Johann Borchert, Bodo Hartke et al. (Hrsg.): Frühe Förderung [...] (Teilleistungsschwäche)
Rezensiert von Dipl. Soz. päd. Claudia Nicolaus, 01.10.2008
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Johann Borchert, Bodo Hartke, Peter Jogschies (Hrsg.): Frühe Förderung entwicklungsauffälliger Kinder und Jugendlicher.
Kohlhammer Verlag
(Stuttgart) 2008.
280 Seiten.
ISBN 978-3-17-020023-4.
27,00 EUR.
CH: 47,20 sFr.
Reihe: Heil- und Sonderpädagogik.
Thema
Das Hauptanliegen der Herausgeber ist, wie im Vorwort formuliert, die für die Sonderpädagogik bedeutsamen aktuellen Forschungsergebnisse und Förderansätze in ihren wesentlichen Grundzügen vorzustellen. Es richtet sich an Fachkräfte im pädagogischen/sonderpädagogischen Feld. Sie betonen, dass die Prävention und Früherkennung von Entwicklungsstörung und Behinderung als eines der zentralen Ziele in diesem Bereich sind.
Zielgruppe
Das Fachbuch richtet sich an Studierende der Sonder- und Heilpädagogik, ebenso an Studierende der Sozialpädagogik, vor allem auch an Lehrer aus (sonder- ) schulischen Einrichtungen, die in Hinblick auf Prävention und Früherkennung Unterstützung suchen.
Aufbau und Inhalt
Inhaltlich ist das Buch in drei wesentliche Teile untergliedert.
- Im ersten Teil werden Grundfragen der Prävention erörtert und es werden frühe Forschungsergebnisse vorgestellt, d.h. es wird sich vorwiegend auf Forschungsarbeiten ab Mitte des 20.Jahrhunderts bezogen die Grundsteine zur Deprivationsforschung legten wie Bowlby, Spitz und Harlow.
- Der zweite Teil enthält Beiträge zur Frühförderung und Elementarerziehung und
- der dritte Teil setzt sich mit der schulischen und nachschulischen Prävention auseinander.
Die Herausgeber legten bei der Erstellung der Beiträge großen Wert auf eine weitgehend einheitliche Struktur, um in den insgesamt 18 Beiträgen eine bessere Lesbarkeit zu erreichen.
Diskussion
Das Hauptanliegen des Buches – die Früherkennung und die frühe Förderung von Entwicklungsauffälligkeiten – zieht sich durch alle Artikel, jedoch mit unterschiedlichen Gewichtungen und unterschiedlichen Themen. Im vorschulischen Bereich (Kapitel 2) geht es um Sprachverzögerung, emotionale Störungen, kognitive Beeinträchtigungen, Lese-Rechtschreibschwierigkeiten und Beeinträchtigung der Entwicklung mathematischer Kompetenzen. Zwei Autoren widmen sich dem Thema - Lebensbedingungen von Kinder - speziell deprivierende, prekäre Lebensbedingungen und Gewalt bei Vorschulkindern. Die Früherkennung hat in diesem Alter einen besonderen Stellenwert, da durch eine angemessene Förderung Entwicklung z.T. aufgeholt bzw. kompensiert werden kann, in diesem Alter werden Grundsteine für die weitere Entwicklung gelegt.
So stellt die Autorin im Kapitel 6 die frühe Förderung sprachlicher und kognitiver Kompetenzen heraus. Sie hebt hervor, dass Qualität und Intensität verschiedener Maßnahmen die wichtigsten Faktoren sind. Vor allem auf die Bedürfnisse der Eltern abgestimmte Programme mit ambulanten und stationären Anteilen zeigten eine deutliche Verbesserung von sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten. (S.103) Auf die vorschulische Förderung mathematischer Kompetenzen konzentriert sich Kristin Krajewski (Kapitel 8). Theoretische Grundlagen sind die verschiedenen Kompetenzebenen beim Erwerb mathematischer Fähigkeiten und das frühe Erkennen von Auffälligkeiten in der mathematischen Entwicklung. Es werden dann Fördermöglichkeiten diskutiert und vorgestellt, wie das Programm „Komm ins Zahlenland“ und „Mengen, zählen, Zahlen“ (MZZ).
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich die Beiträge auf wesentliche Aussagen konzentrieren, z.T. werden entwickelte Programme in aller Kürze vorgestellt und diskutiert.
Der schulische Bereich ist ebenso aufgebaut. Hier zielen die Beiträge auch auf eine möglichst frühe Erkennung von Problemlagen ab wie Lese- und Rechenschwäche und deren Förderung (Kapitel 9,10,11,12), Sprachentwicklungsstörungen (Beitrag von Susanne Nußbeck Kapitel 13), Beiträge zu Lern- und Verhaltensproblemen (Kapitel 14 und 15), die sich vor allem an Lehrer richten, die Umgang mit schwierigen Schülern haben. Die Forschungsergebnisse weisen innovative, positive Ansätze auf und es ist zu wünschen, dass die Umsetzung in der Praxis gelingt, jedoch bedarf es aus meiner Sicht oftmals eine Änderung der Rahmenbedingungen. Eine Investition in die Bildung und Erziehung unserer Kinder ist in dieser Gesellschaft unabdingbar, dann kann, wie in diesem Fachbuch vorgestellt, Prävention und Förderung gelingen.
Fazit
Das vorliegende Buch bietet mit seinen 18 Beiträgen einen umfangreichen Einblick in die Prävention und Früherkennung entwicklungsauffälliger Kinder und Jugendlicher. Es wird eine Vielzahl von Entwicklungsbeeinträchtigungen und erprobte Fördermöglichkeiten vorgestellt über Deprivation (Benachteiligung), kognitive, motorische oder sprachliche Entwicklungsstörungen sowie Teilleistungsstörungen. Die einzelnen Beiträge sind sehr komprimiert, laden jedoch durch Literaturverweise zum Vertiefen des jeweiligen Themas ein.
Mit seinen aktuellen Beiträgen sollte dieses Fachbuch zur Grundausstattung jeder pädagogischen Fachbibliothek zählen.
Rezension von
Dipl. Soz. päd. Claudia Nicolaus
Lehrkraft für besondere Aufgaben Hochschule Magdeburg-Stendal
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