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Bernd Weidenmann: Handbuch Active Training

Rezensiert von Prof. Dr. Rüdiger Falk, 23.03.2008

Cover Bernd Weidenmann: Handbuch Active Training ISBN 978-3-407-36460-9

Bernd Weidenmann: Handbuch Active Training. Die besten Methoden für lebendige Seminare. Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2008. 2., erweiterte Auflage. 259 Seiten. ISBN 978-3-407-36460-9. 39,90 EUR.

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Relevanz

"Wenn man Trainer fragt: "Was macht Ihnen am meisten zu schaffen?" dann ist die häufigste Antwort: "Die schlechte Motivation der Teilnehmer."" (S. 16) Die Erwartungen von Trainern und Teilnehmern unterscheiden sich meist deutlich. Teilnehmer erwarten keinen Schulunterricht mit Dozenten und fragend entwickelndem Unterricht, sondern wollen etwas erleben, Spaß haben – mit zwei Worten: aktiv lernen.

Genau hierzu soll diese Publikation beitragen: Wenn ein Buch nach 2006 bereits 2008 in erweiterter 2. Auflage erscheint wie Bernd Weidenmanns Handbuch Active Training, dann hat es zumindest kommerziellen Erfolg bereits gehabt. Woran hat dieses wohl gelegen? Denn Handbücher für Training und Seminare gibt es zahlreich und vielfältig. Von den Loseblattsammlungen mit hunderten von Übungen bis hin zu Trainingsmetho­den, die eher an Glaubensbekenntnisse erinnern an als Weiterbildung.

Von diesen Publikationen unterscheidet sich Weidemanns Werk wohltuend gleich in mehrfacher Hinsicht.

  • Erstens hat der Autor aus 700 in der Literatur gefundenen und 150 weiteren von Trainern empfohlenen Aktivierungsmethoden rund 100 ausgesucht. Dieses erspart das oft langwierige Suchen nach einer "geeigneten" Methode.
  • Zweitens wurde es bei der Auswahl der Methoden vermieden, "Kindergeburtstage" zu feiern oder sich in tiefsinnigen wissenschaftlichen Theorien zu ergehen. Alle Methoden sind so, wie sie dargestellt werden, vom versierten Trainer "nachzukochen".
  • Und drittens wurde in der 2. Auflage die Anregung aufgenommen, Methoden für bestimmte Se­minararten zu empfehlen. In einer tabellarischen Übersicht (S. 33-44) finden sich vier Angaben:
    1. Ziel bzw. Trainingssituation,
    2. Methode,
    3. Kurzbeschreibung und
    4. Seite.
    Jeder Trainer kann sich hieraus seinen didaktischen Plan für die in seinem Seminar einge­setzten Methoden machen – eine äußerst hilfreiche Tabelle.

Inhalt

So ungewöhnlich wie der Ansatz ist auch die Gliederung dieses Buches. Nach einer Einführung "Active Training: So geht es!" werden die einzelnen Methoden und Übun­gen nach dem benutzten Material geordnet. Dieses ist sicherlich ungewöhnlich, bietet aber die Chance sich zu überlegen, was man zum Beispiel alles mit "Papier" machen kann. Insgesamt werden neun "Materialien" angeboten, mit denen trainiert werden kann.

  1. Papier: "Das steht bereit:" und "Das kann man damit anstellen:" sind die beiden ersten Tabellen zu diesem Thema. Moderationskarten und das Papier im Trai­ningseinsatz sind die beiden einführenden Themen. Dann kommen nicht weni­ger als 22 Methoden/Übungen von der "Luftpost" bis zu "Hand zeichnen", in denen mit Papier gearbeitet wird.
  2. Dinge: Objekte einmal ganz anders – dieses beschreibt Bernd Weidenmann an­hand von 17 Übungen. Dazu gehören "Das fliegende Ei" ebenso wie der "Mün­zentrick" und die "Geldvermehrung". Allein die Begriffe machen schon Lust aufs Stöbern und Ausprobieren.
  3. Seil, Schnur und Faden – Hält es? Diese bange Frage kann man an einer "Wä­scheleine", dem "roten Faden" oder der "Seilbrücke" sowie vier weiteren Me­thoden überprüfen.
  4. Stühle: Ein Stuhl ist mehr als eine Sitzfläche. Das merkt man schnell beim Ac­tive Training. Ob als "Quasselliege", "Kippstuhl" oder der "Tankstelle", bei der ein missmutiger, frustrierter oder verärgerter Teilnehmer innerhalb von fünf Mi­nuten Energie und gute Laune tankt.
  5. Figuren. Lediglich vier Methoden gibt es in diesem Bereich, wohl auch, weil die Gefahr besteht, aus dem Seminar einen Kindergeburtstag zu machen. Ob man dann noch Bauchreden lernen will, bleibt jedem selbst überlasen.
  6. Körper: ein fast vergessenes Medium. In acht Übungen kann der Körper aber wie­der bewusst gemacht werden. So kann der Trainer ihn "Schockfrieren", in­dem er bei nachlassender Aufmerksamkeit den Befehl "Stopp, nicht mehr be­wegen!" ausgibt.
  7. Raum ist nicht nur Raum, sondern Umgebung, Terrain oder Revier des einzel­nen. In neun Übungen kann der Teilnehmer dieses feststellen. Von Luthers "Hier stehe ich!" bis zum "Lauscher an der Wand".
  8. Fantasie öffnet Türen im Kopf meint der Autor und beweist auch den Zusam­men­­hang zwischen Kopfkino und Gehirn. In 13 Übungen kann ein Semi­narleiter die Fantasie seiner Teilnehmer anregen. Er kann "Die Fee" bemühen oder "Ge­danken lesen", aber auch "Typisch wir" oder "Schutzengel" spielen.
  9. Geschichten. Gute Geschichten haben Kraft, brauchen aber auch Zeit. In den USA ist es üblich, jedes Seminar mit einer funny story zu beginnen, warum also nicht auch hier? Vier Möglichkeiten werden vorgestellt und viel dazu er­klärt.

"Hinterher" lautet das abschließende Kapitel, das sich mit der Jagd auf den "inneren Schweinehund" auseinandersetzt. Warum setzt man die aktivierenden Methoden nicht ein? Lesen Sie es und Sie werden es wissen und – vielleicht – vermeiden können.

Gestaltung, Aufbau und Praxisbezug

Wichtig für ein Handbuch ist, dass der Schreibstil einfach und verständlich ist. Beides wird gut erfüllt, ohne dass die Autoren in Plattitüden abfallen. Jede Methode und Übung wird nach einem einheitlichen Raster beschrieben:

  • Zeitbedarf,
  • Material,
  • Situa­tion,
  • Kurzbeschreibung,
  • Beschreibung sowie Chancen und Gefahren;
  • teilweise kommt noch der Name des Ideengebers hinzu.

Die einzelnen Kapitel werden durch einen "theoretischen" Text eingeleitet. Dieses hilft, die Übungen zu verstehen, ohne dass eine entsprechende theoretische Abhandlung neben dem Trainingsbuch liegen müsste. Gerade für den professionellen Weiterbil­dungs­trainer mit seinem oft geringen Zeitbudget ist dieses eine unverzichtbare Hilfe. Die vielen kleinen Cartoons lockern den Text weiter auf und machen die Methoden an­schaulich.

Für den Praxisbezug ist es wichtig, die Kriterien zu kennen, nach denen die 850 Me­thoden gefiltert wurden. Hierbei hat Bernd Weidenmann fünf Kriterien zugrunde ge­legt:

  1. Neue Methoden, die sich die Autoren oder Trainer ausgedacht haben.
  2. Bereits bekannte Methoden, wenn sie durch eine Variation oder eine andere Inter­pretation einen neuen Dreh bekommen hatten.
  3. Methoden ohne Risiko für die Persönlichkeit einzelner Teilnehmer oder die Grup­pendynamik.
  4. Methoden, die jeder Trainer ohne viel Vorbereitung in kurzer Zeit einsetzen kann.
  5. Methoden, die die Autoren selbst ausprobiert und für gut befunden haben.

Fazit

Es ist eine erfreuliche Publikation, die sich von vielen Ratgeberbüchern wohltuend un­terscheidet. Die Methoden und Übungen wirken alle authentisch. Für Trainer, die ihre Seminare abwechslungsreich, interaktiv und lebendig gestal­ten möchten, ist dieses Buch wie geschaffen. Es ist weniger ein wissenschaftliches Nachschlagebuch als ein Seminarrezeptbuch, in dem man gerne stöbert und vielleicht das eine oder andere Re­zept auch abändert, verbessert oder dem eigenen Stil anpasst.

Rezension von
Prof. Dr. Rüdiger Falk
em. Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Human Resource Management und Berufsbildung sowie Sportmanagement an der Hochschule Koblenz
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Es gibt 172 Rezensionen von Rüdiger Falk.

Kommentare

Anmerkung der Redaktion: Vgl. auch die Rezension zur 1. Auflage.

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Zitiervorschlag
Rüdiger Falk. Rezension vom 23.03.2008 zu: Bernd Weidenmann: Handbuch Active Training. Die besten Methoden für lebendige Seminare. Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2008. 2., erweiterte Auflage. ISBN 978-3-407-36460-9. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/5762.php, Datum des Zugriffs 10.12.2023.


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