Elsa Jones, Eia Asen: Wenn Paare leiden. Wege aus der Depressionsfalle
Rezensiert von Dipl.-Psych. Christian Hemschemeier, 04.02.2003

Elsa Jones, Eia Asen: Wenn Paare leiden. Wege aus der Depressionsfalle.
Verlag modernes lernen Borgmann GmbH & Co. KG.
(Dortmund) 2002.
152 Seiten.
ISBN 978-3-86145-244-7.
17,90 EUR.
Therapeutsche Forschung und Praxis.
Zum Thema des Buches
Depressionen gelten inzwischen als einer der "Volksseuchen" des 20. bzw. 21. Jahrhunderts. Dabei ist der Begriff derart verallgemeinert, dass der Begriff relativ vage geworden ist und eine Vielzahl von Symptomen umfasst.
Depressionen werden meist mit Psychopharmaka und / oder Psychotherapie behandelt. In diesem Buch wird besonders der systemische Ansatz von Psychotherapie beleuchtet. Systemische Psychotherapeuten lehnen die Zuschreibung von Diagnosen ab. Sie gehen vielmehr davon aus, dass das System, in dem der Patient lebt, gestört ist. Die Depression wird als "natürliche" Reaktion innerhalb des Systems gewertet. In diesem Zusammenhang ist es nahe liegend, auch PartnerInnen mit ein zu beziehen und als Behandlungsform die Paartherapie zu wählen.
In dem vorliegenden Werk wird eine Studie vorgestellt, in der die systemisch paartherapeutische Behandlung von Depression mit der Behandlung durch Psychopharmaka verglichen wird. Das zentrale Ergebnis ist, dass die Behandlungsergebnisse durch Paartherapie besser sind (auch noch bei einer Nachuntersuchung nach 2 Jahren) als nach der Behandlung mit Psychopharmaka. Die Trennungsrate in der Paartherapie-Gruppe ist allerdings höher als in der Psychopharmaka-Gruppe.
Über die Autoren
Beide Autoren arbeiten in London als ausgewiesene Praktiker systemischer Psychotherapie und Beratung. Von beiden liegen auch weitere Veröffentlichungen zur systemischen Therapie sowie Psychiatrie vor.
Aufbau des Buches
Nach einer Beschreibung der Studie und der Ergebnisse wird detailliert das therapeutische (systemische) Vorgehen beschrieben. Einzelne Themen wie Trennung, Gewalt, Rassen- /Schichtenzugehörigkeit, Zukunftserwartungen und weitere werden gesondert betrachtet. Einen großen Platz nehmen auch grundsätzliche Erwägungen zur systemischen Therapie ein: Hier geht es darum, inwieweit zugewiesene Diagnosen und psychiatrische Vorbehandlungen eine eigene, problematische Konstruktion der Realität schaffen und wie dies in der Beratung angegangen wird. Die Diagnose Depression wird dabei teilweise in Frage gestellt.
Der Grundaufbau des Buches ist meist ein dialogischer: Fast alle Themen werden von den beiden TherapeutInnen gesondert dokumentiert.
Einschätzung des Buches
Das zunächst fast etwas provozierende Vorgehen der Behandlung von Depressionen durch Paartherapie erscheint nach Lektüre des Buches sehr plausibel und Erfolg versprechend. Durch den dialogischen Aufbau wirkt das Buch fast wie ein Gespräch zwischen den beiden Therapeutinnen und ist sehr angenehm zu lesen.
Für Betroffene dürfte dieses Buch zu fachlich sein, für Paartherapeuten ist es eine sehr wertvolle Fundgrube und absolut lesenswert.
Rezension von
Dipl.-Psych. Christian Hemschemeier
Psychologische Praxis Alstertal
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