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Ute Simon-Adorf: Was Sie schon immer über Coaching wissen wollten

Rezensiert von Peter Schröder, 05.06.2009

Cover Ute Simon-Adorf: Was Sie schon immer über Coaching wissen wollten ISBN 978-3-87387-694-1

Ute Simon-Adorf: Was Sie schon immer über Coaching wissen wollten .... Antworten auf 53 wichtige Fragen. Junfermann Verlag GmbH (Paderborn) 2008. 77 Seiten. ISBN 978-3-87387-694-1. D: 9,95 EUR, A: 10,30 EUR, CH: 18,90 sFr.
Reihe: Soft skills kompakt - Band 5. Reihe: Kommunikation, Coaching.

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Thema

Coaching ist auf dem besten Wege, populär zu werden. Längst ist es nicht mehr nur die erste Liga im Management und anderen Hochleistungsbereichen, die Coaching in Anspruch nimmt. Das Beratungsformat entwickelt Breitenwirkung: Viele Menschen, die in leitenden oder beratenden Funktionen tätig sind, erleben Coaching als Unterstützung zur eigenen Professionalisierung, und die für das Coaching entwickelten Methoden reichern längst auch erwachsenenpädagogische Lernsettings an. Diese Entwicklung ist einerseits zu begrüßen: Es nimmt dem Coaching nichts an Wirksamkeit, wenn es den elitären Nimbus ablegt. Andererseits aber ist Vorsicht geboten: Was breiter wird, könnte auch flacher werden! Deshalb ist jede Bemühung, Qualität zu sichern, wertvoll – ob es sich nun um Publikationen handelt oder um verbandliche Zertifizierungsverfahren. Denn Interessenten, die ein Coaching in Anspruch nehmen möchten, möchten sich irgendwie orientieren können: Was macht ein qualitätsvolles Coaching aus? Welche Fragen muss ich einem Coach stellen, um mich entscheiden zu können? Was erwartet mich im Coaching? Etc. Das vorliegende Buch lese ich als einen solchen Versuch, Orientierung zu geben.

Autorin

Die Autorin ist über 20 Jahre als Bankkauffrau tätig gewesen, bevor sie sich 2001 im Bereich Coaching, Training und Moderation selbständig gemacht hat. Sie ist auch Autorin der Titel „Coaching – was passiert denn da?“, „Mentaltraining in Frage & Antwort“ sowie „Marathon ist mehr als 10,… km“. Seit 2005 arbeitet sie auch mit Leistungssportlern im Bereich des Mentalcoaching. Einen Überblick über ihr Tätigkeitsfeld vermittelt ihre Internetseite http://www.simon-adorf.de.

Entstehungshintergrund und Aufbau

Das Buch ist, wie die Autorin schreibt, entstanden aus Fragen, die Kunden in Vorgesprächen gestellt bzw. in Abschlussgesprächen als ursprüngliche Befürchtungen genannt haben. Darüber hinaus hat sie aber auch 100 potentielle Kunden schriftlich befragt, und diese Befragung ausgewertet. Die 53 Fragen werden zu sechs Gruppen zusammengefasst:

I. Coaching –warum und wie?

Mit den ersten Fragen bzw. den ersten Antworten werden bereits grundlegende Orientierungen gegeben: „Was macht ein Coach? Kann das jeder?“ und „Wie finde ich den für mich passenden Coach?“ Hier wird u.a. die wichtige Information weitergegeben, dass die Berufsbezeichnung „Coach“ bislang nicht geschützt ist, sich also jede/r Coach nennen darf, so dass nachweisbare (und nachvollziehbare) Zertifizierungen entscheidend sind und beim Coach nachgefragt werden sollten. Überhaupt lautet die Empfehlung des Bandes, bei der Wahl des Coaches Sorgfalt walten zu lassen: auf das „Bauchgefühl“ zu hören (Warum fühlen eigentlich neuerdings alle Leute mit dem Bauch…?), auf die Chemie zu achten, die Frage zu klären, ob ein Mann oder eine Frau in diesem Fall geeigneter ist etc. Wichtig finde ich auch, dass die „Spielregeln“ im Coaching dargestellt werden – die wichtigsten Punkte sind benannt. (Bei einem würde ich allerdings ein Fragezeichen machen: „Der Coach sollte in seiner beruflichen Laufbahn nicht alleine vom Coaching leben müssen, denn das kann u.U. dazu führen, dass Coachingprozesse unnötig in die Länge gezogen werden.“ Das wäre dann eher in einem Kapitel „Berufsethik“ zu behandeln!) Schon mehr in die Tiefen der Coachingarbeit führt eine Frage wie: „Wie geht der Coach während eines Kundengesprächs mit seinen eigenen Emotionen um?“ Aber ob ein/e Leser/in dieses Buches wirklich eine Antwort auf diese Frage sucht – und das auch noch in der gebotenen Kürze?

II. Veränderung: Was passiert mit mir?

Die Überschrift enthält einen Haken: Natürlich ist ein Konzept von „Veränderung“ die Basis jeder Coachingarbeit. Sowohl der Coach als auch der Klient sollten reflektiert haben, was ihnen „Veränderung“ bedeutet und welchen Stellenwert sie ihr geben. Insofern ist es gut, die Grundvoraussetzungen von Veränderung ebenso zu bedenken wie ihren Phasenverlauf und unterschiedliche Ebenen. Aber ich verstehe Veränderung als ein aktives Tun und nicht als ein „Widerfahrnis“, wie es die Überschrift nahelegt. Und ich vermute, dass es auch Coaching-Kunden hilfreicher ist zu wissen, dass sie etwas tun statt dass „etwas mit ihnen passiert“.

III. Zweifel und mögliche Einwände: Was aber, wenn…?

In diesem Kapitel konzentrieren sich die Befürchtungen, die Menschen mit Coaching verbinden: Gelte ich dann als „loser“? Was muss ich aushalten können? Muss ich alles sagen? Werde ich mit meiner Vergangenheit konfrontiert? Werde ich hypnotisiert? Findet eine Gehirnwäsche statt? etc. Simon-Adorfs Antworten sind weitgehend geeignet, die Ängste zu nehmen oder jedenfalls zu reduzieren. Manchmal sind sie unnötig verallgemeinernd, z.B.: „Ein professioneller Coach arbeitet in verschiedenen Interventionen auch mit Hypnoseanteilen.“ Ist ein Coach, der nicht mit Hypnose arbeitet, weniger professionell? Die Autorin ist NLP-Master, sollte diese Arbeitsweise aber dennoch nicht als allgemeinen Standard darstellen.

IV. Coaching ganz konkret: Was ist zu bedenken?

Das Kapitel beantwortet praktische Fragen wie „Wer soll/muss (noch) dabei sein?“, „Wann anfangen?“, „Wie oft?“, „Wann?“, „Wo?“, „Wie viel?“

V. Interventionen: Was macht ein Coach?

Ein etwas riskantes Kapitel, wenn man sich mit 11 Seiten zufriedengeben muss, denn zum Thema Interventionen sind viele dicke Bücher geschrieben worden. Welche soll man exemplarisch auswählen? Und warum gerade die? Das wird nicht klar. Dennoch ist es gut, Interventionsbeispiele darzustellen, um mögliche Kunden auf das vorzubereiten, was sie erwartet und die Frage vorwegzunehmen: „Puppen, Bälle, Steinchen… Bin ich im Kindergarten?“ (S. 53) Doch auch hier bringt die Autorin wieder das NLP unter: mit der Frage: „Welche Hinweise gibt der Coachee dem Coach schon unbewusst? Da fasst sie das Konzept der Augenbewegungen zusammen – auf einer halben Seite! –, ohne dann allerdings entsprechende Interventionen zu schildern. Dann hätte die Frage auch fehlen dürfen!

VI. Coaching: für mich selbst – und auch von mir selbst?

„Für mich selbst“ beschreibt die Arbeit eines Personal Coaches, „von mir selbst“ weist auf die Möglichkeit des Selbstcoaching hin und gibt dazu hilfreiche Hinweise, die möglichen Interessent/inn/en die Chancen eines solchen Konzeptes aufzeigen.

Es folgt ein kleiner bebilderter Einblick in den Handwerkskoffer unter der Überschrift „Trainingsmaterialien im Coaching“. Manches ist plausibel, gewiss auch für mögliche Kunden. Anderes verstehe ich nicht einmal: Was z.B. ist ein „Gyro-Twister“? Tanzen vor einem griechischen Imbiss? Oder was macht man mit dem Drehkreuz? Diese Methoden werden nicht erklärt, und die Bilder machen sie auch nicht klarer. Hilfreich ist allerdings das Glossar, denn die Coachingsprache ist in vielen Teilen eine Insidersprache, die Zugänge eher verstellen als öffnen kann. Das kleine Glossar hilft da weiter. Die Literaturliste kommt mit 11 Titeln aus – gewiss ausreichend für das, was das Buch sein will: eine erste Information über Coaching.

Diskussion

Einige kritische Anmerkungen habe ich bereits bei der Darstellung des Inhalts gemacht – sie beziehen sich auf Details, bei denen meine Antworten anders ausgefallen wären. Das Buch als ganzes aber ist eine wertvolle Orientierung für Menschen, die sich fragen, ob Coaching für sie eine gute Unterstützung bedeuten kann. Da reichen Broschüren nicht immer aus – jedenfalls dann nicht, wenn die Fragen differenzierter werden. Die Idee liegt nahe, die Fragen und auch die Befürchtungen der Kund/inn/en aufzunehmen, sie zu systematisieren und zu beantworten. Den Antworten merkt man an, dass die Autorin aus umfangreichen eigenen Erfahrungen schöpft statt aus der Literatur. Aber gerade weil das so ist, werden selten Perspektiven über den eigenen Coachingansatz der Autorin hinaus eröffnet. Mir fehlen Hinweise darauf, dass es sehr unterschiedliche Ansätze und Basistheorien gibt, die im Coaching von Bedeutung sind. NLP ist gut vertreten, aber was ist mit systemischen Perspektiven, was mit Gestaltarbeit, was mit analytischen Ansätzen, was mit Systemaufstellungen und, und, und? Das alles lässt sich nicht in einem schmalen Band darstellen, sicher, aber ich vermisse schon den Hinweis darauf, dass es viele unterschiedliche Konzepte im Coaching gibt. Ich könnte aber selbst auf einen solchen Hinweis verzichten, wenn nicht bestimmte Szenarien wie selbstverständlich dargestellt würden, z.B. mit dem schon zitierten Satz: „Ein professioneller Coach arbeitet in verschiedenen Interventionen auch mit Hypnoseanteilen.“ (S. 36) Es gibt auch professionelle Coaches, die das nicht tun! Oder: „Im Coaching wird daher die Intervention des ‚Trance-Refraimings‘ genutzt.“ (S. 37) In jedem Coaching? Oder: „Zugegeben, leise Musik, hypnotische Worte, vielleicht auch Geschichten, Fantasiereisen, Übungen aus dem Yoga… das kann schon mal die Frage aufkommen: ‚Wozu dienen diese Methoden?‘“ (S. 40) Es könnte ja auch die Frage aufkommen: Ist das für mich die richtige Art von Coaching?

Gleichwohl ist es zu begrüßen, dass Ute Simon-Adorf es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein knapp 80seitiges Buch mit elementaren Antworten auf naheliegende Fragen zu verfassen statt ein umfangreiches Werk, das am Ende zu differenziert ist, als dass es noch auf einfache Fragen antworten könnte. Das Buch ist mit seiner Frage-Antwort-Struktur und seinen Verweisen auf das Glossar gut organisiert, und es macht Spaß, darin zu lesen. Die Autorin schreibt, man müsse das Buch nicht ganz lesen, um einen Gewinn davon zu haben, dürfe es aber. (S. 10) Ich vermute: Wer erstmal damit anfängt, wird es gern zu Ende lesen!

Fazit

Lesenswert – auch da, wo es zum Widerspruch reizt!

Rezension von
Peter Schröder
Pfarrer i.R.
(Lehr-)Supervisor, Coach (DGSv)
Seniorcoach (DGfC) Systemischer Berater (SySt®)
Heilpraktiker für Psychotherapie (VFP)
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Es gibt 135 Rezensionen von Peter Schröder.

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Zitiervorschlag
Peter Schröder. Rezension vom 05.06.2009 zu: Ute Simon-Adorf: Was Sie schon immer über Coaching wissen wollten .... Antworten auf 53 wichtige Fragen. Junfermann Verlag GmbH (Paderborn) 2008. ISBN 978-3-87387-694-1. Reihe: Soft skills kompakt - Band 5. Reihe: Kommunikation, Coaching. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/6011.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.


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