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Klaudia Schultheis, Gabriele Strobel-Eisele et al. (Hrsg.): Kinder - Geschlecht männlich

Rezensiert von Dipl. Soz.-Päd. Gregor Prüfer, 01.08.2007

Cover Klaudia Schultheis, Gabriele Strobel-Eisele et al. (Hrsg.): Kinder - Geschlecht männlich ISBN 978-3-17-019100-6

Klaudia Schultheis, Gabriele Strobel-Eisele, Thomas Fuhr (Hrsg.): Kinder - Geschlecht männlich. Pädagogische Jungenforschung. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2006. 216 Seiten. ISBN 978-3-17-019100-6. 24,00 EUR.

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Thema

Die AutorInnen sehen trotz der zunehmenden öffentlichen und fachlichen Aufmerksamkeit, einen Mangel an empirischer und theoretischer Basis für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen männliche Kinder.

Um hier Ausgleich zu schaffen, stellt dieser Band den Beginn einer (möglicherweise folgenden) Reihe von Veröffentlichungen zu diesem Thema dar.

Durch die qualitative Untersuchung relevanter Bereiche und Themen im Leben von Jungen im Grundschulalter, durch die aus der Analyse von Gruppendiskussionen gewonnenen Erkenntnisse, wird ein empirischer Grundstein für den Erkenntnisgewinn gelegt, der über die Annahmen und Erfahrungswerte bisheriger Praxis hinausgehen soll.

Bevor jedoch im zweiten Teil des Buches die verschiedenen Einzelstudien vorgestellt werden, widmet sich der erste Teil einer gründlichen sozialwissenschaftlichen Rundumschau zum Thema Jungenforschung.

Aufbau  und Inhalt

Dieser Band besteht  aus zwei separaten Teilen.

Im ersten Teil Grundlagen der Jungenforschung widmen sich die AutorInnen Klaudia Schultheis und Thomas Fuhr den Grundfragen und Grundproblemen der Jungenforschung. Zuerst richten sie ihre Aufmerksamkeit der öffentlichen und der fachlichen Wahrnehmung von Jungen: Was gibt es bisher für wissenschaftliche Aussagen über Jungen? Anschließend grenzen die AutorInnen die Wahrnehmung zu Jungen auf die hier gewählte Zielgruppe ein, nämlich Jungen im Kinderalter. Sie widmen sich dieser besonderen Lebenslage, bzw. Altersgruppe, aus pädagogischer Sicht. Im Anschluss daran verorten sie die Jungen in der gegenwärtigen Geschlechterdebatte, durch den Vergleich gängiger Geschlechterkonzepte und -theorien.

Im zweiten Teil kommen verschiedene AutorInnen zu Wort und stellen ihre jeweiligen Forschungsergebnisse im Rahmen dieses Forschungsprojektes vor.

  • Einleitend beschreibt Gabriele Strobel-Eisele den Rahmen für die folgenden Untersuchungen. Im Zentrum stehen die Jungen im Grundschulalter. Die Wahl der Forschungsmethoden wird diskutiert und begründet.
  • Ruth Michalek geht dann näher auf die Besonderheiten des Forschungsinstruments ein. Geforscht wird durch die Analyse von Gruppendiskussionen. Die Überprüfbarkeit des Erkenntnisgewinns durch methodische Gründlichkeit und nachvollziehbare Transparenz wird hier deutlich hervorgehoben.
  • Gabriele Strobel-Eisele und Marleen Noak widmen sich in ihrem Beitrag der Anomie, (= der leichten Normenabweichung im Verhalten von Jungen). Sie interpretieren das Phänomen Anomie bei Jungen geschlechtsspezifisch im Spiegel der Entwicklungsmöglichkeiten, die sich für Jungen daraus ergeben.
  • Thomas Fuhr wendet sich den Interaktionsformen von Jungen zu. Er interpretiert die Handlungen und die Kommunikation der Jungen als eine Form des Erwerbs von Jungesein, im Sinne einer hegemonialen Maskulinität, bei der diese erst hergestellt und entsprechend vermittelt werden muss (=Konstruktion von Männlichkeit).
  • Iris Kühnl wendet sich in ihrer Untersuchung der Bedeutung des Geldes für Jungen zu. Sie stellt aus den Gesprächen der Jungen den Symbolgehalt und die subjektive Bedeutung des Geldes für Jungen heraus.
  • Astrid Rank richtet ihr Interesse auf die Äußerungen, die Jungen bezüglich ihrer Väter machen. Sie deutet die Meldungen der Jungen auf deren Beziehungswünsche und deren identitätsstiftenden Gehalt hinsichtlich ihrer Väter.
  • Als letzten Forschungsbeitrag untersucht Gudrun Schönknecht die Aussagen, die Jungen über Schule machen. Sie stellt dabei besonders die Bedeutung von Schule als soziales Lernfeld für Jungen heraus.
  • Abschließend findet sich in diesem Buch eine umfangreiche Bibliographie zu Thema Jungenforschung, die von Iris Kühnl zusammengestellt wurde.

Zielgruppen

Dieser Band spricht in erster Linie wissenschaftlich interessierte Leser an.

Einschätzung

Der erste Teil des Buches stellt eine hervorragende Übersicht zum Thema Jungenforschung dar. Dabei werden die verschiedenen Herangehensweisen, oder Sichtweisen bisheriger Auseinandersetzung mit dem Thema kurz beleuchtet und hinsichtlich ihrer Aussagekraft bewertet.

Die Beiträge im zweiten Teil setzen sich in exemplarischer Gründlichkeit mit dem jeweiligen Fokus auseinander. Wertvoll ist hier sowohl die gewonnene Einsicht, als auch die Darstellungsform, die Anregungen für weitere Forschungsprojekte bietet.

Der Text ist in sehr sachlicher Form verfasst und flüssig geschrieben. Aufgrund der guten Übersicht ist es möglich, die Beiträge schnell zuzuordnen und gegebenenfalls nach dem eigenen Interesse nur ausgewählt zu lesen.

Über die Qualifikation der AutorInnen erfährt der Leser wenig. Aber es wurde gründlich recherchiert (erster Teil) und die Auseinandersetzung im zweiten Teil geschieht transparent und nachvollziehbar.

Fazit

Eine gelungene Übersicht im ersten Teil bietet eine prima Orientierung hinsichtlich der Verortung von Jungenforschung. Die einzelnen Forschungsthemen im zweiten Teil werden subjektiv vermutlich von jeder LeserIn unterschiedlich in Hinsicht auf ihre Relevanz bewertet werden. Entsprechend subjektiv möchte ich hier die Beiträge zu den Themen Väter, Geld und Schule besonders positiv hervorheben.

Rezension von
Dipl. Soz.-Päd. Gregor Prüfer
M.A. Päd. / Dipl. Soz.-Päd.(FH) War lange tätig in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit; Aktiv in der Vernetzung von Jungenarbeit in München seit 1993 (www.netzwerk-jungenarbeit.de), freiberuflicher Fortbildungsreferent zu Themen der Genderpädagogik und zu Gender Mainstreaming seit 1999. Seit 2005 Mitarbeiter im Münchner Informationszentrum für Männer mit den Schwerpunkten Männerberatung und Gruppenarbeit für Männer mit Gewalthintergrund (www.maennerzentrum.de), seit WS 2008/09 auch Lehrbeauftragter an der Katholischen Stiftungshochschule München (www.ksh.de). Seit 2011 außerdem Mitarbeiter am Pädagogischen Institut in München, zuständig für Geschlechtergerechte Pädagogik und Jungenförderung an den Städtischen Münchner Schulen (www.pi-muenchen.de).
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Es gibt 26 Rezensionen von Gregor Prüfer.

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ISSN 2190-9245