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Robert Brooks, Sam Goldstein: Das Resilienz-Buch. Wie Eltern ihre Kinder fürs Leben stärken

Rezensiert von Michael Schnabel, 16.09.2008

Cover Robert Brooks, Sam Goldstein: Das Resilienz-Buch. Wie Eltern ihre Kinder fürs Leben stärken ISBN 978-3-608-94421-1

Robert Brooks, Sam Goldstein: Das Resilienz-Buch. Wie Eltern ihre Kinder fürs Leben stärken. Klett-Cotta Verlag (Stuttgart) 2007. 375 Seiten. ISBN 978-3-608-94421-1. 19,50 EUR.

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Thema

Es gibt keinen Zweifel, unsere moderne Welt weist viele Errungenschaften auf, von denen Generationen vor uns nicht einmal zu träumen wagten. Demzufolge sind auch die Entfaltungsmöglichkeiten für jeden Erwachsenen und für jedes Kind ernorm gesteigert worden. Diese Vielfalt an Möglichkeiten wird jedoch mit vielen unkontrollierbaren Einflüssen und Veränderungen erkauft, die die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern blockieren und schädigen können. Beobachtungen an Kindern, die dadurch in Krisen geraten sind, zeigen, dass ein Teil von ihnen solche Schwierigkeiten gut wegstecken kann und andere Kinder in seelische Notlagen geraten und ein Leben lang darunter leiden. Die Psychologie nennt diese Kompetenz, mit Rückschlägen fertig zu werden, Resilienz. Sie schützt Kinder vor psychischen Beeinträchtigungen. Die vorliegende Veröffentlichung präsentiert einen pädagogischen Ansatz, der Wege zur Gewinnung von Resilienz bei Kindern vorzeichnet.

Aufbau und Inhalte

Die Autoren Robert Brooks und Sam Goldstein – zwei erfahrene, amerikanische Kindertherapeuten – arbeiteten in dieser Veröffentlichung ein sehr umfangreiches Erziehungskonzept aus, das Eltern und Pädagogen/innen Anregungen gibt, damit sie bei den Kindern jene Ressourcen stärken, die zur Bewältigung von Lebenskrisen tauglich sind. In der Einleitung gibt die Begriffsfestlegung von Resilienz erste Hinweise zum Gesamtkonzept, wie folgt: "Der Begriff Resilienz umfasst die Fähigkeit eines Kindes, mit Druck und Belastungen fertig zu werden, die täglichen Herausforderungen zu bewältigen, sich angesichts von Enttäuschungen oder unerfreulichen und dramatischen Erfahrungen rasch wieder zu fangen, klare und realistische Zielvorstellungen zu entwickeln, Probleme zu lösen, gut mit Mitmenschen zurecht zu kommen, sich selbst und anderen mit Respekt zu begegnen." (Seite 21) Dazu erhält der Leser in diesem Abschnitt einen Überblick, welche Fertigkeiten zum Aufbau von Resilienz beitragen. Die beschriebenen Anforderungen zeigen, wie bei Kindern Resilienz gefördert werden kann und zugleich markieren sie die Themen der folgenden Kapitel:

  • �Eltern sollen ihren Kindern Empathie entgegenbringen, indem sie immer wieder versuchen, die Sichtweisen ihres Kindes zu verstehen und sie gültig erklären.
  • �Effektiv mit Kinder zu kommunizieren heißt für Eltern, ihren Kindern aktiv zuzuhören und ihre Anliegen zu verstehen.
  • �Eltern sollen erkennen können, wenn ihre Erziehungsanweisungen erfolglos sind, dass sie eine andere Wortwahl und Vergehensweise einsetzen müssen.
  • �Wenn Eltern ihren Kindern Liebe und Wertschätzung zeigen, dann wird die Resilienz ihrer Kinder beträchtlich gefördert.
  • �Mehr noch verlangt das nächste Kapitel: Das Kind mit all seinen Eigenschaften so zu akzeptieren, wie es ist.
  • �Resiliente Kinder verschließen nicht die Augen vor Krisen, aber sie vergegenwärtigen sich zugleich ihre Stärken und Potenziale. Daher sollen Eltern ganz besonders die Erfolgserfahrungen ihrer Kinder bestätigen.
  • �Auch Fehler können die Resilienz der Kinder unterstützen, wenn sie von den Eltern als Lernchancen und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung gesehen werden.
  • �Wenn Kindern schon möglichst früh Verantwortung übertragen wird, so entwickeln sie Selbstständigkeit und zeigen Widerstandskraft gegenüber Schicksalsschlägen.
  • �Für die Übernahme von Verantwortung ist die Ausbildung von Entscheidungskompetenz und Problemlösefähigkeit Voraussetzung. Kinder entwickeln dadurch die Überzeugung, dass sie ihr Leben in Griff haben.
  • �Eltern sollen ihre Kinder zur Disziplin anhalten. Darin sehen die Autoren zentrale Bedingungen für die Entwicklung von Selbstkontrolle und die Entstehung eines Selbstwertgefühls.
  • �Eine Kooperation zwischen Schule und Elterhaus soll die genannten Fertigkeiten ergänzen und festigen.
  • �Abschließend zeigen zwei Fallgeschichten aus der Kinderpsychiatrie, wie es durch psychologische Betreuung wieder möglich wird, Kindern in ihren seelischen Nöten zu helfen und sie wieder zur selbstständigen Lebensgestaltung zu befähigen.

Der Anhang liefert eine geraffte Form der Ausführungen zu den jeweiligen Kapiteln und stellt vor allem die Anweisungen und Ratschläge zum Erwerb von Resilienz für Eltern zusammen. Ein Stichwortverzeichnis und eine Literaturübersicht unterstützen eine schnelle Orientierung bei Einzelfragen.

Jedes Kapitel, das Fördermöglichkeiten für Resilienz darstellt, weist die gleiche formale Struktur auf. Am Beginn wird die entsprechende Kompetenz beschrieben und mit Beispielen aus dem Familienalltag illustriert. Ausführlich gehen die Autoren auf eventuelle Hindernisse ein, die das Vorhaben blockieren oder ganz ausschalten könnten. Nun ist der Boden bereitet für die praktische Umsetzung. Dazu wird ein Weg in mehreren Schritten ausgewiesen. Exemplarisch sei am Schwerpunkt "Wirksames Kommunizieren" die Gliederung aufgezeigt. Eingangs werden Fragen und Schwierigkeiten der Eltern angesprochen, die die Kommunikation im Familienalltag erschweren. Gelingende Kommunikation trägt zu einer resilienten Welt- und Lebensorientierung bei, legen die Autoren dar. Ein ausführliches Beispiel unterstreicht die Chancen, wenn Eltern einfühlsam mit ihren Kindern Probleme beraten: Jane, ein Mädchen wurde in der Schule von ihren Freundinnen verstoßen. Das Gespräch mit der Mutter zeigt mustergültig, wie Eltern auf die Sorgen und Ängste eines heranwachsenden Kindes eingehen können. In der Weiterführung des Themas werden drei Hindernisse beschrieben, die Gespräche und Auseinandersetzungen mit Kindern oft scheitern lassen. Zehn Schritte, genauer gesagt Regeln, beinhaltet das anschließende Programm für Eltern, um zu einer wirksamen Kommunikation zu gelangen. Hier einige Beispiele aus dem Regelkatalog für Eltern: Hören Sie aktiv zu! Benutze einen fairen Ton! Drücke Dich verständlich aus! Vergessen Sie nicht den Humor! Abschließend erläutern die Autoren, wie so charakterisierte Kommunikation entscheidend dazu beiträgt, dass Kinder kompetent den Herausforderungen des Lebens begegnen können.

Diskussion

Das Resilienz-Buch von Robert Brooks und Sam Goldstein ist in erster Linie ein Erziehungsratgeber für Eltern. Aber auch Pädagogen/innen können der Veröffentlichung viele Anregungen für eine gelingende Erziehung abgewinnen. Sehr anschaulich werden die erforderlichen Kompetenzen der Eltern beschrieben, die bei Kindern resiliente Fähigkeiten unterstützen und entwickeln helfen. Es ist vor allem die einfache und verständliche Sprache, die die psychischen Zusammenhänge bequem durchschaubar machen. Ganz besonders zeichnet sich die Publikation durch den engen Praxisbezug aus. Die vielen Beispiele und Fallgeschichten untermauern das praktische Interesse und machen die Überlegungen lebendig und spannend.

Sehr eigenartig und ungewohnt ist das weite Verständnis von Resilienz, das beinahe alle Kompetenzen der Kinder vereinnahmt, wenn beispielsweise die Bewältigung der täglichen Hausforderungen und das Zurechtkommen mit den Mitmenschen dazugerechnet wird. Logischerweise sind dann die gesamten Überlegungen derart ausgeweitet, dass sie die Ziele einer gelingenden Erziehung insgesamt betreffen. Dagegen sind spezifische Überlegungen zur Frage, wie Kinder mit Rückschlägen im Leben fertig werden, nur gelegentlich zu finden. Manchen Leser könnten auch die massierten Forderderungen und Ratschläge an die Eltern abstoßen oder auch ärgern.

Fazit

Die Veröffentlichung trifft sicherlich die Fragen der Eltern, vor allem, wenn sie ihre Kinder für die Hausforderungen des Lebens stärken wollen. Es finden sich viele praktische Tipps für die Bewältigung des Familienalltags und sehr konkrete Anweisungen für das Gelingen der Kindererziehung.

Rezension von
Michael Schnabel
Staatsinstitut für Frühpädagogik, München

Es gibt 45 Rezensionen von Michael Schnabel.

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ISSN 2190-9245