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Angela Tillmann, Ralf Vollbrecht (Hrsg.): Abenteuer Cyberspace. Jugendliche in virtuellen Welten

Rezensiert von Dipl.-Soz.Päd. Thomas Molck, 19.04.2007

Cover Angela Tillmann, Ralf Vollbrecht (Hrsg.): Abenteuer Cyberspace. Jugendliche in virtuellen Welten ISBN 978-3-631-54466-2

Angela Tillmann, Ralf Vollbrecht (Hrsg.): Abenteuer Cyberspace. Jugendliche in virtuellen Welten. Peter Lang Verlag (Bern · Bruxelles · Frankfurt am Main · New York · Oxford) 2006. 199 Seiten. ISBN 978-3-631-54466-2. D: 25,80 EUR, A: 26,50 EUR, CH: 38,00 sFr.

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Einführung

Das Internet ist heute ein Massenmedium, das neben den traditionellen Massenmedien in alle Lebensbereiche Wirkung entfaltet. Dies gilt auch in besonderem Maße für Jugendliche, die vielfältige Varianten sowohl in der Rezeption als auch in der Partizipation im Internet entwickelt haben. Es gibt mittlerweile einige Studien, die die Internetnutzung insgesamt empirisch untersuchen und dabei auch die Unterschiede zwischen Jugendlichen und Erwachsenen differenzieren. Aber es gibt bisher nur wenig wissenschaftliche Literatur, die die spezifischen Online-Aktivitäten von Jugendlichen dezidiert zum Thema macht. Dies leistet der vorliegende Sammelband "Abenteuer Cyberspace", indem die Autorinnen und Autoren verschiedene, inhaltlich differenzierte Teilbereiche herausgreifen und sie qualitativen und quantitativen Analysen unterziehen.

Aufbau und Inhalt

Der ersten Beitrag des Co-Herausgebers Ralf Vollbrecht gibt zunächst eine allgemeine Einführung in den "Cyberspace". Vollbrecht erläutert die neuen Entwicklungen die oft mit dem Schlagwort Web 2.0 umschrieben werden wie z.B. Weblogs, Wikipedia, Fotoplattformen und auch die medialen Möglichkeiten der Handys. Nicht ohne gleich am Anfang schon darauf hinzuweisen, dass die wirkliche Nutzung dieser Entwicklungen bei Jugendlichen wie Erwachsenen davon abhängt, ob es einen Bezug zu ihrer Alltagswelt gibt. Die Frage ist z.B. bei den Weblogs, ob ich überhaupt ein Interesse daran habe, ein Tagebuch im Internet zu führen oder zu lesen.

Danach referiert er die grundlegenden Daten der gängigen Untersuchungen zur Internetnutzung in Deutschland nach der JIM-Studie 2005, die sich auf Jugendliche von 12 bis 19 Jahren bezieht, und nach der ARD/ZDF-Online-Studie 2005, die die Online-Aktivitäten von Jugendlichen und Erwachsenen untersucht. Da beide Studien eine sehr hohe Online-Aktivität bei Jugendlichen ergaben, sieht Vollbrecht heute keinen "Digital Divide" mehr beim Internetzugang von Jugendlichen. Wichtiger sei es heute, die Inhalte der Internet-Nutzung zu untersuchen und die Frage nach dem Bildungswert des Internets mehr ins Zentrum zu rücken.

Vor diesem Hintergrund erklärt sich die weitere Auswahl der Beiträge in dem Sammelband, die dem Anspruch folgen, das Thema "aus der Perspektive jugendlicher Lebenswelten" aufzugreifen und "den Spuren der Jugendlichen im Cyberspace zu folgen" (Einleitung, S. 8). Die folgenden Beiträge greifen die Online-Aktivitäten von Jugendlichen dementsprechend, jeweils im Bezug auf spezifische inhaltliche Interessenbereiche, auf.

In den ersten drei Beiträgen geht es dabei um virtuelle Räume, in denen Jugendliche sich selbst darstellen, kommunizieren und soziale Netzwerke aufbauen können.

  1. Angela Tillmann untersucht, in welchem sozialen Kontext und in welcher Form Mädchen die Foren, Clubs und die Homepages der Online-Community http://www.lizzynet.de zur Selbsterzählung und Selbstinszenierung in virtuellen Räumen nutzen.
  2. Kati Piotrowski beschreibt die Konsequenzen dieser neuen Möglichkeiten für soziale Netzwerke der Jugendlichen im realen und im virtuellen Leben. Dabei referiert sie Untersuchungen die zeigen, dass das Internet tendenziell nicht zur sozialen Isolation führt sondern gerade zu einer Erweiterung der kommunikativen Ressourcen führen kann. Eine Kernthese die letztendlich durch die meisten Beiträge des Bandes unterstützt wird.
  3. Johanna Mutzl unterstreicht dies mit der Untersuchung jugendlicher Fangemeinschaften im Internet die von Jugendlichen nicht nur genutzt sondern auch selbst betrieben werden.

Weitere Beiträge befassen sich mit spezifischeren Teilbereichen jugendlicher Netzkultur wie z.B. der besonderen Bedeutung der Vernetzung im Internet für die aus der riot grrrl Bewegung der 90er Jahre entstandenen Ladyfeste, die LAN-Party-Szene, die Gothic-Szene, den jugendlichen Autorinnen und Autoren von Fan-Fiction und der Kommunikation deutsch-türkischer Jugendlicher im Internet. Diese Beiträge geben jeweils eine kurze allgemeine Einführung in die betreffenden Teilbereichen der Jugendkultur um dann die spezifische Nutzung des Internet in diesem Bereich zu analysieren und Teilweise durch Ergebnisse einschlägiger eigener Befragungen zu konkretisieren.

Schließlich runden ein Beitrag zu Beratungsforen für Jugendliche und zwei Beiträge zur Aktivität jugendlicher Musiknutzerinnen und -nutzer im Internet den Band ab. In den zuletzt genannten geht es um das Sammeln und Tauschen von Musik im Netz sowie die Nutzung und Bedeutung von Internetangeboten des Musikfernsehens.

Diskussion und Fazit

Wie bereits eingangs bemerkt füllt dieser Sammelband eine Lücke in der qualitativen Auseinandersetzung mit jugendlicher Internetnutzung. Dabei kann die Analyse der beschriebenen Teilaspekte natürlich keine umfassende systematische Betrachtung dieses Themas als ganzes leisten, aber die Beiträge liefern interessante wissenschaftliche Ergebnisse und Anregungen für die weitere Untersuchung jugendlicher Internetnutzung.

Dabei wird in vielen Bereichen deutlich, dass sich auch in der jugendlichen Internetnutzung letztendlich die Kommunikationsmuster der realen Welt nur widerspiegeln. Besonders spannend sind daher die Beobachtungen und Thesen, die spezifische Aspekte des Mediums Internet beschreiben. Diese sind in einigen Fällen auf die Möglichkeit der selbstständigen Gestaltung eines Massenmediums zurückzuführen, wenn Jugendliche z.B. Fanpages gestalten oder Fan-Fiction schreiben. Ich vielen Fällen basieren sie aber auf der spezifischen Möglichkeit einer in den virtuellen Communities sehr viel breiteren Kommunikation als im persönlichen Umfeld.

Dabei ist das Internet ist für die Jugendlichen ein Experimentierfeld, dass es in dieser Form in der realen Welt nicht gibt. Allerdings ist die virtuelle Welt nicht von der realen Welt völlig abgekoppelt. Vielmehr wird virtuelle Kommunikation oft zur Anbahnung von realen Kontakten genutzt und die Communities veranstalten Events wie die Ladyfeste oder LAN-Parties im realen Leben.

Rezension von
Dipl.-Soz.Päd. Thomas Molck
Dozent für Neue Medien und Datenschutzbeauftragter der HS Düsseldorf
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Es gibt 10 Rezensionen von Thomas Molck.

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ISSN 2190-9245