Jörg Fengler: Helfen macht müde. Zur Analyse und Bewältigung von Burnout [...]
Rezensiert von Prof. Dr. Werner Reiners-Kröncke, 09.05.2009
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Jörg Fengler: Helfen macht müde. Zur Analyse und Bewältigung von Burnout und beruflicher Deformation.
Klett-Cotta Verlag
(Stuttgart) 2008.
7. Auflage.
282 Seiten.
ISBN 978-3-608-89072-3.
23,90 EUR.
CH: 45,70 sFr.
Reihe: Leben lernen - 77.
Thema
Klienten hinterlassen bei ihren HelfernInnen nicht nur Freude, Dankbarkeit und Zufriedenheit. Beschädigungen und Erschöpfungen sind in helfenden Berufen nicht selten Ergebnisse des Hilfsprozesses – und das betrifft nicht nur die professionellen Helfer, sondern auch Freunde, Familienangehörige und Bekannte die sich helfend bemühen. Im vorliegenden Buch wird das Problem sehr praktisch orientiert, mit Beispielen angereichert und doch auf wissenschaftlicher Basis dargestellt, Hilfen und Auswege werden aufgezeigt.
Entstehungshintergrund
Der Autor ist klinischer Psychologe und Mitglied in vielen Fachorganisationen. Auf dem Hintergrund von mehr als 30jähriger Berufserfahrung als Helfer und Dozent arbeitet er die Probleme auf und gibt Hinweise für Hilfen. In der neusten Auflage des Buches, immerhin schon die siebte, werden Probleme immer konkreter und deutlicher dargestellt, die Bewältigung aufgezeigt und mögliche Präventionsmöglichkeiten dokumentiert.
Aufbau und Inhalt
In der Schrift wird der Leser von einer Einführung zum Thema „Helfen“ und „Helferverhalten“ zum Thema „Belastungen und Burnout“ geführt. Hier findet er neben den beruflichen Belastungsfeldern (Klient, Team, Institution) auch Hinweise auf Belastungen im privaten Bereich (Partnerschaft, Familie, Freundeskreis), Fragen der Selbstbelastung (z. B.: Helfersyndrom) werden ebenfalls aufgezeigt. Immer wieder werden die Ausführungen durch Beispiele illustriert und praxisnah sowie durch Fragebogen oder Tabellen vertieft. Die Burnout-Symptomatik in verschiedenen Berufsfeldern (Psychologen und Psychotherapeuten, Ärzte und Pflegepersonal, Lehrer und Erzieher, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen) wird deutlich beschrieben, so dass das Buch viele Zielgruppen ansprechen dürfte.
Im nachfolgenden Kapitel „Berufliche Deformationen“ tauchen die Felder (beruflich und privat) wieder auf und werden aus einem anderem Blickwinkel dargestellt. Hier beschreibt der Autor verschiedene Problembereiche wie z. B.: Dauerbelastung, Überidentifikation, Wahrnehmungsselektion, Interessenverarmung und andere. Theoretische Hintergründe runden die Ausführungen auch hier ab, ohne dass auf praktische Beispiele verzichtet wird. Eine Methoden-Unersättlichkeit, Weltfremdheit und Realitätsverlust sowie andere Erscheinungsformen werden unter Deformation benannt. Auf den ersten Blick erscheint das Kapitel 13 „Deformation in Partnerschaft, Familie und Freundeskreis“ hier Fehl am Platze zu sein, bei genauerem Hinsehen wird aber aufgezeigt, wie berufliche Einstellungen und Handlungen den privaten Bereich (negativ) beeinflussen.
Bewältigungsstrategien wie Coping, soziale Unterstützung, Supervision und Interventionen auf Team- und Institutionsebene schließen die Ausführungen ab. Dabei wird auch ein Programm zur Burnout-Prävention vorgestellt, was allerdings etwas an der Oberfläche bleibt und weniger Handlungskonkret ist.
Diskussion
Die Schrift stellt das Phänomen „Burnout“ etwas anders dar, als es aus anderen Literaturstellen bekannt ist. Praktische Beispiele, Fragebogen und Tabellen runden die Ausführungen gut ab. Gerade wegen dieser Inhalte hätte die Publikation eine graphisch bessere Aufarbeitung/Darstellung, die schneller Orientierung und Übersicht ermöglicht, verdient. Der Informationswert der Schrift ist sehr hoch, auch wenn das abschließend dargestellte Programm etwas an der Oberfläche bleibt. Die Gliederung des Buches ist etwas verwirrend, erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass die Abschnitte II (Belastung und Burnout) und III (Berufliche Deformation) keine Wiederholung von Aussagen darstellen.
Zielgruppe
Die Schrift richtet sich an Menschen in den verschiedenen Helferberufen, die sich betroffen fühlen und für sich und andere nach Auswegen suchen. Leser, die an anderer Literaturstellen schon das Problem angegangen sind, werden hier neue Informationen und Blickwinkel „entdecken“.
Fazit
Mit dem Buch von Jörg Fengler wird ein Werk vorgelegt, dass das Problem Burnout umfassend darstellt und aus verschiedenen (auch neuen) Blickwinkeln beleuchtet. Der Käufer der Schrift wird umfassende Informationen in leicht verständlicher Sprache, angereichert mit Praxisbeispielen, vorfinden. Das Buch ist aufgrund seiner vielen Beispiele, Tabellen und Übersichten eher ein „Arbeitsbuch“ als ein „Lesebuch“. Die Ausführungen zur praktischen Burnout-Prävention (Seminardurchführung) könnten konkreter sein.
Rezension von
Prof. Dr. Werner Reiners-Kröncke
Dipl.-Päd./Soz.Arb.
Vizepräsident a. D. der Fachhochschule Coburg. Lehrte Pädagogik und Methoden der Sozialarbeit, insbesondere Suchterkrankungen, Kriminalität und Sozialmanagement
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