Thomas Eppenstein, Doron Kiesel: Soziale Arbeit interkulturell
Rezensiert von Prof. Dr. Gazi Caglar, 22.10.2008

Thomas Eppenstein, Doron Kiesel: Soziale Arbeit interkulturell. Theorien, Spannungsfelder, reflexive Praxis.
Kohlhammer Verlag
(Stuttgart) 2008.
279 Seiten.
ISBN 978-3-17-018621-7.
25,00 EUR.
Reihe: Sozialpädagogik.
Thema
Der Autoren führen in die komplexe Debatte um eine interkulturelle Ausrichtung Sozialer Arbeit ein. Vor dem Hintergrund der Sozialen Arbeit zwischen Markt und neuen Steuerungsmodellen behandelt das Buch die interkulturelle Entwicklung der Sozialen Arbeit, die Themenkomplexe Kultur und Identität, die Frage der interkulturellen Kompetenzen sowie die Voraussetzungen und Grenzen der interkulturellen Sozialen Arbeit.
Autoren
Thomas Eppenstein ist Professor für Theorien Sozialer Arbeit und Erziehungswissenschaften an der Evangelischen Fachhochschule RWL in Bochum. Doron Kiesel lehrt den Schwerpunkt Interkulturelle und Internationale Soziale Arbeit an der Fachhochschule Erfurt.
Aufbau und Inhalt
Auf 278 Seiten führen die Autoren ihre Leserschaft durch die historische und theoretische Entwicklungsgeschichte der interkulturellen Sozialen Arbeit. Mit einer klaren, gut durchdachten Gliederung und einem systematischen Aufbau der Argumentation gelingt es den Autoren, interkulturelle Soziale Arbeit in ihren Aspekten und Bezügen verständlich darzustellen. Der Nutzen des Buches liegt darin, "dem Bedarf nach einer einführenden Orientierung für all jene" entgegenzukommen, "die eine interkulturelle Qualifizierung ihrer beruflichen Praxis anstreben" (S. 11). Die Klärung des Begriffes "interkulturell" vor dem Hintergrund der realgeschichtlichen Entwicklung der interkulturellen Sozialen Arbeit wird fortgeführt mit der Diskussion zu Konzepten der "interkulturellen Öffnung". Hierbei ist es wichtig, dass die interkulturelle Öffnung als ein Prozess für "lernende Organisationen" thematisiert wird. Der Diskussion unterschiedlicher Auffassungen von Kultur zwischen Universalismus und Relativismus, Konzeptionen von Identität sowie Anerkennungsbeziehungen folgt der Abschnitt über interkulturelle Kompetenzen in der Sozialen Arbeit. Interkulturelle Sensibilität und Aufmerksamkeit wird in einem weiteren Kapitel thematisiert und ausführlich erörtert. Ein Novum für die Debatte zur interkulturellen Sozialen Arbeit ist, dass sich die Autoren interkulturelle Soziale Arbeit im Kontext der Ökonomisierung des Sozialen zwischen Markt und neuen Steuerungsmodellen in ihren Problemlagen, Perspektiven und Herausforderungen gesondert thematisieren. Die Voraussetzungen und Grenzen der interkulturellen Sozialen Arbeit bilden den Abschluss. Hier wird die Grenze des interkulturellen Verstehens durchaus im Sinne des Mainstreams der vorherrschenden Diskurse bestimmt: "Das bedeutet in letzter Konsequenz, dass die im interkulturellen Feld tätigen und intervenierenden Sozialarbeiter darauf bestehen müssen, dass die Rechtsordnung der Bundesrepublik nicht in Frage gestellt wird und etwa Verstöße gegen die Religionsfreiheit des Einzelnen ebenso geahndet werden wie Formen der Unterordnung der Frau unter den Mann im Ehe- und Familienrecht" (S. 242).
Zielgruppen
Das Buch kann für alle Leserinnen und Leser von Interesse sein, die in Feldern der interkulturellen Sozialen Arbeit beruflich tätigen sind bzw. studieren.
Fazit
Das Buch ist eine gut lesbare, über den Charakter einer Einführung hinausgehende, anspruchsvolle Schrift, die die Ambivalenzen der interkulturellen Sozialen Arbeit und ihrer theoretischen Begründungen gekonnt herausarbeitet und informative Denkanstöße bietet. Die Erörterungen beziehen ihre Stärke vor allem aus dem Verzicht auf unzulässige Vereinfachung. Zu begrüßen ist auch der Serviceteil mit hilfreichen Links, Adressen und Datenbank- sowie Zeitschriftenangaben.
Rezension von
Prof. Dr. Gazi Caglar
Professor an der Fakultät für Soziale Arbeit und Gesundheit der HAWK Hildesheim / Holzminden / Göttingen
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