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Johannes Bühler: Risiko- und Schutzfaktoren [...] Drogenabhängigkeit

Rezensiert von Prof. Jörg Häfeli, 05.02.2008

Cover Johannes Bühler: Risiko- und Schutzfaktoren [...] Drogenabhängigkeit ISBN 978-3-8300-3135-2

Johannes Bühler: Risiko- und Schutzfaktoren bei der Bewältigung von Drogenabhängigkeit. Eine Studie im stationären Bereich unter besonderer Berücksichtigung von Umweltvariablen. Verlag Dr. Kovač GmbH (Hamburg) 2007. 217 Seiten. ISBN 978-3-8300-3135-2. 48,00 EUR.
Studienreihe psychologische Forschungsergebnisse - Band 127.

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Entstehungshintergrund und Thema

Es handelt sich um die Publikation einer an der Universität Augsburg eingereichten Dissertation. Der Autor macht die Umweltvariablen der Suchtentstehung zum Gegenstand seiner Untersuchung. Dies entgegen dem Trend, welcher in den letzten Jahren deutlich Richtung medikamentöser Forschung weist. In der Studie werden Drogenabhängige während der stationären Therapie befragt. Zentral dabei ist die Rolle der Risiko- und Schutzfaktoren während einer stationären Therapie. Umweltvariablen aus dem Bereich der Herkunfts- und Gegenwartsfamilie, Kernaussagen von Therapieschulen dazu und Kerndaten, wie Geschlecht, Berufsbildung etc. der Drogenabhängigen stehen im Mittelpunkt der Studie. Mit empirischer Evidenz werden Konsequenzen für die stationäre Arbeit abgeleitet.

Aufbau und Inhalt

Das einführende Grundlagenkapitel widmet sich den suchttheoretischen Aspekten wie Diagnostik, Trias-Modell, Risiko- und Schutzfaktoren, Epidemiologie und stellt die die wichtigsten Forschungsresultate dar. Ebenso beinhaltet es die wichtigsten Aussagen der bedeutendsten Therapieschulen, speziell zur Bedeutung der Eltern und Lebenspartner im Hinblick auf Drogenabhängigkeit.

Danach folgt ein Kapitel zur internen Repräsentation, weil bei der Untersuchung nur Drogenabhängige selbst Fragen beantworten. Es werden Fragestellungen entwickelt und Variablen bestimmt.

Es folgen Kapitel über die Bildung von Hypothesen, Design der Studie, Auswertungsverfahren, und schliesslich werden die Ergebnisse dargestellt. Dieser Teil stellt, auch wenn er im Verhältnis zu den vorangehenden Kapiteln recht kurz ist, den eigentlichen Kern der Arbeit dar. Aus den Befragungen werden Umweltvariablen, wie Elternkontakt während Therapie oder Vorhandensein einer Berufsausbildung, generiert, welche entweder als Risiko- oder Schutzfaktoren identifiziert werden. Aber auch solche, welche keinen Einfluss auf den Therapieerfolg von Drogenabhängigen zu haben scheinen. In Übereinstimmung mit älteren Studien dieser Art bestätigt sich, dass die Unterstützung elterlicherseits während stationärer Therapie den wichtigsten Schutzfaktor darstellt. Der zweitwichtigste Schutzfaktor ist eine abgeschlossene Berufsausbildung. Bei der Untersuchung der Risikofaktoren stellt sich das Geschlecht weiblich als hoch signifikant heraus. Die schlechten Therapieerfolgschancen bei Frauen ist eine altbekannte Tatsache. Der Autor versucht aus dieser Erkenntnis heraus, Konsequenzen für die therapeutische Arbeit aufzuzeigen.

Die Resultate verarbeitet der Autor abschießend in einem Modell zur Beschreibung von Umwelteinflüssen bei Drogenabhängigkeit .

Zielgruppe

Psychotherapeuten, Ärzte, Suchttherapeuten, Drogenabhängige selbst, deren Eltern und Lebenspartner.

Diskussion

Der Autor gibt Einblick in das methodische wissenschaftliche Arbeiten. Theoriebasiert werden die relevanten Variablen bestimmt und entsprechend die Konstruktion der Fragebögen aufgezeigt. Die Resultate werden dargestellt und in ein Modell zur Beschreibung von Umwelteinflüssen bei der Bewältigung der Drogenabhängigkeit im therapeutischen Kontext entwickelt. Diese Vorgehensweise ist Schritt für Schritt für die Praxis nachvollziehbar beschrieben.

Den Anforderungen einer Dissertation folgend, hat die Publikation einen klassisch wissenschaftlichen Aufbau. Dies mag für Studierende, welche das wissenschaftliche Arbeiten erlernen, interessant sein. Für Fachleute wirkt dies sehr schwerfällig. Es ist zu daran zu zweifeln, welchen Nutzen diese Lektüre für Betroffene und ihre Angehörigen haben kann.

Fazit

Mit dem eigentlichen Untersuchungsgegenstand nimmt sich der Autor einer von der Forschung vernachlässigten Thematik an. Die Studienresultate erlauben es, klare Aussagen mit empirischer Evidenz zur Bedeutung der Umweltvariablen für die Bewältigung der Drogenabhängigkeit im stationär-therapeutischen Setting zu machen. Die generierten Resultate können für die Arbeit in der stationären Therapie im Sinne der dringend notwendigen besseren "Erfolgsquoten" von Bedeutung sein.

Rezension von
Prof. Jörg Häfeli
Dozent/Projektleiter,Team Prävention
Hochschule Luzern – Soziale Arbeit
Website

Es gibt 6 Rezensionen von Jörg Häfeli.

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Zitiervorschlag
Jörg Häfeli. Rezension vom 05.02.2008 zu: Johannes Bühler: Risiko- und Schutzfaktoren bei der Bewältigung von Drogenabhängigkeit. Eine Studie im stationären Bereich unter besonderer Berücksichtigung von Umweltvariablen. Verlag Dr. Kovač GmbH (Hamburg) 2007. ISBN 978-3-8300-3135-2. Studienreihe psychologische Forschungsergebnisse - Band 127. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/5636.php, Datum des Zugriffs 26.01.2025.


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