Christoph Badelt , Michael Meyer et al. (Hrsg.): Handbuch der Nonprofit-Organisation
Rezensiert von Prof. Dr. Michael Schmidt, 28.03.2009

Christoph Badelt , Michael Meyer, Ruth Simsa (Hrsg.): Handbuch der Nonprofit-Organisation. Strukturen und Management. Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH (Stuttgart) 2007. 4., überarbeitete Auflage. 674 Seiten. ISBN 978-3-7910-2539-1. 49,95 EUR. CH: 80,00 sFr.
Thema
Nonprofit-Organisationen oder auch Sozialwirtschaftliche Unternehmen (um eine andere Terminologie zu verwenden) befinden sich in einer Phase nachhaltiger Modernisierung. Diese Phase kennzeichnet sich einerseits durch die Reaktivierung fachlicher Perspektiven und andererseits durch eine Implementierung ökonomischer Prinzipien. Sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis kommt es hierbei häufig zu einer Polarisierung. Um die Komplexität der neuen Herausforderungen jedoch erfolgreich bewältigen zu können, gilt es einen konstruktiven Dialog zwischen Fachlichkeit und ökonomischem Handeln zu führen. Hierzu leisten die Ansätze und Methoden des Sozialmanagements einen wesentlichen Betrag. Historisch betrachtet stellt Sozialmanagement eine noch junge konzeptionelle Differenzierung der Theorie, Praxis und Forschungsentwicklung im Bereich Sozialer Dienste dar. Erst seit Ende der 1980er Jahre wird diese Thematik (u.a. von Müller-Schöll und Priepke, 1989) fachlich auf breiter Ebene diskutiert.
Die Herausgeber bieten in dem vorliegenden Handbuch (durch eine Zusammenfassung einzelner Beiträge verschiedener Autoren) einen komprimierten Überblick zu Strukturen und Management von Nonprofit-Organisationen (NPOs).
Das erstmals 2002 erschienene Handbuch wurde für die nunmehr 4. Auflage grundlegend überarbeitet. Dies gilt z.B. für das Zahlenmaterial zu den Nonprofit-Sektoren in Deutschland, der Schweiz und in Österreich. Darüber hinaus wurden Beiträge zu Fragen der Corporate Governance, zur Kommunikation in NPOs sowie zur Ökonomisierung neu aufgenommen.
Vorstellung der Herausgeber
Prof. Dr. Christoph Badelt war Professor am Institut für Sozialpolitik der Wirtschaftsuniversität Wien und ist seit März 2002 Rektor dieser Hochschule.
Prof. Dr. Michael Meyer ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Abteilung für Nonprofit-Management an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Er ist Leiter dieser Abteilung sowie des Forschungsinstitutes für Nonprofit-Organisationen an der WU. Gleichzeitig leitet er den Professional MBA-Lehrgang für Sozialmanagement (ISMOS) der WU.
Prof. Dr. Ruth Simsa ist Dozentin am Institut für allgemeine Soziologie und Wirtschaftssoziologie der Wirtschaftsuniversität Wien und Lehrtrainerin der Österreichischen Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsberatung.
Aufbau
Die vorliegende Publikation ist als Handbuch konzipiert, in dem Beiträge verschiedener Autoren in drei Themenkomplexen zusammengefasst sind:
- Grundlagen,
- Management von NPOs und
- Fachübergreifende Probleme.
Da im Rahmen der Publikation die verschiedenen Themen nicht erschöpfend behandelt werden können, verweisen die Autoren in jedem Beitrag zur Vertiefung auf weiterführende Literatur. Zur leichteren Orientierung haben die Herausgeber am Anfang des Handbuchs eine komprimierte Inhaltsübersicht, ein differenziertes Inhaltsverzeichnis sowie am Ende ein Glossar und ein ausführliches Stichwortverzeichnis erstellt.
Inhalte
- Im ersten Teil zu Grundlagen werden in 8 Kapiteln deskriptiv die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen sowie quantitative Dimensionen des Nonprofit-Sektors in Deutschland, in der Schweiz sowie in Österreich beschrieben. Darüber hinaus wird der Bereich aus betriebwirtschaftlicher, sozioökonomischer sowie soziologischer Perspektive betrachtet. Im ersten Kapitelbeschreiben Badelt, Meyer und Simsa Ansätze der Wiener Schule zur NPO-Forschung. Anheier, Priller, Seibel und Zimmer betrachten im zweiten Kapitel den Non-Profit-Sektor in Deutschland sowie Wagner im dritten Kapitel in der Schweiz und Schneider, Badelt sowie Hagleitnerim vierten Kapitel in Österreich. Mayrhofer und Scheuch beleuchten im fünften Kapitel NPOs aus betriebswirtschaftlicher Perspektive und diskutieren in diesem Zusammenhang die Themen Nützlichkeit und Gewinn. Imsechsten Kapitel beschreibtBadelt aus sozioökonomischer Perspektive Theorien zur Entstehung von NPOs. Der Schwerpunkt dieses Kapitels liegt bei den volkswirtschaftlichen Theorien des Non-Profit-Sektors, wobei hierbei Volkswirtschaft als breite sozialwissenschaftliche Disziplin aufgefasst wird. Simsa bietet im siebten Kapitel einen Überblick über aktuelle, für NPOs relevante soziologische Befunde und Theorien. Im achten Kapitel unterzieht Zauner NPOs schließlich einer systemtheoretischen Betrachtung. Er versucht in seinen Ausführungen durch eine Analyse der charakteristischen Steuerungsmedien, Entscheidungsformen und Entwicklungspfade zu einer differenzierten und konsistenten Orientierung in NPOs beizutragen.
- Im zweiten Teil geht es um eine Darstellung der verschiedenen Dimensionen des Managements. In sechzehn Kapiteln werden durch verschiedene Autoren relevante Themen des Managements von NPOs aufgegriffen. Es geht hierbei sowohl um die Beschreibung von Grundlagen des Managements durch Horak und Heimerl im ersten Kapitel und Matul, Scheuch und Horak im zweiten Kapitel, als auch um eine Darstellung von Managementtools wie z.B. Organisationsentwicklung von Heimerl und Meyer im vierten Kapitel, Marketing von Scheuch im fünften Kapitel, Personalmanagement von von Eckardstein im Kapitel sechs sowie Finanzierung im achten Kapitel von Littich und Rechnungswesen im neunten Kapitel von Eshenbach, Horak und Furtmüller. Darüber hinaus werden sowohl Rechtliche Gestaltungsformen von NPOs im dritten Kapitel von Nowotny und Fida als auch Arbeits- und Sozialrechtliche Rahmenbedingungen von Runggaldier und Drs im siebten Kapitel dargelegt.
- Im dritten Teil greifen die Autoren in sechs Kapiteln fachübergreifende Themen auf. Badelt und More-Hollerwewger beleuchten im ersten Kapitel soziale und wirtschaftliche Grundfragen der Ehrenamtlichen Arbeit. Im zweiten Kapitel bieten Matul und Scharitzer eine Einführung in die aktuelle Diskussion des Qualitätsmanagements. Sie erläutern hierzu den Qualitätsbegriff aus interdisziplinärer Sicht, stellen verschiedene Ansätze, wie z.B. das Modell der EFQM sowie die DIN EN ISO 9000 vor und definieren relevante Qualitätsdimensionen. Rondo-Brovetto und Ebner diskutieren im dritten Kapitel die europäische Dimension von NPOs. Sie zeigen in ihren Überlegungen auf, dass in einer wirtschaftlichen und sozialen Analyse von NPOs eine europäische Perspektive von hoher Relevanz ist, da NPOs von den in verschiedenen Institutionen der EU entstandenen Entscheidungen und Handlungen betroffen sind. Im vierten Kapitel diskutiert Speckbacher Stakeholder-Performance Management und Nonprofit Governance. Er untersucht dabei den Zusammenhang zwischen Konzepten zur erfolgsorientierten Steuerung im erwerbswirtschaftlichen Bereich und die Übertragbarkeit auf NPOs. Mautner betrachtet im fünften Kapitel Spannungsfelder und Perspektiven in der NPO-Kommunikation. Es geht hierbei u.a. um die besondere Position von NPOs im Spannungsfeld zwischen Zivilgesellschaft, Markt und Staat. Im sechsten Kapitel formulieren Badelt, Meyer und Simsa abschließend Entwicklungsperspektiven des Nonprofit Sektors in Deutschland, der Schweiz und in Österreich. Sie berücksichtigen hierbei sowohl Veränderungen gesellschaftlicher Rahmenbedingungen als auch strukturelle Veränderungen innerhalb des Nonprofit Sektors. Als wesentlicher Erfolgsfaktor wird hierbei die Arbeit an der eigenen Identitätsentwicklung beschrieben, da in hohem Maße widersprüchliche Entwicklungen, z.B. die Verknappung öffentlicher Mittel und der zugleich zunehmende Anspruch an fachliche Leistungsqualität, ausgeglichen werden müssen.
Diskussion
Das Handbuch enthält nicht nur fachliche Analysen und Fakteninformationen zu NPOs, sondern darüber hinaus eine Reihe von praktischen Hilfestellungen, um sich schnell zu einem bestimmten Thema zu informieren. Obwohl die Herausgeber die Publikation als Handbuch und nicht als Nachschlagewerk konzipiert haben, gehen sie über den Rahmen üblicher Handbücher hinaus. Die Publikation ist vielmehr ein Handbuch und ein Nachschlagewerk zugleich. Der Leser wird motiviert, sich intensiver, auch über die gesuchten Themen hinaus, mit dem Management von NPOs zu befassen.
Fazit
Resümierend ist zu sagen, dass die Herausgeber mit dem Handbuch einen komprimierten und guten Überblick zu Strukturen sowie zum Management von NPOs bieten. Die Besonderheit des Buches liegt in der Verknüpfung von Theorie und Praxis. Das Buch ist sowohl als Einstieg in das Thema Management von NPOs als auch zur Auffrischung bereits vorhandener Kenntnisse empfehlenswert. Es ist sicher für Studierende und auch für Praktiker aus dem Bereich der Sozialwirtschaft von großem Interesse.
Rezension von
Prof. Dr. Michael Schmidt
Diplom Pädagoge, Diplom Sozialpädagoge, TQM-Assessor DGQ, Coach (FH),
Professor für Management und Organisation Sozialer Arbeit an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden sowie Dozent an der Steinbeis Hochschule Berlin Leadership and Competencies
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