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Stefan Slaby: Altersbilder. Normative Wirkungen und Ansätze zur Weiterentwicklung

Rezensiert von Prof. Dr. habil. Klaus R. Schroeter, 03.11.2007

Cover Stefan Slaby: Altersbilder. Normative Wirkungen und Ansätze zur Weiterentwicklung ISBN 978-3-86664-144-0

Stefan Slaby: Altersbilder. Normative Wirkungen und Ansätze zur Weiterentwicklung. Mensch & Buch Verlag (Berlin) 2006. 70 Seiten. ISBN 978-3-86664-144-0. 26,00 EUR.
Reihe: Holzmindener Schriften zur sozialen Arbeit "Sozial Denken und Handeln" - Nr. 2.

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Autor

Stefan Slaby, Dipl.-Soz.-päd.

Zielgruppe

Bei der vorliegenden Schrift handelt es sich um die an der Fakultät für Soziale Arbeit und Gesundheit an der HAWK (Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst) Holzminden eingereichte gleichnamige Diplomarbeit des Autors aus dem Sommersemester 2006.

Aufbau

Diese Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel (0. Einleitung, 1. Altersbilder - Konstanten und Variablen eines Diskurses,  2. Zugänge: Analyse von Altersbildern, 3. Unterwegs zu Leitbildern für das Alter(n), 4. Bedeutung für die Soziale Arbeit, 5. Schluss und Ausblick), denen dann noch ein Literatur- und Quellenverzeichnis folgt.

Inhalt

Alters- und Alternsbilder sind ein beliebtes Thema der sozialgerontologischen Forschung und neuerdings auch der Politik. So wurde erst unlängst beschlossen, den Sechsten Altenbericht unter das Motto "Altersbilder in der Gesellschaft" zu stellen. Damit soll dazu beigetragen werden, "ein modernes, realistisches und zukunftsgerichtetes Altersbild in der Gesellschaft zu verankern." (Bundesregierung 2007)

Altersbilder sind, wie Anton Amann (2004: 15) in seinem (vom Autor leider nicht berücksichtigten) Buch über "Die großen Alterslügen" (vgl. die Rezension) schreibt, "nicht nur Bilder von der Wirklichkeit, sie sind selbst Wirklichkeit. Sie beeinflussen unsere Wahrnehmungen, prägen mit Nachdruck unser Handeln und senken ihre vielfältigen Keime ins Altwerden jedes einzelnen Menschen selbst." Ähnlich denkt auch Slaby, wenn er in seiner Diplomarbeit der "Ausgangsthese von der Wirksamkeit von Altersbildern nachgehen (möchte)" (S. 3).

  1. Im ersten Kapitel (Altersbilder - Konstanten und Variablen eines Diskurses) kommt der Autor unter Rückgriff auf die einschlägige Literatur schnell zu der Erkenntnis, dass Altersbilder "keine objektiven Abbilder einer allgemein anerkannten Wirklichkeit", sondern "soziale Konstruktionen" und "Kommunikationskonzepte" sind, die "nicht nur der Beschreibung (Deskription), sondern auch der Bewertung und Normierung (Präskription) ihres Gegenstandes (dienen)" (S. 7f.). An den Begriffsbeispielen "Senioren" und "neue Alte" macht Slaby deutlich, dass derartige "Altersgruppen-Bezeichnungen als unbestimmte oder implizite Konzepte des Alters funktionieren, zuweilen auch als Identifikationsangebote oder als Wunschbilder, an die sich die Zielgruppe angleichen soll." (S. 13)
  2. Im zweiten Kapitel (Zugänge: Analyse von Altersbildern) wird zunächst eine kursorische Übersicht über die Quellen von Altersbildern (Kap. 2.1) gegeben, bevor dann in drei weiteren Unterkapiteln (stellvertretend für auch anders denkbare Zugänge) drei Analysebereiche herausgegriffen werden. Zum einen werden die (hier jetzt nicht noch einmal rezipierten) Ergebnisse der Medienforschung heangezogen, um das Altersbild in den Unterhaltungsserien im deutschen Fernsehen (Kap. 2.2.1) und in der Werbung (Ka. 2.2.2) aufzuzeigen. Zum anderen greift der Autor auf die vornehmlich psychologische Stereotypenforschung zurück (Kap. 2.3). Und zum Dritten nimmt er noch Bezug auf die sozialen Kontextbedingungen (Kap. 2.4) und zeigt anhand der (wenigen) hierzu vorliegenden Studien, wie Altersbilder "einerseits durch sozialstrukturelle Bedingungen mitgeprägt werden, andererseits (...) moderierend in motivierender Funktion auf die Bedingungen einwirken (können)" (S. 40).
  3. Im dritten Kapitel (Unterwegs zu Leitbildern für das Alter[n]) geht es sodann um die bereits im Titel der Diplomarbeit angesprochenen "Ansätze zur Weiterentwicklung" bestehender Altersbilder durch orientierende Leitbilder. Hier stellt Slaby - nach einem lakonisch knapp gehaltenen Hinweis auf Foucaults Konzept der Selbstsorge - insbesondere die altersreflexiver Ethik-Konzepte von Rentsch und Kruse vor und zieht daraus die Erkenntnis, dass "(d)ie ethische Reflexion des Alters (...) einen unverzichtbaren Beitrag zur Weiterentwicklung von Altersbildern (leistet)" und die Einsicht ermöglicht, "dass Altern und letztlich auch Alter (...) tatsächlich zur glückenden Erfüllung des Lebens heranreifen kann." (S. 60f.)
  4. Im vierten Kapitel werden die aus den zuvor dargestellten Überlegungen hergeleiteten Schlussfolgerungen in ihrer Bedeutung für die Soziale Arbeit vorgetragen. Welche der von Slaby angeführten Herausforderungen für die Soziale Arbeit mit alten Menschen (u.a. "über Angebote nachzudenken, die ältere Menschen (...) in ihrer personalen Selbstwirksamkeit bestätigen und ermutigen, aus einer resignativen und passiven Rolle herauszutreten", Vermeidung "stigmatisierender Nebeneffekte" im "Zugehen auf benachteiligte Zielgruppen") man auch immer zu beherzigen denkt, "(l)etzlich sollte das Wissen um die (wertende) soziale Konstruktion von ,Alter" die Disziplin und Profession insgesamt nachhaltig prägen." (S. 63)

Fazit

Es ist nicht die zwingende Aufgabe einer Diplomarbeit, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu liefern. Und es ist auch nicht ihre Aufgabe, einen umfassenden Forschungsüberblick zu einem Thema zu gewähren. Insofern wäre es auch unangemessen, hier die Berücksichtigung weiterer einschlägiger Literaturen zu den gewählten Fragestellungen (etwa zu den Altersdarstellungen in den Medien) einzufordern. Und man darf von einer wissenschaftlichen Qualifikationsarbeit auch nicht erwarten, dass mit methodischer und didaktischer Finesse Forschungsergebnisse lehrhaft aufbereitet werden. Insofern gehört die besprochene publizierte Diplomarbeit sicherlich nicht als Grundlagenliteratur in eine alternswissenschaftliche Bibliothek.

Es bleibt aber anzuerkennen, dass Slaby das (immer wieder) aktuelle Thema der Altersbilder aufgegriffen und mit einer innovativen Wendung in den Kontext einer ethischen Alternsreflexion gerückt hat. Dies im Einzelnen auszubuchstabieren, ginge weit über das Niveau einer Diplomarbeit hinaus. Aber hier liegen Anschlussmöglichkeiten, nicht nur den Alternsbilderdiskurs, sondern den gesamten (wissenschaftlichen) gerontologischen Diskurs in diese Debatte einzubeziehen. So wie alltägliche, medial vermittelte oder interaktiv kommunizierte Alternsbilder, wären auch wissenschaftlich legitimierte Vorstellungen - bspw. vom "erfolgreichen", "produktiven", "optimalen" oder wie auch immer (positiv) konnotiertem Altern - im Rahmen einer ideologiekritischen alternsreflexiven Ethik zu hinterfragen und ggf. neu zu bewerten. Vielleicht gelingt es ja den Sachverständigen des Sechsten Altenberichtes, die hier punktuell aufgeworfenen Fragen, z.B. nach Glück und Selbstsorge im Alter, in ihrem Bericht über die "Altersbilder in der Gesellschaft" aufzugreifen und so zu wenden, um "ein modernes, realistisches und zukunftsgerichtetes Altersbild in der Gesellschaft zu verankern" (s.o.).

Literatur

  • Amann, Anton (2004): Die großen Alterslügen. Generationenkrieg, Pflegechaos, Fortschrittsbremse? Wien u.a.: Böhlau. (vgl. die Rezension))
  • Bundesregierung (2007): Sachverständigenkommission für sechsten Altenbericht benannt. (www.erfahrung-ist-zukunft.de) (Download 19.09.2007)

Rezension von
Prof. Dr. habil. Klaus R. Schroeter
Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Integration und Partizipation Professur für Altern und Soziale Arbeit
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Es gibt 12 Rezensionen von Klaus R. Schroeter.

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Zitiervorschlag
Klaus R. Schroeter. Rezension vom 03.11.2007 zu: Stefan Slaby: Altersbilder. Normative Wirkungen und Ansätze zur Weiterentwicklung. Mensch & Buch Verlag (Berlin) 2006. ISBN 978-3-86664-144-0. Reihe: Holzmindener Schriften zur sozialen Arbeit "Sozial Denken und Handeln" - Nr. 2. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/4659.php, Datum des Zugriffs 23.01.2025.


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