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Jürgen Schumacher, Karin Stiehr: [...] Freiwilligenarbeit von und mit älteren Menschen

Rezensiert von Prof. Dr. Veronika Fischer, 30.06.2003

Jürgen Schumacher, Karin Stiehr: Handbuch für die Freiwilligenarbeit von und mit älteren Menschen. Ergebnisse des Projekts "Seniorengerechte Rahmenbedingungen für das soziale Ehrenamt". Verlag Peter Wiehl (Marburg) 2002. 96 Seiten. ISBN 978-3-927219-79-3. 10,00 EUR.
Eine Veröffentlichung der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros (BaS). Praxisbeiträge zum bürgerschaftlichen Engagement im dritten Lebensalter, Bd. 11.

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Ein Handbuch zur Gestaltung der Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement von und mit Älteren

Das vorliegende Handbuch beschäftigt sich mit den Rahmenbedingungen für einen relativ neuen Typus von ehrenamtlicher Arbeit, der sich zunehmend in den 90er Jahren entwickelt hat und zugleich als Antwort auf die Erosion des klassischen Ehrenamts zu verstehen ist. Die Begriffe Freiwilligenarbeit, freiwilliges oder bürgerschaftliches Engagement bringen diesen Wandel bereits sprachlich zum Ausdruck, der auch mit neuen Anforderungen an die professionelle soziale Arbeit mit Älteren verbunden ist. Gab es bislang eine breite Diskussion über die theoretischen Grundlagen und Konzepte der Freiwilligenarbeit, ergibt eine Sichtung der Literatur, die sich mit den praktischen Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit mit Freiwilligen auseinandersetzt, dass noch viele Lücken und offene Fragen existieren. Das von Jürgen Schumacher und Karin Stiehr entwickelte Handbuch ist in diesem Zusammenhang ein wertvoller Leitfaden für die Praxis, zumal die Vorschläge, die von dem Autor und der Autorin unterbreitet werden, in Kooperation mit Hauptamtlichen und Freiwilligen aus 10 sozialen Einrichtungen und Initiativen in Frankfurt am Main und Jena entwickelt und erprobt wurden. Dass das Augenmerk auf Regelungen für die Arbeit mit älteren Freiwilligen gelegt wurde, wird damit begründet, dass ein großer Teil der freiwillig Engagierten älter als 50 Jahre ist.

Relevant sind die hier dargestellten Maßnahmen gerade deshalb, weil der bedürfnisgerechte Einsatz von Freiwilligen nur dann gewährleistet ist, wenn bestimmte institutionelle Grundvoraussetzungen gegeben sind, die vor allem in einer gewissen personellen und organisatorischen Stabilität der Einrichtungen bestehen. Insbesondere - so die Autoren - gilt es, den Stellenwert freiwilligen Engagements und das Verhältnis von Haupt- und Ehrenamt abzuklären.

Aufbau und Inhalte

Die Handreichung ist in folgende Kapitel gegliedert:

Im ersten Abschnitt geht es um die institutionellen Voraussetzungen für den Einsatz von Freiwilligen. Dieses Kapitel richtet sich ausschließlich an hauptamtlich geführte Einrichtungen. Es werden Basisleistungen beschrieben, die eine Einrichtung, die mit Freiwilligen arbeitet, zu erbringen hat (Aufwandsentschädigungen, gesetzliche Unfallversicherung, Haftpflichtversicherung etc.) Darüber hinaus werden arbeitsorganisatorische Voraussetzungen für den Einsatz von Freiwilligen erläutert und in Form von Checklisten vorgestellt. Das betrifft die Aspekte:

  • hauptamtliche Unterstützung und Kooperationsbereitschaft,
  • Stabilität der hauptamtlichen Struktur,
  • Benennung konkreter Tätigkeitsfelder,
  • Nachfrage nach freiwillig erbrachten Leistungen,
  • Arbeitsräume und Arbeitsmittel.

Im Resümee am Ende des Kapitels wird auf die Bedeutung eines innerorganisatorischen Diskussionsprozesses verwiesen, in dem abgeklärt werden muss, welchen Stellenwert die freiwillige Mitarbeit im Verhältnis zur hauptamtlichen Tätigkeit hat. Es muss deutlich werden - so der Tenor der Broschüre - dass der Einbezug Freiwilliger keine Gefährdung hauptamtlicher Arbeitsplätze mit sich bringt, sondern eine sinnvolle Ergänzung sein kann bzw. in vielen Fällen sogar das Hauptamt stärkt und erhält.

Im dritten Kapitel werden Maßnahmen zur Unterstützung freiwilliger Mitarbeit skizziert. Zunächst wird beschrieben, was bei der Aufnahme neuer Freiwilliger zu beachten ist.

Im Anschluss daran werden die Anforderungen an die fachliche Begleitung und Fortbildung von Freiwilligen erläutert, die Bedingungen für eine konstruktive Zusammenarbeit von Hauptamtlichen und Freiwilligen aufgeführt, die zeitlichen Strukturen des freiwilligen sozialen Engagements zur Sprache gebracht, Vorschläge zur Gestaltung der "Arbeitsplätze" von Freiwilligen unterbreitet und schließlich Formen der Anerkennung freiwilliger Mitarbeit thematisiert.

Die Autoren warnen davor, die Vorschläge als Standardempfehlungen zu betrachten, die pauschal für jegliche Arbeit mit älteren Freiwilligen gelten würden. Lediglich Basisleistungen wie Versicherungsschutz, Auslagenerstattung und Ausstattung mit Arbeitsmitteln gehörten dazu. Alle anderen Maßnahmen sollten als Verfahrensvorschläge gelten, die abgeändert und auf die Interessen der Betroffenen zugeschnitten werden sollten.

Das vierte Kapitel enthält konkrete Arbeitsmaterialien für Einrichtungen und Initiativen (Musterformulare zur Erstattung entstandener Auslagen, Informationen zur gesetzlichen Unfallversicherung, zu Haftungsrisiken und deren Versicherung, Dienstreise-Fahrzeugversicherung, Betriebsrechtsschutzversicherung, einen Leitfaden für das Erstgespräch mit interessierten Freiwilligen, ein Merkblatt für Freiwillige in sozialen Organisationen).

Die Autoren

Jürgen Schumacher und Karin Stiehr sind Mitarbeiter des Instituts für Soziale Infrastruktur (ISIS) und haben die vorliegenden Ergebnisse im Rahmen des Projekts "Seniorengerechte Rahmenbedingungen für das soziale Ehrenamt" recherchiert, das im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durchgeführt wurde. Unter ihrer Federführung sind bereits andere Praxisbeiträge zum bürgerschaftlichen Engagement im Dritten Lebensalter erschienen, die von der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros (BaS) veröffentlicht wurden.

Zielgruppe

Zielgruppe der Handreichung sind Praktiker und Praktikerinnen aus verschiedenen Feldern der Sozialen Arbeit mit freiwilligen Älteren.

Fazit: Ein nützlicher Leitfaden

Der entstandene Text ist verständlich geschrieben und sensibilisiert für die Arbeit mit älteren Freiwilligen. Er macht bewusst, dass Freiwilligenarbeit nicht zum Nulltarif zu haben ist und professioneller Strukturen bedarf. Er verdeutlicht auch, wie wichtig ein organisationsinterner Klärungsprozess ist, der Vorurteile und Ängste auf Seiten der Hauptamtlichen gegenüber der Freiwilligenarbeit thematisiert und den Stellenwert des freiwilligen Engagements in und für die Organisation definiert. Die möglichst eindeutige Festlegung der Aufgaben und Tätigkeitsprofile auf beiden Seiten wird immer wieder hervorgehoben, zumal es auch innerhalb der Freiwilligenarbeit unterschiedliche Schattierungen gibt.

Das Handbuch gibt darüber hinaus nützliche Hinweise, Tipps und Empfehlungen bis hin zu konkreten Checklisten, Formularen und Informationsblättern zur bedürfnisgerechten Gestaltung der Freiwilligenarbeit mit Älteren. Es ist ein wertvoller Wegweiser für die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für die Freiwilligenarbeit von und mit älteren Menschen und daher als Lektüre sehr empfehlenswert.

Rezension von
Prof. Dr. Veronika Fischer
Dr. Veronika Fischer, Professorin (i. R.) der Erziehungswissenschaft, langjährige Berufstätigkeit in der Erwachsenenbildung, Lehr- und Forschungstätigkeit an der Hochschule Düsseldorf mit den Schwerpunkten Erwachsenen- und Familienbildung, Migrationspädagogik, Diversity und interkulturelle Öffnung
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Es gibt 5 Rezensionen von Veronika Fischer.

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ISSN 2190-9245