernens. Weiterbildungserfahrungen und Lernbereitschaft der erwerbstätigen Bevölkerung. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG (Bielefeld) 2006. ISBN 978-3-7639-1918-5. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/3792.php, Datum des Zugriffs 10.06.2023.


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