Konrad Bundschuh u.a. (Hrsg.): Wörterbuch Heilpädagogik
Rezensiert von Prof. Dr. Hiltrud Loeken, 16.04.2008
Konrad Bundschuh u.a. (Hrsg.): Wörterbuch Heilpädagogik. Ein Nachschlagewerk für Studium und pädagogische Praxis.
Julius Klinkhardt Verlagsbuchhandlung
(Bad Heilbrunn) 2007.
3., überarbeitete Auflage.
314 Seiten.
ISBN 978-3-7815-1507-9.
24,90 EUR.
CH: 42,70 sFr.
Reihe: UTB - 8349.
Herausgeber und Thema
Konrad Bundschuh, Professor für Verhaltensgestörten- und Geistigbehindertenpädagogik in München, Ulrich Heimlich, Professor für Lernbehindertenpädagogik ebenfalls in München und Rudi Krawitz, Professor für Allgemeine Didaktik / Schulpädagogik in Koblenz haben 2007 die überarbeitete und aktualisierte Fassung des 1999 erstmals erschienenen Wörterbuches Heilpädagogik vorgelegt. Gewidmet ist das Wörterbuch dem inzwischen emeritierten Ferdinand Klein, der ebenfalls an der Entstehung des Buches mitwirkte.
Gedacht ist das Wörterbuch als "Nachschlagewerk für Studierende und praktisch Tätige in allen Pädagogischen Arbeitsfeldern" (S. 7). Wie dem Vorwort zur ersten Auflage weiter zu entnehmen ist, verorten die Herausgeber das Wörterbuch "in wissenschaftlicher Hinsicht im Spannungsfeld traditioneller Sonderpädagogik und der Neuorientierung im Sinne eines Paradigmawechsels" (S. 7), zu dem u. a. die Integrationsbewegung sowie die Behindertenbewegung und Selbsthilfegruppen Anstöße gegeben haben. Es ist der Anspruch der Herausgeber, gemeinsam mit ihren Ko-Autoren einen Einblick in den Diskussionsstand "einer modernen Heilpädagogik" (S. 8) vorzulegen.
Aufbau und Inhalt
Das Wörterbuch beschreibt in eigenen Artikeln insgesamt 112 Stichwörter, die ohne Schwerpunktbildung rein alphabetisch angeordnet sind. Literaturhinweise finden sich jeweils am Ende eines Stichwortes; auf ein gesammeltes Literaturverzeichnis am Ende des Buches wurde verzichtet. Der Anhang enthält ein ausführliches Stichwortverzeichnis, in welchem die Stichwörter mit eigenen Artikeln durch Fettdruck hervorgehoben werden.
Außer den Herausgebern fungieren rund 30 einschlägig ausgewiesene Fachvertreter/innen, die überwiegend aus dem Kontext der Sonder- und Heilpädagogik stammen, als Autor/innen.
Das inhaltliche Spektrum ist breit gefächert und reicht von "Aggression, aggressives Verhalten" bis zu "Wissenschaftstheorie, heilpädagogische". Die Stichwörter sind somit auf recht unterschiedlichen Ebenen angesiedelt und umfassen theoretische Begründungszusammenhänge ebenso wie Zielgruppenbeschreibungen, Organisationsformen, das Feld rahmende Sachverhalte (z.B. Behindertenpolitik, Recht etc.), Methoden, Konzepte und eigens hervorgehobene Grundbegriffe.
Eine gewisse inhaltliche Schwerpunktsetzung findet sich bei Themen aus dem Kontext der heilpädagogischen Psychologie. In der Diskussion um verschiedene begriffliche Fassungen des Fachgebietes (Heil-, Sonder-, Behinderten-, Rehabilitations- oder Integrationspädagogik) plädieren die Herausgeber für den Begriff der Heilpädagogik, der nicht nur auf die längste Tradition zurück blicken kann, sondern ihnen zufolge besonders "das pädagogische Moment" betont und "den pädagogischen Auftrag" hervorhebt (S. 129). Elementar wichtig ist ihnen zugleich die Verschränkung der Heilpädagogik mit der Allgemeinpädagogik, wobei die Heilpädagogik eine anwaltschaftliche Position für ihre Klientel einnimmt. Heilpädagogik benötige darüber hinaus die Erweiterung der individuumszentrierten Perspektive um sozial-ökologische Theoriemodelle. Um den Zielen der Lebensweltorientierung und der Integration näher zu kommen, sind heilpädagogische Interventionen daher auch auf unterschiedlichen Ebenen (personal, sozial) anzusiedeln (vgl. S. 118).
Trotz der Definition von Heilpädagogik als einer "kinderorientierten Pädagogik" (S. 129) finden sich im Wörterbuch auch Stichwörter, die über die Kindzentrierung hinausweisen wie Geragogik, Behinderung im Alter, berufliche Rehabilitation, Frauen mit Behinderung sowie "Leben, Arbeiten und Wohnen" (ein Stichwort). Insgesamt nehmen Arbeitsbereiche mit erwachsenen Menschen mit Behinderung aufgrund des spezifischen Zuschnitts jedoch weniger Raum ein.
Diskussion
Die Herausgeber haben mit ihrem Wörterbuch ein kompaktes Nachschlagewerk vorgelegt, dessen Einzelbeiträge inhaltlich durchweg sehr gut fundiert sind. Die Erstellung eines Wörterbuches in kompakter Form bringt allerdings immer die Schwierigkeit der Auswahl der entsprechenden Stichwörter mit sich und im gewissen Sinn spiegeln sich die Schwerpunktthemen des Herausgeberteams und seiner Kooperationspartner auch im vorliegenden Buch wider. Es lässt sich wohl kaum vermeiden, dass manche Stichworte auf den ersten Blick verwundern (z.B. Gehirn) oder andere vermisst werden. So findet sich im vorliegenden Band eine ausführliche Darstellung der "Gestützten Kommunikation", ein Artikel zur "Unterstützten Kommunikation", einem Gebiet, das sich in den letzten Jahren zunehmend etabliert hat, fehlt im Gegenzug. Leider wurde bei der Aktualisierung der Auflage im Stichwort "Behinderung und Recht" übersehen, dass das Sozialhilferecht seit 2005 als SGB XII in das Sozialgesetzbuch eingegliedert wurde und demzufolge auch die Eingliederungshilfe für behinderte Menschen in anderen Paragrafen geregelt ist.
Trotz dieser kleinen Einschränkung bietet das Wörterbuch Heilpädagogik insgesamt fundierte und aufschlussreiche Informationen zu zentralen Begriffen.
Zielgruppen und Fazit
Das Wörterbuch Heilpädagogik stellt ein gewinnbringendes Nachschlagewerk für Studierende, Lehrende und interessierte Praktiker dar. Aufgrund der rein alphabetischen Anordnung in dem kompakten Werk sollte man allerdings schon eine Vorstellung davon mitbringen, was man sucht. Auch sollte es in keiner Fachbibliothek fehlen.
Rezension von
Prof. Dr. Hiltrud Loeken
Evangelische Hochschule Freiburg
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Es gibt 13 Rezensionen von Hiltrud Loeken.
Zitiervorschlag
Hiltrud Loeken. Rezension vom 16.04.2008 zu:
Konrad Bundschuh u.a. (Hrsg.): Wörterbuch Heilpädagogik. Ein Nachschlagewerk für Studium und pädagogische Praxis. Julius Klinkhardt Verlagsbuchhandlung
(Bad Heilbrunn) 2007. 3., überarbeitete Auflage.
ISBN 978-3-7815-1507-9.
Reihe: UTB - 8349.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/5465.php, Datum des Zugriffs 25.01.2025.
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