Barbara Dippelhofer-Stiem: Gesundheitssozialisation
Rezensiert von Prof. Dr. des. Barbara Fäh, 07.05.2009

Barbara Dippelhofer-Stiem: Gesundheitssozialisation. Theoretische und empirische Analysen zur Genese des subjektiven Gesundheitsbildes.
Juventa Verlag
(Weinheim ) 2008.
184 Seiten.
ISBN 978-3-7799-1972-8.
18,00 EUR.
CH: 32,40 sFr.
Reihe: Gesundheitsforschung.
Thema
Gesundheit und Krankheit sind persönlich erfahrbare und individuell erlebte Phänomene, welche in makrostrukturelle Verhältnisse eingebunden sind. Diese sind von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung. Der Blick erweitert sich auf den Beitrag, den die Menschen durch eine adäquate Lebensführung leisten können und müssen. Diese individualisierende Sichtweise mag für das Handeln und die Orientierung im Alltag hilfreich sein. Sie suggeriert aber auch dort Eigenverantwortung, wo äussere Bedingungen ausschlaggebend sind wie in langen Sozialisationsprozessen erworbene gesundheitsrelevante Haltungen und Handlungsbereitschaften. Die Autorin möchte die sozialwissenschaftliche Gesundheitsforschung und die Sozialisationstheorie enger miteinander verbinden. Dafür werden die Daten des Bevölkerungssurveys Sachsen-Anhalt im Lichte der Sozialisationstheorie interpretiert.
Autorin
Barbara Dippelhofer-Stiem ist Professorin am Institut für Soziologie der Universität Magdeburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Bildungssoziologie, Sozialisations- und Gesundheitsforschung.
Aufbau und Inhalt des Buches
Das Buch ist in fünf Kapitel gegliedert. Diese gliedern sich wiederum in Unterkapitel, die über die Hintergründe und Begründungen für das Spannungsfeld zwischen individueller Gesundheit und Sozialisationsbedingungen informieren. Diese werden anhand der Gesundheitsberichterstattung in Sozialen Surveys neu interpretiert.
- In der Einleitung setzt die Autorin die subjektive Gesundheit in Beziehung zur Sozialisationsforschung und benennt die Absicht, das subjektive Gesundheitsbild der Menschen sozialisationstheoretisch zu konzeptualisieren, methodologisch aufzubereiten und mit empirischen Daten zu verbinden. Hierzu sollen auf der Grundlage eines Bevölkerungssurveys empirische Befunde vorgestellt und unter der Perspektive der Sozialisationstheorie reinterpretiert und gedeutet.
- Im zweiten Kapitel diskutiert die Autorin den Begriff der „subjektiven Gesundheit“ unter der sozialisationstheoretischen Perspektive. Dabei stellt sie in die Grundfragen der Sozialisationstheorie dar und erklärt aktuelle Ansätze, welche auf die Schnittstelle zwischen strukturellen Bedeutungen und subjektivem Handeln hinweist. Dabei verweist die Autorin auf das Spannungsfeld zwischen Vergesellschaftung und Individuation, in dem sich die soziale und personale Entwicklung des Menschen vollzieht. Die auf das subjektive Gesundheitsbild gerichteten Sozialisationsprozesse werden in den verschiedenen Dimensionen aufgezeigt. Damit wird die Gesundheitssozialisation als konzeptioneller Rahmen für die Einordnung der Daten gelegt.
- Im 3. Kapitel stellt die Autorin die wissenschaftstheoretische und methodische Einbettung sowie die Vorgehensweise vor. Dabei erklärt sie den verwendeten Gesundheitssurvey als Teil der Sozialberichterstattung und erklärt den Nutzen solcher Daten im Verhältnis von Theorie und Empirie. Ihr geht es dabei um eine grundsätzliche Begründung des Einbezugs von empirischen Daten in theoretische Einsichten mit der Absicht die Theoriebildung voranzutreiben.
- Im 4. Kapitel präsentiert die Autorin die empirischen Befunde an den Indikatoren Wohlbefinden, Beschwerden und ernsthafte Krankheiten. Die Resultate weisen darauf hin, dass Gesundheit und Krankheit als mehrdimensionale Konstrukte zu verstehen sind, welche auf gesundheitsbezogene Sozialisationsgeschehen hinweisen und von den Daten bestätigt werden.
- Im 5. Kapitel zieht die Autorin Bilanz. Dabei werden die zentralen Befunde im Rahmen der Gesundheitsforschung und der Sozialisationstheorie zusammengefasst und der Nutzen von Surveys für die Theoriebildung reflektiert.
Zielgruppen
Das Buch spricht eine wissenschaftliche Klientel an und richtet sich an Interessierte, welche über theoretische und methodische Vorkenntnisse verfügen und sich nicht scheuen, Theorien mit methodischen Vorgehensweisen neu zu verknüpfen und neu zu denken.
Fazit
Mit diesem Buch hat Barbara Dippelhofer-Stiem ein fundiertes Werk vorgelegt, welches empirische Erkenntnisse mit Theoriebildung verknüpft und dabei grosse inhaltliche und methodische Schärfe und Tiefe aufweist. Ein gewisses Vorwissen und Verständnis für die Thematik erleichtert dabei die Lektüre dieses wissenschaftlichen Buches.
Rezension von
Prof. Dr. des. Barbara Fäh
Fachhochschule Nordwestschweiz Hochschule für Soziale Arbeit
Co-Leitung Bachelor Soziale Arbeit
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Es gibt 2 Rezensionen von Barbara Fäh.
Zitiervorschlag
Barbara Fäh. Rezension vom 07.05.2009 zu:
Barbara Dippelhofer-Stiem: Gesundheitssozialisation. Theoretische und empirische Analysen zur Genese des subjektiven Gesundheitsbildes. Juventa Verlag
(Weinheim ) 2008.
ISBN 978-3-7799-1972-8.
Reihe: Gesundheitsforschung.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/6517.php, Datum des Zugriffs 28.03.2023.
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