Thomas Fuchs, Reinhard Rossmann et al.: Die sieben Todsünden der Existenzgründung
Rezensiert von Angela Scheibe-Jaeger, 05.10.2006
Thomas Fuchs, Reinhard Rossmann, Daniel Schandl: Die sieben Todsünden der Existenzgründung. Books on Demand GmbH (Norderstedt) 2005. 120 Seiten. ISBN 978-3-8334-2530-1. 14,90 EUR.
Einführung
Wer mit dem Gedanken an eine Existenzgründung liebäugelt und sich vorher schlau machen will, um nachher die sieben Todsünden nicht zu begehen, sollte "unbedingt das kleine Büchlein mit den großen Erkenntnissen" lesen, denn laut weiterem Untertitel wird "jede Sünde bestraft". Auch unter Sozialschaffenden kursiert das Zauberwort "Existenzgründung", steigt die Zahl der Gründungen, aber auch die Zahl der enttäuschten und erfolglosen UnternehmerInnen. Auch wenn es auf dem Markt bereits einige Sachbücher für "Gründungen im Sozialbereich" gibt, eine derart locker spannend und dennoch informative Lektüre hat gefehlt. Gerade für GründerInnen aus dem Sozialbereich, die eher durch Zurückhaltung in Sachen Marketing, Businessplan, Finanzierung, Selbstdarstellung gekennzeichnet sind, ist dies ein niederschwelliger Einstieg in die Materie.
Hintergrund
Dieses Buch erzählt die spannende Geschichte eines jungen Mannes, der vom Vater ausgeschickt wurde, um sich im Geschäftsleben die ersten Sporen zu verdienen und sich als sein Nachfolger würdig zu erweisen. Als Leitfaden gibt ihm der weise Alte eine Papyrusrolle mit den "Todsünden der Geschäftsgründung" mit, die ihn davor bewahren soll, mit seinem Vorhaben zu scheitern. Der Sohn macht zwar sämtliche Fehler, er lernt aber daraus, und gerade das ist die Botschaft des Buches, in dem auch fachliche Informationen nicht zu kurz kommen.
Für den Konkurs fast aller Jungunternehmen gibt es tausende verschiedene Gründe, die in dem vorliegenden Businessroman auf die sieben elementarsten Grundfehler, eben die 7 Todsünden, schlüssig und aussagekräftig reduziert wurden.
Aufbau und Gliederung
Nach einem Vorwort und Prolog folgen die sieben Kapitel, die die Todsünden enthalten, und Tipps, wie man sie vermeidet. Sie sind jeweils als eine spannende Geschichte erzählt, an deren Ende eine sachliche Zusammenfassung jeder Todsünde steht, die man als Existenzgründer schnell begeht. Weiter werden nach jedem Kapitel sowie am Schluss des Buches Verweise auf weiterführende Informationen, wie Links zu Informationen im Internet, wichtige Bücher und Fachartikel von Experten gegeben.
Inhalte
- Im Prolog lernen Sie die Hauptfigur des Businessromans kennen, der von seinem (reichen) Vater ausgeschickt wird, das raue Geschäftsleben zu erlernen. Der junge Kaufmann Bara durchläuft einen abenteuerlichen Weg zum erfolgreichen Unternehmer. Anfangs kann Bara die Geschäfts-Sünden nicht richtig deuten und muss erst durch leidvolle Rückschläge lernen, wie der Weg zur Existenzgründung zu meistern ist.
- Im ersten Kapitel "Bara und die Kamele" wird auf die grundlegende Wichtigkeit von Geschäftsidee und Marketing verwiesen. Die Begriffe Kundennutzen, Positionierung und Differenzierung werden erläutert.
- Im 2. Kapitel trifft Bara Dukatus und erhält eine Lektion in Sachen Liquiditätsplanung und den unterschiedlichen Finanzierungsquellen.
- Im 3. Kapitel ist Bara bei den Fischhändlern, die ihm die wichtige Bedeutung der Werbung nahe bringen. Es geht hauptsächlich um die Unique Selling Proposition, die Unique Advertising Proposotion, den Consumer Benefit, Reason Why und Tonality.
- Bara kommt im 4. Kapitel in den Kerker, da er dem Kalifen Steuern und Abgaben schuldet. Hätte er sich Beratung eingeholt, wäre ihm dies Schicksal erspart geblieben, wie der Leser erfährt! Dabei werden die unterschiedlichsten Beratungsmöglichkeiten aufgezeigt.
- Um die Markenbildung geht es im 5. Kapitel "Goldschmuck". Die Todsünde besteht darin, sich durch zu viele Angebote nicht mehr als "eindeutige Marke" mit einer definierten Angebotspalette zu erkennen zu geben, d. h. verwechselbar zu werden.
- Das sechste Kapitel spielt im "Palast des Kalifen" und spricht die Todsünde unterlassene Planung an. Um sie zu vermeiden, müssen der Unternehmenszweck und die strategischen Ziele definiert werden, müssen ein Finanz-, Marketing- und Werbeplan erstellt, muss der Personalbedarf festgestellt, müssen Ziele gesetzt und Arbeitspakete geschnürt werden.
- Im 7. Kapitel ist Bara "Wieder zu Hause" und erfährt, dass "Wer nach dem Sturz verharrt und sich nicht erhebt, niemals den Erfolg erlebt". Nur als hartnäckige, lernwillige und an sich glaubende Persönlichkeit wird man Erfolg als ExistenzgründerIn haben und keine Unternehmenspleite erleiden, lautet die Botschaft.
- Eine kurze Liste mit Links, Literatur schließt den Band ab.
Zielgruppen
Nach Verlagsangaben ist das Buch "ein Businessroman für Menschen, die keine Profis auf dem Gebiet der Existenzgründung sind". Die Sachthemen lassen den BWL-fernen Leser, der sich erstmals mit dem Thema Existenzgründung beschäftigt, in Form von Geschichten die Materie entspannter und damit besser verstehen, das Gelernte bleibt länger haften!
Diskussion
Gerade für Gründungswillige ohne großes ökonomisches Fachwissen hilft das Buch, weil es eben kein herkömmliches Sachbuch ist, manches Problem frühzeitig zu erkennen und Fehler zu vermeiden, ja überhaupt den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Den drei Autoren ist ihre Herkunft aus den unterschiedlichsten Management-Bereichen anzumerken, das Buch lies sich tatsächlich wie ein amüsanter Roman mit sachlichem Tiefgang.
Nützlichkeit des Buches
Wenn sich Sozialtätige selbstständig machen wollten, sollten sie die Basics wirtschaftlichen Handelns verstehen. Selbst wenn Marketing, Finanzierung und die vielen anderen komplizierten Themen nicht so gefallen, die Lektüre der 7 Todsünden geben einen Ansporn, über die eigenen Fähigkeiten nachzudenken und sich in der Geschäftswelt besser zurecht zu finden. Dieses Buch verhilft dazu, das Wesentliche einer Gründung zu begreifen und die wirklich wichtigen Aspekte zu erkennen.
Fazit
Fachinformationen, noch dazu weniger "geliebte" werden über Businessromane leichter aufgenommen und auch besser verstanden als über reine Sachbücher. Auch wenn bei dieser Art der Wissensvermittlung Details auf der Strecke bleiben, für das Vermitteln von Basiswissen und das Aufzeigen grundlegender Zusammenhänge eignet sich das besprochene Buch jedoch ausgezeichnet. Als Einstieg, um den Weg für tiefer schürfende Werke über Existenzgründung zu ebnen, kann ich die Lektüre nur empfehlen, die einfache Darstellung ist sehr hilfreich.
Rezension von
Angela Scheibe-Jaeger
Als Diplom-Volkswirtin und Diplom-Sozialpädagogin freiberuflich in der Weiterbildung, als Sachbuchautorin (Fundraising, Existenzgründung, Sozialökonomie, Sozialmarketing) sowie als Fundraising-Beraterin in München tätig.
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Es gibt 21 Rezensionen von Angela Scheibe-Jaeger.
Zitiervorschlag
Angela Scheibe-Jaeger. Rezension vom 05.10.2006 zu:
Thomas Fuchs, Reinhard Rossmann, Daniel Schandl: Die sieben Todsünden der Existenzgründung. Books on Demand GmbH
(Norderstedt) 2005.
ISBN 978-3-8334-2530-1.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/4050.php, Datum des Zugriffs 12.12.2024.
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