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Anita Heiliger: Mädchenarbeit im Gendermainstream

Rezensiert von Dr. Barbara Stiegler, 23.12.2002

Cover Anita Heiliger: Mädchenarbeit im Gendermainstream ISBN 978-3-88104-351-9

Anita Heiliger: Mädchenarbeit im Gendermainstream. Frauenoffensive (München) 2002. 158 Seiten. ISBN 978-3-88104-351-9. 14,40 EUR.

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Einführung in die Themenstellung

Gender Mainstreaming bedeutet für Organisationen und Institutionen, dass sie geschlechterpolitische Ziele in allen Arbeitsfeldern umzusetzen. Gender Mainstreaming entlässt damit die Frauenforschung und die feministische Politik nicht, vielmehr müssen sich die Organisationen den Erkenntnissen aus der feministischen Forschung und Praxis öffnen. Anita Heiliger zeigt in ihrem Buch, wie man diese Erkenntnisse so aufbereitet , dass sie in die Praxis von Institutionen einfließen können. Sie hat viele Ergebnisse feministischer Forschung zum Fachgebiet der Frauen- und Mädchenarbeit zusammengestellt und bietet darüber hinaus eigene Analysen und Einschätzungen. Deutlich wird, wie viel die feministische Mädchenarbeit an Erkenntnissen und Positionierungen zu bieten hat, in ihrer Geschichte, ihrer Theorie und ihrer reflektierten Praxis.

Aufbau und Inhalte

Das Buch ist klar gegliedert. Zunächst gibt es eine Einschätzung zu Gender Mainstreaming als politischer Strategie zur Erreichung der Gleichstellung, in der es nicht zuletzt um die Gefahren dieser Strategie für die Mädchen- und Frauenförderung geht. Dann gibt es eine Bestandsaufnahme:

Erfahrungen von Mädchen und jungen Frauen mit Gewalt und Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechtes werden empirisch aufgearbeitet, und es wird deutlich, dass die Mädchenbilder mit der Lebensrealität von Mädchen kaum übereinstimmen. Gewalt und Demütigungserfahrungen gehören, wenn man genauer hinschaut, zum allgemeinen Erfahrungsschatz junger Frauen, Migrantinnen leben unter besonders komplizierten und belastenden Situationen, und junge Frauen mit Behinderungen sind sexueller Gewalt in spezifischer Weise ausgesetzt,- gute Gründe für eine parteiliche Arbeit, die im nächsten Schritt in ihrer Bedeutung gewürdigt wird. Anita Heiliger setzt sich auch mit dem Problem auseinander, dass viele junge Mädchen und Frauen geschlechtsspezifische Angebote ablehnen. Sie interpretiert die Barrieren für eine Inanspruchnahme dieser Angebote auch als Reaktion auf die kulturelle Abwertung von Mädchen- und Frauenräumen. Sie arbeitet die Bedeutung mädchenspezifischer Angebote für die Mädchen heraus und zeigt, dass junge Migrantinnen, lesbische Mädchen und Mädchen und junge Frauen mit verschiedenen Behinderungen ganz besonders auf solche Angebote angewiesen sind. In drei Exkursen setzt sie sich dann mit aktuellen Diskussionen auseinander: zum einen mit der strukturellen Verankerung der Berücksichtigung von Mädcheninteressen in der Jugendhilfe, zum anderen mit der vermeintlichen oder wahren Gewaltbereitschaft bei Mädchen als ein neues gesellschaftliches Problem und zuletzt mit der antisexistischen Jungenarbeit als Bestandteil mädchengerechter Arbeit. Hier bietet sie dem Leser und der Leserin einen guten Überblick über die Diskussionsstränge, aber auch über konkrete Ereignisse und Erfahrungen in verschiedenen Städten Deutschlands.

Zielgruppen

Das Buch ist ein Kompendium für Fachleute aus dem Bereich der Jugendhilfe, und es kann als Standardwerk zur Erlangung von Genderkompetenz in diesem Feld gesehen werden. Geeignet ist es aber auch für die Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker und –politikerinnen, die zunehmend mit Gender Mainstreaming Prozessen zu tun haben werden.

Fazit

Wenn auch die Beteiligung von Fachfrauen aus der Mädchenarbeit in der alltäglichen Verwaltung und in ihren Entscheidungsgremien im Rahmen von Gender Mainstreaming Prozessen noch nicht üblich ist, die Arbeit von Anita Heiliger kann dazu beitragen, jede und jeden davon zu überzeugen, dass die Jugendarbeit qualitativ besser wird, wenn die Ergebnisse der feministischen Forschung aufgegriffen werden.

Rezension von
Dr. Barbara Stiegler
Bis zu ihrer Pensionierung Leiterin des Arbeitsbereiches Frauen- und Geschlechterforschung
Friedrich Ebert Stiftung, Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik
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Es gibt 47 Rezensionen von Barbara Stiegler.

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Zitiervorschlag
Barbara Stiegler. Rezension vom 23.12.2002 zu: Anita Heiliger: Mädchenarbeit im Gendermainstream. Frauenoffensive (München) 2002. ISBN 978-3-88104-351-9. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/661.php, Datum des Zugriffs 26.01.2025.


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