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Dieter Kreft, Ingrid Mielenz (Hrsg.): Wörterbuch Soziale Arbeit

Rezensiert von Prof. Dr. Ulrike Urban-Stahl, 25.11.2008

Cover Dieter Kreft, Ingrid Mielenz (Hrsg.): Wörterbuch Soziale Arbeit ISBN 978-3-7799-2060-1

Dieter Kreft, Ingrid Mielenz (Hrsg.): Wörterbuch Soziale Arbeit. Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Juventa Verlag (Weinheim) 2008. 6., überarbeitete und aktualisierte Auflage. 1140 Seiten. ISBN 978-3-7799-2060-1. 59,00 EUR.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-7799-2082-3 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.

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Das Wörterbuch Soziale Arbeit – ein Klassiker

Das Wörterbuch Soziale Arbeit, herausgegeben von Ingrid Mielenz und Dieter Kreft, ist ein Klassiker unter den Wörterbüchern im Bereich Sozialarbeit / Sozialpädagogik und fungiert nun bereits in der 6. Auflage "zugleich als Nachschlagewerk, als qualifizierte Erstinformation für bestimmte Themenkomplexe und als Einführung in die Soziale Arbeit" (Vorwort zur 6. Auflage, S.9).

1980, als die erste Auflage des Wörterbuchs Soziale Arbeit erschien, gehörten die Herausgeber/innen zu den ersten, die versuchten und vor allem sich trauten, das dynamische Feld der Sozialen Arbeit im Überblick abzubilden. Seit Mitte der 70er Jahre arbeiteten sie an der Konzeptentwicklung für ein Wörterbuch Soziale Arbeit und wurden dabei unterstützt von Wolfgang Bäuerle, Richard Grübling, C. Wolfgang Müller, Lothar Schweim und dem Beltz-Verlag. Das Ergebnis war ein Riesenerfolg: Die erste Auflage war nach kurzer Zeit vergriffen und 1983 erschien bereits eine zweite Auflage. 1987 und 1995 folgten die dritte und vierte Auflage. 2005, also zehn Jahre später und pünktlich zum 25. Jubiläum, erschien die völlig überarbeitete fünfte Auflage und setzte den großen Erfolg des Wörterbuchs fort. Es dauerte nur 2 ½ Jahren, bis auch diese Auflage ausverkauft war.

Diese wenigen Daten zeigen bereits die hohe Bedeutung, die dem Wörterbuch Soziale Arbeit in Praxis, Ausbildung und Wissenschaft zukommt. Es ist ein Standardwerk, das zum selbstverständlichen "Handwerkszeug" der Disziplin und der Profession gehört.

Die 6. Auflage im Überblick

Nun also unerwartet schnell eine 6. Auflage. Es handelt sich weitgehend um eine Aktualisierung der 5. Auflage. Trotz der kurzen Zeitspanne seit Erscheinen der 5. Auflage waren einige Überarbeitungen bzw. Aktualisierungen erforderlich, gab es doch seit 2005 eine hohe Dynamik in der die Soziale Arbeit beeinflussenden Gesetzgebung. Hierzu gehörten

  • das Kinder- und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz "KICK",
  • die Föderalismusreform I,
  • die Gesundheitsreform und das Gleichbehandlungsgesetz,
  • das Gesetz zum Elterngeld und zur Elternzeit,
  • die Änderungen der Sozialen Pflegeversicherung und
  • die Änderungen im Zuwanderungsrecht.

Die Herausgeber/innen betonen jedoch, bei diesen Änderungen habe es sich kaum um fachliche Weiterentwicklungen gehandelt, "sondern regelmäßig um höchst differenzierende und zunehmend bürokratische Regelungen der Sozialen Sicherung, vielfach verbunden mit Leistungsbeschränkungen für die Adressatinnen und Adressaten." (Vorwort zur 6. Auflage, S.9)

Hinzu kommen aktuelle Daten und Fakten, z.B. aus dem

  • 12. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung,
  • dem 7. Familienbericht und
  • dem 6. Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer.

Neben der Einarbeitung gesetzlicher Veränderungen und der Aktualisierung statistischer Angaben wurden auch die Literaturhinweise auf den neuesten Stand gebracht.

Fachliche Veränderungen sind gegenüber der 5. Auflage hingegen kaum auszumachen. Während von der 4. zur 5. Auflage ein wirklicher "Sprung" vollzogen wurde (vgl. dazu Urban in SLR 2/2006 sowie die Rezension zur 5. Auflage), ganze Stichworte überarbeitet, teilweise sogar völlig neu konzipiert worden waren und es Wechsel in den Autorenschaften gab, sind die Veränderungen von der 5. zur 6. Auflage wesentlich unauffälliger (was angesichts der kurzen Zeitspanne jedoch auch kaum anders zu erwarten gewesen war). So beispielsweise beim Stichwort Arbeitslosigkeit. Dieses wurde insgesamt leserfreundlicher strukturiert und auf Fragestellungen der Sozialen Arbeit hin ausgerichtet. Auch das Stichwort Ausbildung wurde inhaltlich weiter entwickelt. Die Studienreform im Rahmen des Bolognaprozesses, die Akademisierung der Erzieher/innenausbildung und die bundeseinheitlichen Regelungen zur Altenpflegerausbildung hatten dies erforderlich gemacht.

Neben der Nutzung von Wörterbüchern als aktuelle Nachschlagewerke empfiehlt sich auch der Vergleich der Stichworte im zeitlichen Verlauf. Eine wirkliche Überraschung fand sich beim Vergleich des Stichworts Grundsicherung für Arbeitssuchende. Die Hartz IV-Reform war bei der Veröffentlichung der 5. Auflage gerade in Kraft getreten und es wurde geschätzt, dass 2,5 bis 3 Mio Menschen vom SGB II betroffen sein würden. In der 6. Auflage wurde die Anzahl der tatsächlich betroffenen Menschen nun mit über 7 Mio. angegeben. Aber auch fachliche und gesellschaftliche Veränderungen können im zeitlichen Vergleich deutlich werden. So wurde in der 6. Auflage der Fokus des Stichworts Ausländerinnen / Ausländer verlagert. Er liegt nun nicht mehr nur auf Menschen ohne deutschen Pass, sondern das Thema "Menschen mit Migrationshintergrund" rückt stärker in den Mittelpunkt. Es wird auf die Absurdität der politischen Leugnung der Realität eines Einwanderungslandes hingewiesen, auf den Bildungsstand der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sowie auf die daraus erwachsenden Folgen. Auch die Neuorganisation der Integration und die (aufenthaltsrechtlichen) Konsequenzen der ALG II – Regelungen werden neu beleuchtet.

Beibehaltung des bewährten Aufbaus

Der bewährte Aufbau des Wörterbuches Soziale Arbeit ist unverändert geblieben. Auf die Vorworte und Abkürzungsverzeichnis folgen über 1000 Seiten mit alphabetisch geordneten Wörterbuchartikeln. Insgesamt haben 214 Autor/innen 331 Beiträge zur Sozialen Arbeit beigesteuert, die die gesamte Breite der Sozialen Arbeit abdecken. Das Wörterbuch endet mit einem umfassenden und erläutertem Anhang, gegliedert in

  • Organisationen und Institutionen der Alten-, Gesundheits-, Jugend- und Sozialhilfe in der Bundesrepublik
  • Zeitschriften der Sozialen Arbeit
  • Materialien zur Sozialen Arbeit und
  • Soziale Arbeit im Internet.

Den Abschluss bilden ein Autor/innenverzeichnis und ein Sachregister. Hier muss jedoch ein Hinweis gegeben werden: Die Hervorhebung der Hauptstichworte in den Wörterbuchartikeln ist leider nicht durchgängig erfolgt. Dies ist beim Gebrauch des Buches zu berücksichtigen.

Zielgruppe

Das Wörterbuch Soziale Arbeit richtet sich an alle Menschen, die fachlich fundierte und verlässliche Übersichtsinformationen zu Themen der Sozialen Arbeit suchen – Studierende, Praktiker/innen, Wissenschaftler/innen, aber auch alle anderen Interessierten.

Fazit

Schlägt man das Wörterbuch auf, so ist die erste Überraschung bereits die Lektüre der Vorworte der unterschiedlichen Auflagen, die fast vollständig abgedruckt sind. Sie bilden eine sorgfältige Auswertung nicht nur der Gestalt Sozialer Arbeit, sondern auch ihres zeitgeschichtlichen Kontextes, ihres gesellschaftlichen, gesetzlichen und ideengeschichtlichen Rahmens in Rückschau, Gegenwart und Ausblick. Es ist selten, dass die Vorwörter von Handwörterbüchern bereits den ersten Artikel darstellen, an dem der/die Leser/in hängen bleibt. Neben dieser zeitgeschichtlichen und fachlichen Einbettung der jeweiligen Ausgabe im Vorwort bietet das Wörterbuch Soziale Arbeit gut verständliche und gleichzeitig fundierte Wörterbuchartikel auf aktuellstem Stand sowie einen umfassenden "Service" in Form von ausführlichen, sich an die Artikel anschließenden Literaturhinweisen und umfangreicher, gut recherchierter, kommentierter Anhänge. Die Zusammenfassung von Dieter Huhn zur ersten Auflage 1980 gilt auch heute noch: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man als Sozialarbeiter/Sozialpädagoge – wo immer man tätig ist – auf ein solches vorzügliches Hilfsmittel wird verzichten wollen, nachdem es verfügbar ist." (Sozialwissenschaftliche Literaturrundschau 1980, Heft 96)

Rezension von
Prof. Dr. Ulrike Urban-Stahl
Professorin für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik an der ASFH Berlin, Arbeitsschwerpunkte: Kinder- und Jugendhilfe, Partizipation und Ombudschaft in der Sozialen Arbeit, Strukturelle Widersprüche und Professionalität in der Sozialen Arbeit.
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ISSN 2190-9245