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Hajo Bach, Tobias Bach: Erlebnispädagogik im Wald

Rezensiert von Monika Pietsch, 12.12.2016

Cover Hajo Bach, Tobias Bach: Erlebnispädagogik im Wald ISBN 978-3-497-02614-2

Hajo Bach, Tobias Bach: Erlebnispädagogik im Wald. Arbeitsbuch für die Praxis. Ernst Reinhardt Verlag (München) 2016. 3., durchgesehene Auflage. 220 Seiten. ISBN 978-3-497-02614-2. D: 24,90 EUR, A: 25,60 EUR, CH: 42,70 sFr.
Erleben & lernen - Schriftenreihe Erleben & lernen - Band 12.

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Thema

Das Buch stellt Aktivitäten, Ideen und praktische Hilfen und Anleitungen für ein zeitlich begrenztes Leben in einem Naturcamp dar.

Autoren

Hajo Bach ist Berufsoffizier a.D., Outdoor- und Überlebensexperte, Jäger, Fischer, Erlebnistherapeut, Erlebnispädagoge und Naturcamp- Leiter.

Tobias Bach ist Leiter des DJO- Hauses zur Sahlenburg/Cuxhaven und arbeitet als Ropes Course- Trainer (ERCA), Outdoor- und Überlebensexperte.

Aufbau

Das Buch gliedert sich nach der Einführung in zwei Teile:

  1. Themen für die Praxis (Kapitel 1-12)
  2. Planung und Organisation von erlebnispädagogischen Angeboten (Kapitel 13-17)

Die Kapitelüberschriften sind:

  1. Lager und Behelfsunterkünfte im Wald bauen
  2. Hilfsmittel herstellen
  3. Feuer entfachen und Feuer unterhalten
  4. Fische fangen und zubereiten
  5. Kulinarisches aus Wald und Wiese
  6. Einen Orientierungsgarten errichten und betreiben
  7. Abseilen und Klettern am Baum und Fels
  8. Schluchten und Gewässer überwinden
  9. Eine Baumspinne aufbauen und benutzen
  10. Erste-Hilfe-Maßnahmen unter extremen Bedingungen
  11. Die Sinnesübung
  12. Der Lagerfeuerabend
  13. Seminararten im Erlebnisbereich
  14. Führungskräftetraining
  15. Aufbau eines Naturcamps
  16. Erlebnispädagogische Anlagen einrichten und nutzen
  17. Personelle und materielle Grundlagen

Zu Teil 1

In allen Kapiteln werden die jeweiligen Methoden ausführlich beschrieben und ihr Einsatz und Nutzen innerhalb eines Gesamtkonzepts dargestellt. Dazu gehören detaillierte Abläufe, fachliche Hintergründe, Sicherheitsregeln und Besonderheiten. Als Gesamtkonzept wird ein Parcours vorgestellt, in dem die Techniken nach und nach kennen gelernt werden. Der Aufenthalt in der Natur und das Programm kann wenige Stunden oder mehrere Tagen füllen.

Bach/ Bach stellen den Aspekt der Disziplin in den Vordergrund. Insbesondere beim Feuer machen und unterhalten, beim Jagen oder Fischen sind besondere Sorgfalt und Disziplin von allen Beteiligten notwendig. So werden von Anleitern und/oder Pädagogen einerseits sehr fundierte Kenntnisse verlangt, die durch Befähigungsnachweise (Jäger- und Anglerscheine) erbracht werden, andererseits haben sie die Kontrolle der aufgestellten Regeln zu leisten.

Zu Teil 2

Am Anfang des 2. Teils steht die Erwartungsabfrage der Teilnehmer. Bach/ Bach stellen einen Fragebogen vor, der es den TeilnehmerInnen ermöglicht, Einfluss auf das Seminar zu nehmen. Dadurch bleibt den Teilnehmern die Freiheit sich Programmteile aus zu suchen und auch nicht teilzunehmen.

Es schließt sich eine Zusammenstellung von Programmpunkte an, die für alle Seminararten eingesetzt werden können. Aufgeführt sind hier: Schulklassen und Jugendgruppen, Ferien- Erlebnistage, Eltern- Kind- Erlebnistage, Wildnistraining für Erwachsene, Führungskräftetraining und Outdoor- Tagesveranstaltungen. Auf Besonderheiten wird eingegangen und spezielle Hinweise wie Werbung, Sicherheitsaspekte oder Gruppendynamik ergänzt.

Kapitel 15 und 16 zeigen die Chancen, aber auch die Schwierigkeiten des Aufbaus von Naturcamps auf. Unter anderem geht es um rechtliche Rahmenbedingungen und Bestimmungen und das Akzeptanzproblem derartiger Camps in der Bevölkerung.

In Kapitel 17 beschreibt die Erwartungen an Qualifikationen, Kenntnisse und Fähigkeiten von Einzelnen in einem Leitungsteam.

Im Anhang werden noch vorgestellt: Überlebenspäckchen, Adresse und weiterführende Literatur zum Thema.

Diskussion und Fazit

Bach/ Bach zeigen einerseits detailliert auf wie Kinder, Jugendliche und Erwachsene an die Natur als ein selbstverständlicher Lebensraum herangeführt werden. Andererseits irritieren ihre Vergleiche mit der Bundeswehr und einer Erlebnispädagogik, die in Kapitel 14 Konstruktivismus genannt wird.

Im Buch wird sehr genau von den verschiedenen Stationen der Waldcamps erzählt. Die langjährigen Erfahrungen spiegeln sich darin wieder. So wird sehr detailliert auf alles eingegangen, ob es ums Kochen (Zubereitung und Zutaten) in Kapitel 4 oder Orientierung (Teammitglied fährt mit Geländewagen) in Kapitel 6, geht. Mit Zeichnungen werden die Beschreibungen unterstützt, sodass der Leser das Meiste direkt in die eigene Arbeit integrieren kann. Hier verwirrt nun der häufige Hinweis, dass gesetzlich formale Befähigungsnachweise (Angler, Jäger, Kletterer etc.) nötig sind. Doch mit diesen Scheinen wäre die genauen Erklärungen wohl nicht nötig.

Neben all dem technischen Knowhow vermisst man, wie pädagogisch gearbeitet wird, wie der Transfer gestaltet, wie die Nachhaltigkeit gefördert und gesichert wird. All dies bleibt unklar.

Bach/ Bach stellen nach dem Modell der Bundeswehr die politische Forderung nach einem „hoheitlichen Auftrag“ für LehrerInnen erlebnispädagogisch tätig zu werden. Erlebnispädagogik würde so zum Alltag für Schulen werden. Dieser Auftrag würde Mittel freisetzen, Fortbildungen ermöglichen, langwierige Überzeugungsarbeit erübrigen.

Dies ist sicher eine interessante Forderung, der viele Erlebnispädagogen zustimmen. Die Begründung wäre wahrscheinlich eine andere, nämlich die Umsetzung von persönlichen Zielen der Teilnehmer und die Schaffung von Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Ein weiterer Diskussionspunkt bleibt nach wie vor: ob und in welcher Form der Bau von Tierfallen und das Töten von Tieren in einem erlebnispädagogischen Programm Platz haben. Bei aller Vorsicht bleibt die Ungewissheit, ob Leser des Buches im Sinne der Autoren verantwortungsvoll mit diesen Schilderungen umgehen.

Rezension von
Monika Pietsch
Training und Konstruktives Lernen
selbständige Trainerin und Beraterin, Schwerpunkt: Team- und Führungskompetenzen mit den Methoden des konstruktiven Lernens
Website

Es gibt 60 Rezensionen von Monika Pietsch.

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ISSN 2190-9245