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SET, Stiftung Erziehung zur Toleranz, Matthias Drilling (Hrsg.): Gewalt an Schulen

Rezensiert von Prof. Dr. Petra Wagner, 10.10.2009

Cover  SET, Stiftung Erziehung zur Toleranz, Matthias Drilling (Hrsg.): Gewalt an Schulen ISBN 978-3-907526-95-8

SET, Stiftung Erziehung zur Toleranz, Matthias Drilling (Hrsg.): Gewalt an Schulen. Forschungsergebnisse und Handlungskonzepte. Pestalozzianum (Zürich) 2008. 2., vollst. überarbeitete und erweiterte Auflage. 255 Seiten. ISBN 978-3-907526-95-8.

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Thema

Das Thema "Schule und Gewalt" hat zwar, je nach politischer Position, unterschiedliche Brisanz, die grundsätzliche Notwendigkeit für die Schule, sich damit auseinanderzusetzen, steht allerdings außer Frage. Diese einleitenden Worte von Matthias Drilling verdeutlichen sehr eindringlich den Sinn und Zweck des hier rezensierten Herausgeberwerks "Gewalt an Schulen. Forschungsergebnisse und Handlungskonzepte". Das Buch widmet sich einem Thema, das durch die medienwirksame Berichterstattung von Übergriffen im schulischen Kontext verbunden mit der häufig zum Ausdruck gebrachten Überforderung von Lehrkräften aktueller denn je ist.

Entstehungshintergrund

Aus dem Vorwort wird deutlich, dass es sich bei dem vorliegenden Herausgeberwerk um eine aktualisierte, zweite Auflage handelt. Die erste Auflage entstand als Produkt eines internationalen Kongresses zum Thema "Gewalt im schulischen Umfeld" in Zürich. Der Kongress wurde durch die Stiftung Erziehung zur Toleranz initiiert. Die zweite Auflage erhebt den Anspruch, als Erweiterung zur ersten Auflage die Forschungsleistungen der letzten Jahre einzubeziehen.

Aufbau und Inhalt

Das vorliegende Herausgeberwerk gliedert sich in sechs Kapitel ("Thematische Schwerpunkte") zum Thema "Gewalt an Schulen", anhand deren die einzelnen Buchbeiträge zusammengefasst wurden und die darin enthaltenen Forschungsergebnisse sowie konkreten Handlungskonzepte primär aus der Schweizer Praxis zur Diskussion gestellt werden. Diesen sechs Kapiteln vorangestellt ist ein einleitendes Kapitel ("Standpunkte"), das drei Beiträge, die von den HerausgeberInnen selbst verfasst wurden, enthält.

  1. Dabei fasst Olivier Steiner in seinem Beitrag Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt "Lebensweltliche Gewalterfahrungen Jugendlicher" zusammen.
  2. Miryam Eser Davolio befasst sich in ihrem Beitrag mit Interventions- und Präventionsmöglichkeiten zur Verhinderung von Gewalt und skizziert dazu Studienergebnisse aus verschiedenen Schweizer Nationalfondsprogrammen.
  3. Matthias Drilling diskutiert in seinem Beitrag Modelle für das Aufwachsen in öffentlicher Verantwortung mit dem Fokus auf sozialpädagogische Maßnahmen im schulischen Kontext und Schulsozialarbeit.

Daran anschließend werden die sechs "Thematischen Schwerpunkte" zur Diskussion gestellt:

  1. Genderfragen,
  2. Schulhauskultur und Partizipation,
  3. Interkulturalität,
  4. Unterrichtsthema Gewalt,
  5. Intervention und Prävention,
  6. Kooperation mit Eltern.

Insgesamt umfassen diese sechs Kapitel 23 Beiträge von unterschiedlichen ExpertInnen aus dem Bereich "Gewalt an Schulen".

Im Kapitel "Genderfragen" wurden fünf Beiträge zusammengefasst, die auf sehr unterschiedlichen Ebenen die Zusammenhänge zwischen Gewalt und der Dimension "Geschlecht" thematisieren. Die Genderfrage wird anhand von theoretischen Abhandlungen, analytischen Forschungsberichten sowie eines konkreten Praxisberichts beleuchtet.

Das Kapitel "Schulhauskultur und Partizipation" fasst drei Beiträge zusammen, die jeweils ein konkretes und handlungsnahes Konzept zur Gewaltprävention beschreiben. Allen Konzepten gemeinsam ist der systemische Handlungsansatz. Im Unterschied zu den übrigen Praxisbeispielen stammen zwei der drei hier vorgestellten Konzepte nicht aus der Schweiz, sondern aus Deutschland.

Das Kapitel "Interkulturalität" subsumiert vier Beiträge, die einerseits analytische Forschungsergebnisse zu interkultureller bzw. rechtsextremer Gewalt im Umfeld der Schule andererseits konkrete Projekte zur Förderung des interkulturellen Austausches skizzieren.

Das Kapitel "Unterrichtsthema Gewalt" fasst in Form von zwei Beiträgen Basiswissen für Lehrkräfte zum Thema "Gewalt" zusammen. Hier wird nicht nur Wissen über die Entstehung von Gewalt vermittelt, sondern auch Handlungswissen zum Umgang mit Gewalt.

Das Kapitel "Intervention und Prävention" besteht aus sechs Beiträgen, die sich mit unterschiedlichen Aspekten von Intervention und Prävention gegen Gewalt in Schulen beschäftigen. Der erste Beitrag befasst sich auf einer eher theoretischen Ebene mit psychologischen Hintergründen von Interventionen gegen Gewalt. Die weiteren fünf Beiträge beschreiben konkrete Intervention- bzw. Präventionsprojekte gegen Gewalt in Schule und Kindergarten.

Das abschließende Kapitel "Kooperation mit Eltern" umfasst drei heterogene Beiträge zu Möglichkeiten der Integration der Elternarbeit bei Gewaltpräventionsprojekten in Schulen. Während der erste Beitrag einen Überblick über die Möglichkeiten der Elternkooperation bei der Gewaltprävention in multikulturellen Schulen gibt, beschreiben die beiden weiteren Beiträge konkrete Modelle der Elternmitwirkung, davon ein Beitrag im schulischen Kontext und ein zweiter Beitrag im Frühkindergarten.

Diskussion

Die in diesem Herausgeberwerk zusammengefassten Beiträge liefern einen breiten Einblick in Präventions- und Interventionsprojekte gegen Gewalt in Schweizer Bildungseinrichtungen (primär Schulen). Die einzelnen Beiträge weisen sowohl hinsichtlich der inhaltlichen Ausrichtung als auch hinsichtlich der Qualität der Darstellung große Unterschiede auf. Inhaltlich spannen sich die einzelnen Beiträge von theoretischen Abhandlungen über analytische Forschungsberichte bis hin zu reinen Praxisberichten auf. Diese Heterogenität der Beiträge spiegelt einerseits die Vielfalt des Themas wider, birgt jedoch auch die Gefahr der Willkürlichkeit. Um dieser Gefahr vorzubeugen, wäre es hilfreich gewesen, wenn die HerausgeberInnen den LeserInnen mehr Informationen über den konkreten Aufbau des Buches gegeben hätten. Fragen, wie z.B. "Wie kam es zu dieser Kapitelstruktur?", "Warum wurden gerade diese Beiträge in dem jeweiligen Kapitel zusammengefasst?", "Gibt es eine Struktur innerhalb der Kapitel?", bleiben unbeantwortet. Trotz dieser Einschränkung ist es in diesem Herausgeberwerk gelungen, einen spannenden und facettenreichen Einblick in Schweizer Präventions- und Interventionsprojekte gegen Gewalt zu geben. Die Mehrzahl der Beiträge zeichnet sich durch Praxisnähe und Verständlichkeit in der Darstellung aus.

Fazit

Insgesamt liefert dieses Herausgeberwerk über weite Strecken einen gelungenen Einblick in die Schweizer Präventions- und Interventionsforschung gegen Gewalt an Schulen. Aufgrund der Heterogenität der Beiträge ist es nur bedingt möglich, ein zusammenfassendes Qualitätsurteil abzugeben. Herausforderung der Leserin/des Lesers ist es, jene Beiträge zu identifizieren, die ihrer/seiner Interessenslage entspricht.

Rezension von
Prof. Dr. Petra Wagner
Professorin an der FH OÖ, Fakultät für Gesundheit und Soziales, Studiengang Soziale Arbeit, Habilitation an der Universität Wien im Fach "Psychologie". Schwerpunkte in der Lehre: Psychologie, Empirische Sozialforschung. Schwerpunkte in der Forschung: Bildungspsychologie mit Fokus auf schulische Belastungsfaktoren, selbstreguliertes Lernen und Evaluation.
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Es gibt 2 Rezensionen von Petra Wagner.

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ISSN 2190-9245