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Karsten Speck: Schulsozialarbeit. Eine Einführung

Rezensiert von Prof. Dr. habil. Gisela Thiele, 18.11.2007

Cover Karsten Speck: Schulsozialarbeit. Eine Einführung ISBN 978-3-8252-2929-0

Karsten Speck: Schulsozialarbeit. Eine Einführung. UTB (Stuttgart) 2007. 176 Seiten. ISBN 978-3-8252-2929-0. D: 14,90 EUR, A: 15,40 EUR, CH: 26,30 sFr.
Reihe: UTB S (Small-Format).

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Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-8252-4265-7 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.

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Zielsetzung und Zielgruppen

Der Autor, Dr. Karsten Speck, Erziehungswissenschaftler an der Universität Potsdam, nimmt für sich in Anspruch, eine allgemeinverständliche Einführung zur Schulsozialarbeit (S. 7) verfasst zu haben. Damit leistet er einen weiteren Baustein, die Forschung in der Sozialen Arbeit inhaltlich zu bestimmen und ihren Stand näher zu charakterisieren. Der Autor reiht sich damit in die doch inzwischen zahlreich erschienenen Fachbücher zu dieser spezifischen Thematik ein, die oft genug den fast identischen Titel tragen. Verwiesen sei hier beispielsweise nur auf die von C. Vogel im Jahre 2006 erschienene Publikation mit gleichem Titel (vgl. die Rezension). Insofern verwundert erst einmal, dass von einer Einführung gesprochen wird. Als Zielgruppen benennt Speck Neueinsteiger in das Arbeitsfeld, aber ebenso Fachleute, die in der Ausbildung einen systematischen und differenzierten Überblick über die Schulsozialarbeit gewinnen möchten.

Aufbau und Übersicht

Das Buch ist in zwölf kürzere Kapitel differenzierter Themen untergliedert. Im Vorwort wird das Anliegen verdeutlicht und begründet, warum das Arbeitsfeld der Schulsozialarbeit für viele Fachkräfte Sozialer Arbeit "... ein weniger transparenten Bereich ..." (S. 7) darstellt und sich deshalb weiter etablieren sollte. Im Nachwort werden wesentliche Aspekte wiederholt, die bereits in den inhaltlichen Kapiteln Erwähnung fanden.

  1. Das erste Kapitel ist mit dem Titel überschrieben "Historische Entwicklung der Schulsozialarbeit". Hier wird auf die Entwicklung der Schulsozialarbeit in den 1970er Jahren aufgrund eines akuten schulischen Problemdrucks, der auf den gestiegenen Betreuungsaufwand im Freizeitbereich und die Probleme sowie Verhaltensauffälligkeiten vieler Schülerinnen zurück zu führen war, verwiesen. Mit den Landesprogrammen in den ostdeutschen Ländern, die durch die neu entstandenen Belastungen gepaart mit Verunsicherungen begründet waren, erfuhr die Schulsozialarbeit einen neuen Aufschwung zu Beginn der 1990er Jahre.
  2. Das zweite Kapitel setzt sich mit der Thematik "Aktueller Stand der Schulsozialarbeit" auseinander. Gegenwärtig stünden konzeptionelle Klärungsprozesse, Professionalisierungsfragen und Wirkungspotenziale der Schulsozialarbeit im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen. Eine Übersicht über fachpolitische Stellungnahmen und gegenwärtige Programme wird dargestellt.
  3. Kapitel drei ist der "Begriffsklärung und Definitionen zur Schulsozialarbeit" gewidmet. Der weitgehend gebräuchlichste Begriff sei der der Schulsozialarbeit, aber selbst in Fachpublikationen gebe es im Gebrauch des Begriffs keine Einheitlichkeit. Etwas langatmig folgt eine Auseinandersetzung dazu und der Autor schlägt danach eine eigene aktuelle Klärung vor, die allerdings wenig präzise und zu lang gefasst wurde.
  4. "Begründungen, Ziele und Zielgruppen von Schulsozialarbeit" stehen im Mittelpunkt des vierten Kapitels. Speck geht davon aus, dass die Schulsozialarbeit an der Schnittstelle von Jugendhilfe und Schule agiert. Kennzeichnend für die Jugendhilfe sei bis Inkrafttreten des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII/KJHG 1990) die "setzende Sozialdisziplinierung"gewesen, die zugunsten einer stark präventiven, partizipatorischen und freiwilligen Orientierung aufgegeben wurde (S. 30). Theoretisch sauber werden dann die Begründungsmuster für die Schulsozialarbeit bestimmt, die sowohl auf alltagspraktischen als auch auf theoretischen Grundlagen basieren. Fragen ergeben sich hinsichtlich der Zielgruppenbestimmung, die verkürzt dargestellt wird, obgleich sie in der Kapitelüberschrift zentral benannt wird.
  5. Kapitel fünf ist der Thematik "Rechtsgrundlagen, Förderpolitik und Finanzierung der Schulsozialarbeit" verpflichtet. Es wird betont, dass aufgrund der komplexen Zuständigkeit des Landes - Landkreises - der Kommune - Jugendhilfe - Schule ein vollständiger und aktueller Überblick nicht gegeben werden könne. Dennoch dürften diese Ausführungen all jenen helfen, die sich auf rechtlicher Ebene kundig machen und absichern möchten.
  6. Das nächstfolgende Kapitel ist mit dem Titel "Angebote, methodisches Handeln und Handlungsprinzipien von Schulsozialarbeit" überschrieben. Es würde ein sehr breites Angebotsspektrum existieren, so dass es jetzt notwendig wäre, ein klares Arbeitsprofil von Schulsozialarbeit heraus zu arbeiten. Der Autor beklagt die geringe methodische Durchdringung des Arbeitsfeldes, gleichzeitig stellt er aber fest, es gäbe keine spezifischen Methoden der Schulsozialarbeit, wodurch das Methodenspektrum äußerst vielfältig sei - ein Widerspruch in sich. Im Unterkapitel 6.3 werden Grundsätze und Handlungsprinzipien erörtert, die in einer tabellarischen Zusammenstellung münden.
  7. Kapitel sieben widmet sich den "Rahmenbedingungen der Schulsozialarbeit". Im Mittelpunkt der gegenwärtigen Fachdiskussion zu den Rahmenbedingungen stünden die personelle Ausstattung, das richtige Trägermodell, die finanzielle und räumliche Situation sowie die materiell - technischen Voraussetzungen. Diese fünf Bestandteile werden danach umfangreich diskutiert und einer kritischen Wertung unterzogen.
  8. Das achte Kapitel gilt der doch immer wieder beklagten schwierigen "Kooperation zwischen LehrerInnen und SchulsozialarbeiterInnen". Speck betont sicher zu Recht, dass die LehrerInnen meist zufriedener mit der Kooperation sind, als die auf diese angewiesenen Schulsozialarbeiter. Es würde zwar bei problematischen Fällen zusammen gearbeitet, jedoch würde keine gemeinsame Suche nach Lösungswegen erfolgen. Sehr grundsätzlich und tiefgründig werden die Erklärungsansätze für die Kooperationsprobleme diskutiert, die allerdings in Lösungsansätzen münden, die auf Soll - Formulierungen basieren und für viele Arbeitsbereiche gelten und nicht speziell auf die Schulsozialarbeit zutreffen.
  9. Mit "Ergebnissen und Wirkungen von Schulsozialarbeit" beschäftigt sich das neunte Kapitel. Während sich Lehrer, Schüler und Schulämter gut über das Angebot der Schulsozialarbeit informiert zeigten, hätten die Eltern und Jugendämter deutliche Informationsdefizite. Durch unterrichtliche Angebote und Freizeitaktivitäten könnten die Mehrheit der SchülerInnen erreicht werden, was sich wohl von selbst erklären dürfte. Es folgen ausführliche Daten aus einer wissenschaftlichen Begleitforschung des Landesprogramms "Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt".
  10. Der "Qualitätsentwicklung und Selbstevaluation in der Schulsozialarbeit" ist Kapitel zehn und
  11. der "Ausbildung, Curriculum und Fortbildung in der Schulsozialarbeit" ist das elfte Kapitel gewidmet, die beide kurz, aber aussagekräftig sind.
  12. Im abschließenden zwölften Kapitel "Perspektiven des Arbeitsfeldes und der Forschung zur Schulsozialarbeit" wird erörtert, dass eine Präzisierung des Konzeptes zur Schulsozialarbeit hin zum Leitbild der Jugendhilfe - dem Konzept der Lebensweltorientierung - erforderlich wäre. Weiterhin seien die rechtlichen und finanziellen Absicherungen zu gering, ebenso die tatsächlichen Rahmenbedingungen. Was den Forschungsstand betrifft, so fehlten differenzierte Erkenntnisse über die Verbreitung von Schulsozialarbeit in Deutschland, über schulische und jugendhilfeplanerische Bedarfslagen, über das methodische Handeln und die tatsächlichen Wirkungen und Nebenwirkungen (S. 139).

Fazit

Die vorliegende Publikation ist ein weiterer Versuch, die Profession der Sozialen Arbeit durch die spezifische Aufarbeitung eines Themas, hier der "Schulsozialarbeit", zu fundieren. Der Aufbau des Fachbuches ist gut gegliedert, Tabellen sind grau unterlegt und heben sich vom allgemeinen Text ab und ein Sachregister erleichtert das gezielte Nachschlagen. Im Anhang finden sich Adressen zur Schulsozialarbeit von Organisationen auf Bundesebene und zu Landesarbeitsgemeinschaften, die allerdings schnellen Veränderungen unterliegen und unter Umständen bald nicht mehr aktuell sein könnten.

Dennoch, die Ausführungen in den einzelnen Kapiteln könnten gestrafft werden, weil dadurch Wiederholungen und Redundanzen hätten vermieden werden können. Dem Titel "Schulsozialarbeit - Eine Einführung" werden die Darlegungen insofern ungenügend gerecht, als zu viele Nebensächlichkeiten wie beispielsweise Zusammenfassungen von wissenschaftlichen Begleitforschungen oder Übersichten über fachpolitische Stellungnahmen u.a. dargestellt werden und nicht, wie ein Einführungswerk implizieren würde, wesentliche Grundlagenkenntnisse, die in eine spezifische Thematik einführen sollen. Des Weiteren kann eine wesentliche Kritik nicht verschwiegen werden, die den Leser doch etwas stören dürfte. Der Autor gibt auf fast jeder Seite - mitunter sogar zwei- bis dreimal - seine eigenen fünf im Literaturverzeichnis angegebenen Werke an. Dem Leser dürfte nicht verständlich sein, warum eigenes Gedankengut überhaupt und wenn schon, dann so oft Erwähnung finden müssen.

Rezension von
Prof. Dr. habil. Gisela Thiele
Hochschule Zittau/Görlitz (FH)
Berufungsgebiete Soziologie, Empirische Sozialforschung und Gerontologie
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Es gibt 205 Rezensionen von Gisela Thiele.

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ISSN 2190-9245