Autorengruppe "Bildungsberichterstattung": Bildung in Deutschland 2008
Rezensiert von Prof. Dr. Dirk Plickat, 16.09.2011

Autorengruppe "Bildungsberichterstattung": Bildung in Deutschland 2008. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Übergängen im Anschluss an den Sekundarbereich I. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG (Bielefeld) 2008. 339 Seiten. ISBN 978-3-7639-3663-2. 10,00 EUR. CH: 67,00 sFr.
Thema
Die laufenden Berichterstattungen des Konsortiums Bildungsberichterstattung, jetzt Autorengruppe, haben sich schnell zu einem Standardinstrument entwickeln können. Es beeindruckt, wie es der Autorengruppe gelingt, die Datenmenge in so kompakter, leicht verständlicher und übersichtlicher Form aufzubereiten.
Inhalt
Kurze, stark gegliederte Texte, viele eingebundene Grafiken sowie Schlagworte am Textrand ermöglichen ein sehr schnelles Lesen. Da die Publikation auch online über Netz unter www.bildungsbericht.de heruntergeladen werden kann, liegt damit ein fast barrierefreier Zugang zu einer vorbildlich fundierten Gesamtbilanz der Bildungsinstitutionen und Träger vor. Ergänzt durch einen wechselnden Themenschwerpunkt, in diesem Bildungsbericht der demographische Wandel, erfolgen besondere Fokussierungen, die auch auf dringliche politische Entwicklungsaufgaben verweisen.
Inzwischen ist auch der 3. Bildungsbericht (vgl. 3. Bildungsbericht verfügbar.
Diskussion
Der aktuelle Bericht stimmt nach Lektüre nachdenklich. Der Tenor in der Aussagenführung ist kritisch und bleibt in den Zukunftsausblicken skeptisch. Partiellen Mobilisierungen und Erhöhungen in der Bildungsbeteiligung stehen deutlich ausgewiesene Prekarisierungen gegenüber. Verfestigungen weiterer Marginalisierungen und sozialer Segmentierungen sind ab dem Elementarbereich für die bekannten sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen zu erwarten. Spannend ist auch die Einbindung der Bildungsgruppe Studierender, auch wenn hier die Datenlage erst eingeschränkt Aussagen zulässt.
Wer die Befunde des Bildungsbericht kontrastiv bildungspolitischen Verlautbarungen gegenüberstellt, wird bemerken, dass Politik anscheinend freischwebend agiert, bestenfalls partiell auf Entwicklungsbedarfe reagiert und auch, dass letztlich keine wirksamen Steuerungs- und Kontrollinstrumente für eine sozial ausgewogenere Zukunftsgestaltung verfügbar sind. Im Vergleich zum vorangehenden Bildungsbericht, der in einigen Passagen einen doch stärkeren und faktisch kaum nachvollziehbaren Optimismus im Hinblick auf die nach PISA eingeleiteten Reformen durchklingen ließ, wirkt dieser Bericht deutlich offensiver. Wer genau liest, wird bemerken, dass eine Politik, die auch im Bildungssystem nur Varianten von Rettungsschirmen und Meerwasserkühlungen bietet, den Konfrontationen des demographischen Wandels letztlich weitgehend konzeptions- und strukturell ratlos gegenübersteht.
Fazit
Die Bildungsberichte haben sich erfreulicher Weise zu einem Standardinstrument in der Unterlegung von Fachdiskussionen entwickelt und sind mittlerweile unverzichtbare Grundlage für die Aus- und Weiterbildung pädagogischer Professionalität. Offen bleiben die Fragen, wie häufig und wie lange Politik abseits dieser profunden Sachlichkeit agieren wird.
Rezension von
Prof. Dr. Dirk Plickat
Ostfalia, Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbuettel, Campus Suderburg, Fakultät Handel und Soziale Arbeit, Forschungs- und Lehrfeld: Bildung und Beschäftigung. Nach langjähriger pädagogischer Praxis in Jugendhilfe und Schule als Erziehungswissenschaftler in Hochschule in Schnittfeldern von Schule, Kinder- und Jugendhilfe sowie beruflicher Bildung (auch historisch und vergleichend) tätig
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