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Anne Huth: Gesprächskultur mit Eltern

Rezensiert von Michael Schnabel, 15.11.2006

Cover Anne Huth: Gesprächskultur mit Eltern ISBN 978-3-407-56297-5

Anne Huth: Gesprächskultur mit Eltern. Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2006. 80 Seiten. ISBN 978-3-407-56297-5. 13,90 EUR. CH: 25,50 sFr.

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Einführung ins Thema

Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit Eltern ist in allen Erziehungs- und Bildungsplänen für Kindergärten ein Strukturelement der pädagogischen Arbeit. Die Intensivierung der Kooperation zwischen Eltern und Erzieher/innen verlangt zusätzliche Qualifikationen ganz besonders in den Bereichen Kommunikation und Gesprächsführung. Daher ist es umso erstaunlicher, dass es kaum Veröffentlichungen gibt, die Hilfen in Fragen der Gesprächsführung für pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen bieten würden. Sicherlich warten viele Pädagogen und Pädagoginnen auf Hilfen, wie sie vorliegende Veröffentlichung bietet. Dies steigert den Stellenwert der Ausführungen beträchtlich.

Aufbau und Inhalte

In der Reihe klein&groß PraxisExpress sollen verschiedene Schwerpunktthemen zur Pädagogik in Kindertageseinrichtungen ohne erschwerende Theorieteile kompakt und übersichtlich dargestellt werden. Diesen Anforderungen entspricht die vorliegende Veröffentlichung von Anne Huth. Denn sie ist klar und deutlich gegliedert durch folgende drei Abschnitte:

  • Elterngespräche in Kindertageseinrichtungen.
  • Im Land der Kommunikation.
  • Erfolgreiche Kommunikation mit Eltern im Kita-Alltag.

Der erste Abschnitt beschreibt die Perspektiven der Erzieher/innen und Eltern, wie sie sich gewöhnlich in partnerschaftlichen Gesprächen herausbilden. Dann werden die Prozesse dargestellt, die zu einer gemeinsamen Auffassung der Gesprächspartner/innen führen können. Interviewbeiträge von Eltern und Erzieherinnen machen die Ausführungen anschaulich und konkret.

Der zweite Abschnitt referiert folgende Erkenntnisse zum Kommunikationsgeschehen: "Vier Gesetze der Kommunikation" und "Die fünf Phasen eines Gesprächs". An einem Fallbeispiel werden die folgenden "Vier Gesetze der Kommunikation" verdeutlicht: "Gesetz 1: Es gibt keine rein sachlichen Gespräche. Gesetz 2: Erst zuhören, dann den eigenen Standpunkt zum Ausdruck bringen. Gesetz 3: Nur ein Teil des Verhaltens hat mit der aktuellen Situation zu tun. Gesetz 4: Unsere momentane emotionale Verfassung hat Einfluss auf Wahrnehmung und Kommunikation. Timing ist wichtig." (S. 17) Die anschließende Arbeitspsychologische Analyse zeigt Zusammenhänge und Hintergründe des Fallbeispiels auf. Daraus entwickelt die Autorin Anforderungen für Elterngespräche. Die fünf Phasen eines Gespräches werden durch kurze Gesprächsskizzen illustriert.

Der Abschnitt "Erfolgreiche Kommunikation mit Eltern im Kita-Alltag" nimmt Zweidrittel der Veröffentlichung ein und konzentriert sich auf Fallbeispiele aus der Praxis. Nur der erste Beitrag "Die Entwicklungsgespräche stehen ins Haus" lässt sich nicht in das folgende Schema der Fallbeispiele einordnen: Schilderung des Falles, Arbeitspsychologischer Hintergrund, Kurzinterview zum Fall, Checkliste mit wichtigen Hinweisen zur Gesprächsführung.

Folgende heikle Situationen aus dem Alltag des Kindergartenbetriebs sind Anlass und Grundlage für Arbeitspsychologische Analysen und Folgerungen für die Gesprächsführung:

  • Wie mit einem wortgewandten Vater zurechtkommen?
  • Wenn Eltern wichtige Themen zu einem ungünstigen Zeitpunkt erörtern wollen.
  • Die einsame Mutter im Elterngespräch.
  • Der ungünstige Einfluss einer Mutter auf die anderen Eltern.
  • Wenn Eltern Probleme aus dem Team mitbekommen.
  • Öffentlichkeitsarbeit schärft das Profil.
  • Eine übervorsichtige Mutter im Elterngespräch.
  • Wenn eine Erzieherin wütend wird.
  • Kritik im Team.
  • Wenn Eltern sehr engagiert sind.
  • Wenn Eltern kaum erreichbar sind.
  • Eltern nehmen Hinweise nicht an.
  • Der Vorstand des Elternbeirats mobbt das Team.
  • Wenn das Nörgeln der Eltern zum Ritual wird.

Die aufgezählten Fälle lassen ahnen, wie vielfältig und komplex die kommunikativen Anforderungen  in Kindertageseinrichtungen sein können, wenn die Kooperation mit den Eltern ausgebaut werden soll.

Zielgruppe und Fazit

Nicht nur die Kooperation zwischen Elternhaus und Kindergarten stellt höhere Anforderungen an Gesprächskompetenzen der Erzieher/innen, noch dazu erwarten die Eltern immer mehr Beratung in Erziehungsfragen. Zu all dem verlangt die Intensivierung der Elternarbeit vom Team zusätzliche kommunikative Kompetenzen. Da sind die praktischen Hinweise und die Aufforderungen bei den genannten Fällen nützlich. Durch die vielen Fallbeispiele bleiben die Ausführungen hart an der Praxis. Dies dürfte vielen Erzieher/innen sehr entgegen kommen. Die Aufarbeitung der Fallbeispiele durch Arbeitspsychologische Analysen liefern teilweise ungewohnte Perspektiven und tragen sicherlich zum sachgerechten Handeln bei. Wobei nicht deutlich wird, welche Forschungsperspektive für die Arbeitspsychologie typisch ist.

Bei der Vielfalt und Komplexität der verschiedenen Gesprächssituationen in Kindertageseinrichtungen werden die Leser/innen ganz besonders eingehende Ausführungen zur Kommunikation vermissen. Denn in äußerst kurzen Abschnitten werden anspruchsvolle Gesprächsanlässe, wie Beratungsgespräche oder Konfliktgespräche, überflogen. Ob die beinahe ratschlagartigen Anweisungen weiterhelfen, bleibt fraglich. Theorie wurde ja ganz bewusst weggelassen!

Das Hauptanliegen der Veröffentlichung wird so definiert: "Mein Buch soll einem gut gepackten Werkzeugkasten für die unterschiedlichsten Gesprächssituationen mit Eltern gleichen." Wer jedoch Untersuchungen zur Kommunikation und Gesprächsführung kennt, für den bleibt unerklärlich, warum Gesprächtechniken wie Aktiv-Zuhören, Fragen-Stellen, Ich-Aussagen und Ich-Botschaften nicht eingehend beschrieben wurden. Somit ist auch der Werkzeugkoffer unzureichend gefüllt.

Grundsätzlich muss bezweifelt werden, ob das Thema "Gespräche mit Eltern führen" mit seinen vielfältigen Anforderungen im Expresstempo durchschritten werden kann.

Wenigstens zu den angeführten Fällen erhalten die Leser/innen fachliche Auskünfte und praktische Anweisungen bis hin zu Regeln und Ratschlägen.

Rezension von
Michael Schnabel
Staatsinstitut für Frühpädagogik, München

Es gibt 45 Rezensionen von Michael Schnabel.

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ISSN 2190-9245