Irene Dittrich, Katja Grenner et al. (Hrsg.): Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder
Rezensiert von Prof. Dr. paed. Michaela Rißmann, 19.03.2008

Irene Dittrich, Katja Grenner, Bernd Groot-Wilken, Andrea Hanisch, Verena Sommerfeld (Hrsg.): Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder. Ein nationaler Kriterienkatalog.
Cornelsen Scriptor
(Berlin) 2007.
3., aktualisierte und erweiterte Auflage.
270 Seiten.
ISBN 978-3-589-24535-2.
27,95 EUR.
CH: 47,00 sFr.
Reihe: Frühe Kindheit - Qualitätssicherung.
Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-86892-121-2 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.
Thema
Der Qualitätskriterienkatalog ist ein umfangreiches Kompendium bester pädagogischer Fachpraxis. In 21 Qualitätsbereichen werden systematisch alle Gesichtspunkte der pädagogischen Arbeit in Kindertagesstätten beleuchtet.
HerausgeberInnen
- Wolfgang Tietze, Dr., lehrt als Professor an der Freien Universität Berlin und ist gleichzeitig Geschäftsführer der pädquis gGmbH.
- Susanne Viernickel,Prof. Dr., lehrt an der Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin.
Entstehungshintergrund
Von 1999 bis 2006 gab es im Rahmen der Nationalen Qualitätsinitiative im System der Tageseinrichtungen für Kinder (NQI) einen länder- und trägerübergreifenden Forschungsverbund. Die Projekte I und II, in denen Qualitätskriterien für die Arbeit mit 0- bis 6-jährigen Kindern entwickelt wurden, bilden die Grundlage für den vorliegenden Kriterienkatalog. Die dritte Auflage wurde komplett überarbeitet und um den Bereich "Übergänge" ergänzt.
Aufbau
Das Buch enthält eine Einführung und 21 – den Qualitätsbereichen gewidmete – Kapitel.
Einführung
Im ersten Abschnitt des Kriterienkatalogs werden "Kindertageseinrichtungen im Umbruch" beschrieben. Dabei wird unterstrichen, dass die Bildungsqualität von frühkindlichen Institutionen an Bedeutung gewinnt.
Weitere (fach-)politische Entwicklungen stehen im Abschnitt "Aktuelle Herausforderungen an die Entwicklung und Sicherung pädagogischer Qualität" des Einführungsteils im Mittelpunkt. Es wird auf die aktuelle Entwicklung der Bildungspläne, der Öffnung der Kitas für unter Dreijährige und auf die Forderung nach neuen Ausbildungskonzepten verwiesen.
Antworten auf die Frage, wie Kinder lernen und was sie dafür brauchen, sind Bestandteil des Abschnitts "Frühe Lern- und Bildungsprozesse". Dabei wird das dem Kriterienkatalog zugrunde liegende Bild vom Kind ebenso erläutert, wie die Gestaltung früher Bildungsprozesse. Folgende Grundsätze werden hervorgehoben:
- Kinder sind aktive Lerner.
- Kinder konstruieren Wissen und Bedeutung.
- Kinder lernen in sozialen Zusammenhängen.
- Kinder lernen durch spielerische Aktivität und aktives Spiel.
- Emotionale Sicherheit und Zuwendung bieten die Basis für kindliche Lernprozesse und die Entwicklung des Selbst.
- Kinder lernen durch Teilhabe und Aushandlung.
- Kinder haben das Recht auf Anerkennung ihrer Individualität.
- Die Erzieherin ist Gestalterin einer anregenden Lern- und Erfahrungsumwelt.
- Die Erzieherin ist Dialogpartnerin und Impulsgeberin.
- Die Kindertageseinrichtung sichert allen Kindern – unabhängig von Herkunft, Geschlecht und sozialen Status – Lern- und Entwicklungschancen.
- Die pädagogische Arbeit orientiert sich an der Lebenswelt und dem Bedarf von Kindern und ihren Familien.
Im Abschnitt "Die Entstehung und Weiterentwicklung des Nationalen Kriterienkataloges" ist zu erfahren, dass der Katalog aus der Zusammenarbeit mit 250 Praxiseinrichtungen und einer intensiven Auseinandersetzung mit der internationalen Fachliteratur entstanden ist.
"Der Aufbau und die Systematik des Nationalen Qualitätskriterienkatalogs" werden in einem weiteren Abschnitt erklärt. Es werden 21 Qualitätsbereiche der pädagogischen Arbeit benannt, während die sechs Leitgesichtspunkte, nach denen jeder Qualitätsbereich beschrieben wird, folgende sind:
- Räumliche Bedingungen,
- Erzieherin-Kind-Interaktion,
- Planung,
- Nutzung und Vielfalt von Material,
- Individualisierung und Partizipation.
Im Abschnitt 6 der Einführung sind Anregungen gegeben zur "Arbeit mit dem Nationalen Kriterienkatalog". Der Katalog soll Einrichtungsteams dabei unterstützen, ihre pädagogische Arbeit zu reflektieren und Orientierungen für die Qualitätssicherung bzw. –entwicklung zu geben.
Die 21 Qualitätsbereiche
Die 21 Kapitel zu den einzelnen Qualitätsbereichen sind jeweils nach den 6 Leitgesichtspunkten gegliedert. Die 21 Qualitätsbereiche sind:
- Raum für Kinder
- Tagesgestaltung
- Mahlzeiten und Ernährung
- Gesundheit und Körperpflege
- Ruhen und Schlafen
- Sicherheit
- Sprache und Kommunikation
- Kognitive Entwicklung
- Soziale und emotionale Entwicklung
- Bewegung
- Fantasie- und Rollenspiel
- Bauen und Konstruieren
- Bildende Kunst, Musik und Tanz
- Natur-, Umgebungs- und Sachwissen
- Kulturelle Vielfalt
- Integration von Kindern mit Behinderungen
- Eingewöhnung
- Begrüßung und Verabschiedung
- Zusammenarbeit mit Familien
- Übergang Kindergarten – Schule
- Leitung
Glossar. Im Glossar sind einige, im Katalog vorkommende Begriffe erläutert, z. B. was sind "frei zugängliche/frei verfügbare" Räume, Materialien und Angebote.
Literatur
Diskussion
Das vorliegende Buch ist die überarbeitete Fassung des Nationalen Kriterienkatalogs, welcher 2002 als Ergebnis des bundesweiten Modellprojektes "Nationale Qualitätsinitiative" vorgelegt wurde. Mit der Überarbeitung wurde seine Aktualität bestärkt. Besonders der Einführungsteil wurde an die aktuelle Diskussion angeglichen. Mehrere Qualitätsbereiche sind intensiv überarbeitet, z. B. der Qualitätsbereich "Soziale und emotionale Entwicklung" und der Qualitätsbereich "Kulturelle Vielfalt". Darüber hinaus wurde ein neuer, ein 21. Bereich aufgenommen, der "Übergang Kindergarten - Schule", was zu begrüßen ist.
Der nationale Kriterienkatalog beschreibt beste Fachpraxis und kann somit als Orientierung für die Entwicklung der pädagogischen Qualität in allen Kindertagesstätten dienen.
Immer noch nicht optimal gelöst ist für mich das Inhaltsverzeichnis. In der ersten Auflage gab es zwar ein Inhaltsverzeichnis für den Einführungsteil, aber dafür keines für die einzelnen Qualitätsbereiche, die man dann immer suchen musste. Nun ist es umgekehrt, die einzelnen Qualitätsbereiche sind nun über das Inhaltsverzeichnis leichter zu finden, aber dafür ist der umfangreiche Einleitungsteil im Inhaltsverzeichnis nicht gegliedert.
Zielgruppe
Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten sowie solche, die es werden wollen, Fach- und Lehrkräfte in der Aus- und Fortbildung.
Fazit
Die Überarbeitung des Nationalen Kriterienkataloges ist gut gelungen, so dass der Katalog weiterhin das Standardwerk zur Qualitätsentwicklung in den Kindertagesstätten sein kann.
Rezension von
Prof. Dr. paed. Michaela Rißmann
Fachhochschule Erfurt
Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften
Professur "Erziehungswissenschaften, Erziehung und Bildung von Kindern"
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