Konrad Höß: Kompass Fundraising
Rezensiert von Angela Scheibe-Jaeger, 20.06.2006
Konrad Höß: Kompass Fundraising. Verlag Haus Altenberg (Düsseldorf) 2006. 159 Seiten. ISBN 978-3-7761-0145-4. 9,90 EUR.
Einführung
Bislang spielt Fundraising immer noch eine eher untergeordnete Rolle im Gesamtkontext der Arbeit einer NPO. Und nicht selten wird es als lästige Pflicht eher nebenher miterledigt. In Zukunft wird ein Hauptaugenmerk auf dieser Arbeit liegen. Und die Einrichtungen werden ihr Fundraising professionalisieren müssen. So die - von der Realität bestätigten- Aussagen des Autors in der Einleitung. Der Kompass gibt praktische Anleitungen für solche, die noch keine oder wenig Erfahrung mit der Thematik haben, aber auch für diejenigen, die Fundraising nun professioneller und planvoller anpacken möchten.
Hintergrund
Öffentliche und kirchliche Mittel fließen immer spärlicher - und werden in Zukunft mit Sicherheit noch knapper. Eigeninitiative wird deshalb sehr bald zur Überlebensfrage. Es wird dann nicht mehr genügen, "irgendwie" Geld zu beschaffen. Der zunehmenden Zahl derer, die um Spenden bitten, steht ein seit Jahren stagnierendes Spendenaufkommen gegenüber. Der Konkurrenzkampf hat bereits begonnen und er wird härter werden. Für diejenigen, die auf Spenden, Fördermittel und Sponsorships angewiesen sind, bedeutet dies, dass das Fundraising ebenso wie die Öffentlichkeitsarbeit eine zentralere Position innerhalb der Organisationen einnehmen wird, wie dargestellt wurde.
Aufbau
Die ersten beiden Kapitel stellen die grundlegenden Funktionsweisen des Fundraising vor. Wer schon Fundraising betreibt, wird in der Lage sein, bereits anhand dieser Ausführungen seine bisherige Praxis kritisch zu reflektieren und zu verbessern. Kapitel 3 bis 14 stellen einzelne Fundraisingmethoden und ihre Funktionsweise vor. Hier bekommen Sie Tipps, wie Sie bestimmte Fundraisingprojekte durchführen können. Kapitel 15, 16 und 17 stellen das
Fundraising in einen größeren Zusammenhang. Sie zielen darauf ab, Fundraising als strategisches Instrument einzusetzen, durch das sich Ihre NPO langfristig die notwendigen Ressourcen sichern kann. Im Anhang schließlich finden Sie Hinweise auf weiterführende Literatur und einschlägige Websites sowie nützliche Checklisten und Kopiervorlagen.
Inhalte
- Nach Inhaltsverzeichnis und Einführung geht es im 1. Kapitel um die Kernfrage "Wie sag ich's meinen Spendern?", um die "anschauliche und konkrete" Projektbeschreibung, durch die die Freude am Geben gelehrt und Fragen der Spender beantwortet werden.
- Kapitel 2 behandelt die Bedeutung der richtigen Zielgruppen ("Die richtigen Leute fragen") und zeigt auf, wie man diese anhand einer Zielgruppenmatrix erfassen kann.
- Das Mailing bzw. die Ansprache per Brief steht im Mittelpunkt des 3. Kapitels und zeigt die wichtigsten Regeln zum Inhalt und zur äußeren Gestaltung auf.
- 4. Kapitel: Hier wird die Wichtigkeit der persönliche Ansprache als Spendenwerbung ("Mit den Leuten reden") vorgestellt und auf die Beziehungspflege hingewiesen, sowohl bei der Großspenderansprache wie bei der Bitte um Unternehmensspenden.
- Wie Sie Unterstützung vom Gericht durch Bußgeldmarketing erhalten, lesen Sie in Kapitel 5.
- Unter der Überschrift "Wenn etwas los ist" werden im 6. Kapitel Tipps zu Planung, Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen und Events gegeben.
- In Kapitel 7. "Guten Tag! Wir sammeln für …" gibt der Autor Hinweise zu Haus- und Straßensammlungen.
- Das 8. Kapitel stellt "Die moderne Art, Fundraising zu betreiben" vor und geht auf wichtige Fragen dieses OnlineFundraising ein.
- Die Sache mit dem Nachlass, das Erbschaftsmarketing wird im 9. Kapitel beschrieben.
- Auf weitere Formen des Spendensammelns wird als "Eine Sache des Einfallsreichtums" im 10. Kapitel hingewiesen:
- 11. Kapitel: Sponsoring als (vermeintliches) Big Business: Vorraussetzungen, Bedeutung der Projektskizze, Sponsorensuche, einige Punkte dieses Kapitels.
- Wie Sie Zuschüsse von Vater Staat und anderen Förderinstitutionen einwerben können, zeigt das 12. Kapitel.
- Kapitel 13 thematisiert "Für die Ewigkeit - Stiftungen nützen, Stiftungen gründen".
- Im 14. Kapitel geht es um Mitglieder, Förderkreise, Alumnis und mehr.
- Wie Sie langfristig und strategisch denken und dadurch die Spenderbindung fördern, lesen Sie in Kapitel 15.
- Das 16. Kapitel enthält Tipps zur Planung unter dem Motto "Gezielt statt im Blindflug".
- Das letzte Kapitel behandelt das Thema Öffentlichkeitsarbeit ("Damit Sie gehört werden").
- Der Anhang enthält ein Fragenraster zur Projektdarstellung , die Zielgruppenmatrix, Hinweise zum Schreiben im KISS-Stil sowie kommentierte Literaturtipps, Web-Adressen und das Stichwortverzeichnis.
Zielgruppen
Der Kompass Fundraising ist eine Einsteigerlektüre, besonders für Mitarbeiter aus kirchlichen Organisationen, eignet sich aber gut auch für andere NPO außerhalb des kirchlichen Raums.
Diskussion
Der Autor ist selbständiger Unternehmensberater und Coach für Fundraising, Kommunikation und Projektmanagement (aus dem Bereich der katholischen Kirche); er hat einen sehr ansprechenden und lockeren Stil und führt den Leser bestens in die Materie ein. Durch seine Praxisbeispiele, auch wenn sie überwiegend aus kirchlichen Institutionen kommen, seinen klugen Aufbau und seine gute Lesbarkeit eignet sich das Buch bestens für alle, die sich erstmals mit Fragen des Fundraising auseinander setzen wollen (bzw. müssen!). Auch ältere Hasen finden bei angenehmer Lektüre noch den einen oder anderen guten Tipp.
Fazit
Auch wenn es schon eine Reihe einschlägiger Werke zu dem Thema gibt, der Kompass Fundraising sollte unbedingt zur Einstiegslektüre von "Mittelbeschaffern" und solchen, die es werden wollen, gehören.
Rezension von
Angela Scheibe-Jaeger
Als Diplom-Volkswirtin und Diplom-Sozialpädagogin freiberuflich in der Weiterbildung, als Sachbuchautorin (Fundraising, Existenzgründung, Sozialökonomie, Sozialmarketing) sowie als Fundraising-Beraterin in München tätig.
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Es gibt 21 Rezensionen von Angela Scheibe-Jaeger.
Zitiervorschlag
Angela Scheibe-Jaeger. Rezension vom 20.06.2006 zu:
Konrad Höß: Kompass Fundraising. Verlag Haus Altenberg
(Düsseldorf) 2006.
ISBN 978-3-7761-0145-4.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/3872.php, Datum des Zugriffs 13.12.2024.
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