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Klaus Sander, Thorsten Ziebertz: Personzentriert Beraten. Lehren - Lernen - Anwenden

Rezensiert von Dipl. Soz.-Päd. Gerd Schweers, 15.02.2007

Cover Klaus Sander, Thorsten Ziebertz: Personzentriert Beraten. Lehren - Lernen - Anwenden ISBN 978-3-86596-086-3

Klaus Sander, Thorsten Ziebertz: Personzentriert Beraten. Lehren - Lernen - Anwenden. Ein Arbeitsbuch für die Weiterbildung. Frank & Timme (Berlin) 2006. 255 Seiten. ISBN 978-3-86596-086-3. 19,80 EUR. CH: 29,70 sFr.
Schriftenreihe des Fachbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften der Fachhochschule Düsseldorf.

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Autoren

  • Klaus Sander ist Professor für Beratungspsychologie an der FH Düsseldorf, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der GwG; zahlreiche Veröffentlichungen zur personenzentrierten Beratung; Erfahrungen in Klinik, Beratungsstellen und psychotherapeutischen Praxen
  • Torsten Ziebertz ist Diplomsozialpädagoge, Erzieher und systemischer Familientherapeut und hat eine Ausbildung in klientenzentrierter Gesprächsführung; Vorträge und Weiterbildung unter anderem zur Methodik der personenzentrierten und systemischen Beratung

Thema

Wie schon der Titel des Buches eindeutig sagt, befasst es sich mit personenzentrierter Beratung, sowohl aus der Perspektive von Beratern wie auch aus der Perspektive von Lehrenden für personenzentrierte Beratung. Auf diese doppelte Perspektive wird im Folgenden noch mehrfach eingegangen.

Aufbau und Inhalt

Das Buch umfasst drei Teile.

  1. Theoretische Grundkonzeption personenzentrierter Beratung und ihre Erweiterung im Hinblick auf eine personenzentrierte Praxis. Hier wird auf grundsätzliche definitorische Aspekte von Beratung und personenzentrierter Beratung eingegangen, außerdem werden Lernbereiche des personenzentrierten Ausbildungskonzeptes wie Erfahrung der eigenen Person, Erfahrung der Person des anderen Menschen und ähnliches vorgestellt. Bereits dieses Kapitel enthält Gesprächsbeispiele. Weiterhin befasst sich dieses Kapitel mit den Unterschieden zwischen Beratung und Psychotherapie hinsichtlich der Ziele, der institutionellen Gegebenheiten und Motivationsbedingungen des Klienten. Ein Störungsmodell zur Erklärung von Problemen und ihrer Lösungen in der personenzentrierten Beratung wird skizziert. Schlussfolgerungen für die Ausbildung vor allem hinsichtlich der Probleme Unfreiwilligkeit und geringe Motivierbarkeit des Klienten runden das Kapitel ab.
  2. Im zweiten Teil geht es um erfahrungsorientierte Übungsmodelle im Rahmen pädagogisch-therapeutischer Gruppenarbeit. Vorgestellt werden zunächst die Grundprinzipien des personenzentrierten Lehrens und Lernens und die Rollenbeschreibung der Lehrenden und Lernenden in einer derartigen Gruppe. Es folgen Beschreibungen, was dies für das Lernen bedeutet, sowie bedeutsame Aspekte des Lernens (u.a. Erfahrungen des Selbst, Sensibilisierungslernen, Erfahrungen der Beziehungen und Erfahrung von Methoden). Zu den letztgenannten Aspekten werden jeweils Gruppenübungen, die die Autoren als tauglich erfahren haben, vorgestellt.
  3. Im Teil 3 schließlich folgt unter dem Titel "Das Lernergebnis: Beratungsgespräche mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen" eine Auswahl von Gesprächen mit Klienten (insgesamt 8). Alle Gespräche beinhalten einleitende Grundüberlegungen, eine kurze Darstellung der Rahmenbedingungen, in denen die KlientInnen leben, kurzgehaltene wörtliche Wiedergaben zentraler Gesprächsabschnitte und Anmerkungen der BeraterInnen, in denen diese die Gesprächssituation reflektieren. Abschließende Anmerkungen der BeraterIn beenden jeweils die Gesprächsbeispiele. Das 3. Kapitel und das Buch selber enden mit einer kurzen Darstellung von Nachbefragungen, in denen sowohl die lernenden Berater das Ausbildungsprogramm evaluierten, wie auch die Klienten Gelegenheit hatten, ihre Wahrnehmung des Beratungsangebotes deutlich zu machen.

Das Buch endet mit dem Literaturverzeichnis.

Zielgruppen

Das Buch richtet sich an Interessenten, die wissen möchten, wie personenzentrierte Beratung in der Praxis angewendet wird und die eventuell eine Weiterbildung in diesem Ansatz anstreben. Darüber hinaus beschreiben die Autoren es als geeignet für Ausbilder, Dozenten, Kursleiter und Lehrer in der Fort- und Weiterbildung.

Diskussion

Die Struktur des Textes und der Text selber spiegeln die Kompetenz und die umfangreichen Erfahrungen der Autoren in jeder Zeile wieder. Die Auswahl der Praxisbeispiele spiegelt allerdings eine Klientenselektion wieder, die typisch ist für Ausbildungsseminare im Hochschul- bzw. Fachhochschulbereich. Diese spezielle Situation der studentischen Ausbildungskandidaten taucht auch in anderen Teilen des Buches, z.B. 3.3. Nachbefragungen wieder auf. Es ist eben eine andere Situation, als studentische Ausbildungsteilnehmer im Rahmen des Studiums personenzentrierte Gesprächsführung zu praktizieren als in diversen Arbeitsgebieten sozialer Arbeit unter den Rahmenbedingungen einer Sozialarbeitsinstitution.

Als wirkliche Problematik im Buch habe ich vor allem erlebt, dass die Perspektive des Buches zwischen der Nutzung für Anfänger in der Ausbildung und der Nutzung für Ausbilder wechselt. Bleibt das Buch in der Perspektive für die ersteren, so zeichnet es sich unter anderem durch sehr grundsätzliche Einführungen, die für diese Personengruppe auch gut geeignet sind, aus, z.B. Kapitel 1.1.1 - 1.1.2 Beratung und personzentrierte Beratung oder 1.3. Unterschiede von Beratung und Psychotherapie. Als exemplarisches Beispiel für eine gute theoretische Einführung in den Bereich Beratung kann aber auch Kapitel 1.2.5 genommen werden, in dem sowohl typische Problemfelder für Beratung skizziert wie auch Lösungs- und Bewältigungsformen vorgestellt werden. Diese Kapitel sind gut geeignet für Auszubildende.

Dem gegenüber stehen Teile des Buches - vor allem 2.6 bis 2.9 -, wo es um Gruppenübungen und Selbsterfahrung geht. Dieser Teil des Buches ist eindeutig aus der Nutzerperspektive von Ausbildern und Trainern geschrieben und ist ebenfalls gut nutzbar. Die methodischen Hilfsmittel sind kurz, aber gut verständlich skizziert und können gerade für schon routinierte Ausbilder eine gute Hilfe sein.

Befremdlich für mich als langjährigen Ausbilder der GwG war zum Teil die Einschätzung der Ausbildungsrealität in Personzentrierter Beratung. Immer wieder wird darauf verwiesen, dass die Ausbildung in Personzentrierter Beratung sich derzeit stärker auf das Einüben technisch-methodischer Qualifikationen beziehe, als auf die Entwicklung der Persönlichkeit. Zumindest für den mir vertrauten Ausbildungsbereich der GwG kann ich diese Einschätzung nicht bestätigen.

Die Praxisbeispiele im Kapitel 3 sind - wie nicht anders zu erwarten - durchaus unterschiedlich interpretierbar. Zum Teil spielt bei der Einschätzung der Problematik wie bei der Selbsteinschätzung der BeraterInnen sicher die besondere Situation als Studierende der Sozialen Arbeit eine Rolle, zum Teil fand ich sie einfach befremdlich. Meine unterschiedliche Einschätzung  ist aber keineswegs als Qualitätskriterium zu bewerten, da im Personenzentrierten Ansatz genau diese Andersartigkeit des Erlebens geschätzt wird und das Recht auf diese Andersartigkeit des Erlebens besteht.

An die Grenzen meines Wissens führte mich das  fünfte Gespräch (Kapitel 3.2.5) in dem unter anderem von "feministisch orientierter Paarberatung" mit ausdrücklicher Parteilichkeit die Rede war. Nach meinem Wissen ist parteiliche Beratung von Paaren schlicht  eine Unmöglichkeit. Nach einer "Blitzrecherche" in verschiedenen Medien habe ich auch nichts Gegenteiliges festgestellt.

Das Layout des Buches könnte lesefreundlicher sein; es erinnert mich in der Formatierung und Nummerierung stark an in der Uni benutzte Skripte.

Fazit

Das im Buchtitel Versprochene wird konsequent eingelöst, zunächst im Guten, d.h. in nutzbaren methodischen Hilfen für Lehrende wie auch in inhaltlich überzeugender Darstellung des personenzentrierten Ansatzes für Lernende. Leider ist dies auch die Schwäche des Buches, da die beiden Perspektiven immer wieder durcheinander laufen.

Rezension von
Dipl. Soz.-Päd. Gerd Schweers
Systemischer Familientherapeut, Ausbilder der GwG (GF, SV), Supervisor DGSv
Lehrer für besondere Aufgaben (Theorien und Methoden der Sozialarbeit) i.R.
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Es gibt 21 Rezensionen von Gerd Schweers.

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ISSN 2190-9245