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Christian Spatschek, Manuel Arnegger et al.: Soziale Arbeit und Ökonomisierung

Rezensiert von Prof. Dr. Jürgen Nowak, 20.05.2009

Cover Christian Spatschek, Manuel Arnegger et al.: Soziale Arbeit und Ökonomisierung ISBN 978-3-937895-83-3

Christian Spatschek, Manuel Arnegger, Sibylle Kraus, Astrid Mattner, Beate Schneider: Soziale Arbeit und Ökonomisierung. Analysen und Handlungsstrategien. Schibri-Verlag (Uckerland) 2008. 180 Seiten. ISBN 978-3-937895-83-3. 16,80 EUR.
Band 6 aus der Reihe "Berliner Beiträge zu Bildung, Gesundheit und Sozialer Arbeit".

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Thema

Das Buch gibt einen grundlegenden Überblick zu der noch immer aktuellen Diskussion über die Ökonomisierung der Sozialen Arbeit und den damit verbundenen sozialen und beruflichen Folgen für die KlientInnen, aber auch für die SozialarbeiterInnen selbst. In insgesamt acht Aufsätzen werden alle Aspekte dieses Spannungsverhältnisses explizit diskutiert, ein Einleitungs- und Schlusskapitel rundet das Buch ab.

Entstehungshintergrund

Von Anfang 2006 bis Ende 2007 hatte die Alice Salomon Hochschule Berlin eine Veranstal-tungsreihe zum Thema „Soziale Arbeit und Ökonomisierung – Was tun?!“ durchgeführt. Acht der zehn ReferentInnen haben ihren Vortrag für diese Buch überarbeitet, so dass eine Vielfalt von Einzelthemen vertieft analysiert werden.

Aufbau und Inhalt

  1. Der einleitende ersteAufsatz „Der Begriff der Ökonomisierung im Kontext der Sozialen Arbeit – Die Vermessung eines umkämpften Terrains“ von Manuel Arnegger und Christian Spatschek gibt eine Einführung zum Begriff und dem Prozess der Ökonomisierung wie dieser durch die Globalisierung und die Ideologie des Neoliberalismus entstanden ist und heute den Sozialstaat und damit auch die Soziale Arbeit beeinflusst, d.h. die Neudefinition zur Rolle des Staates und die Orientierung am Markt als Entscheidungsmechanismus.
  2. Der zweite Aufsatz „Case Management – ein Konzept zwischen fachlichen Ansprüchen Sozialer Arbeit und ökonomischen Erwartungen!?“ von Ruth Remmel-Faßbinder diskutiert die aktuelle Bedeutung dieses Handlungskonzepts: „Case Management als kooperativer Prozess erhebt, plant, implementiert, koordiniert, überwacht und evaluiert den individuellen Unterstützungsbedarf“ (S. 37). Die Autorin vertritt die Strategie, dass durch das Arbeitskonzept des Case Management eine Stärkung der Fachlichkeit und eine Verbesserung der Effektivität und Effizienz der Sozialen Arbeit erreicht werden kann, d.h. dadurch eine professionelle Modernisierung zu erreichen.
  3. Der dritte Aufsatz „Ökonomisierung und Rechtsstaatlichkeit – Betroffenenschutz in der Sozialen Arbeit am Beispiel der Durchsetzung individueller Rechtsansprüche in der Jugendhilfe“ von Ulrike Urban-Stahl diskutiert das Dilemma zwischen den sozialstaatlich verankerten Rechtsansprüchen einerseits und den ökonomischen Zwängen von Effizienz und Effektivität in der Sozialen Arbeit andererseits. Als Folge der defizitären Umsetzung der Jugendhilfe, verursacht durch die rigorosen Kürzungen der finanziellen Mittel im Jugendhilfebereich, gibt es seit 2002 in Berlin den >Berliner Rechtshilfefonds Jugendhilfe e.V.< zum Schutz der Betroffenen. Erste Erfolge für die betroffenen Jugendlichen sind bereits erkennbar.
  4. Der vierte Aussatz „Sozialgesetze zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ von Harry Fuchs betont die Notwendigkeit, sich in der Sozialen Arbeit stärker auf die Sozialrechte, insbes. des SGB IX zu beziehen, um so die Legitimation der fachlichen Position zu stärken.
  5. Der fünfte Aufsatz „Sozialraumorientierung zwischen Anspruch und Wirklichkeit!?“ von Heike Kleve diskutiert auf dem analytischen Hintergrund der Systemtheorie die spannende gesellschaftspolitische Frage, ob das zur Zeit wohl populärste Konzept der vielfach in der Praxis umgesetzten Sozialraumorientierung zu einer Kapitalismuskritik führen muss, wenn sich die Sozialarbeit als relativ eigenständiges Subsystem in der funktional differenzierten Gesellschaft etabliert, in dem die KlientInnen im Sinne der Ressourcenorientierung und der Empowerment-Strategie die Fachkräfte nur nachrangig „engagieren“, wenn sie die SozialarbeiterInnen wirklich brauchen.
  6. Der sechste Aufsatz „Prekarisierung und prekäre Soziale Arbeit“ von Mario Candeias diskutiert die weitreichenden sozialen Folgen der prekären Arbeits- und Lebensverhältnisse für eine zunehmende Zahl von Menschen, aber auch für die SozialarbeiterInnen selbst, deren Jobs inzwischen mehrheitlich befristete Teilzeitbeschäftigungen sind. Daher sollten neue Formen der Solidarisierung und der Kritik entwickelt werden.
  7. Der siebte Aufsatz „Grundeinkommen und Soziale Arbeit – Chancen und Risiken“ von Michael Opielka behandelt ein Thema, was seit längerem auf der sozialpolitischen Agenda steht. Was ist soziale Gerechtigkeit, wie sieht sie empirisch aus. Der Autor fordert eine „garantistische“ Sozialpolitik, die sich auf elementare und menschenrechtlich fundierte sozialpolitische garantierte Garantien beruft.
  8. Der achte Aufsatz „Gesundheitschancen durch Partizipation verbessern“ von Carola Gold untersucht den kausalen Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und Gesundheit, d.h. es gilt die These: „Armut macht krank“. Gegen diese Unterversorgung der Betroffenen gilt es, das >Setting-Konzept< der WHO als community-orientierte Gesundheitsförderung in den Lebensbereichen zu errichten.
  9. Der neunte Aufsatz „Die Bedeutung der Europäischen Sozialcharta für die Soziale Arbeit und Wirtschaft – Soziale Rechte als Investition“ von Bruno Kehl beginnt mit einem historischen Überblick zur Entwicklung der Sozialcharta in Europa und dem Versuch, sie politisch durchzusetzen. Weiterhin gibt der Autor Tipps, wie die 1961 von der Bundesrepublik Deutschland ratifizierte Sozialcharta im Alltag der Sozialen Arbeit umgesetzt werden kann.
  10. In dem abschließenden zehnten Aufsatz „Soziale Arbeit und Ökonomisierung – Was tun?! Eine Zusammenfassung und Systematisierung von Beiträgen zur professionsbezogenen Positionierung der Sozialen Arbeit im neoliberalen Kontext“ von Christian Spatscheck und Manuel Arnegger werden alle Aufsätze noch einmal inhaltlich kurz beschrieben, um dann abschließend die politische Änderung des neoliberalen Gesellschaftsmodells einzufordern: „Die Soziale Arbeit sollte sich im Sinne ihres fachlichen Auftrages der Wahrung der Bedürfnisse ihrer AdressatInnen und im Sinne der Wahrung der eigenen fachlichen Spielräume weiterhin aktiv an der Gestaltung einer Gesellschaft beteiligen, in der letztlich jene Werte realisiert sein sollten, die eine größtmögliche Befriedigung der Bedürfnisse aller Menschen ermöglichen“ (S. 168).

Fazit

Ein sehr lesenswertes Buch für Alle, die in irgendeiner Form Soziale Arbeit in unserer gespaltenen Gesellschaft leisten und ständig vor der Frage stehen, wie sich ethisch und sozialpolitisch verhalten sollen und können, um die Lebensbedingungen der AdressatInnen und ihre eigenen Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Rezension von
Prof. Dr. Jürgen Nowak
Hochchullehrer an der Alice Salomon Hochschule Berlin

Es gibt 3 Rezensionen von Jürgen Nowak.

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Zitiervorschlag
Jürgen Nowak. Rezension vom 20.05.2009 zu: Christian Spatschek, Manuel Arnegger, Sibylle Kraus, Astrid Mattner, Beate Schneider: Soziale Arbeit und Ökonomisierung. Analysen und Handlungsstrategien. Schibri-Verlag (Uckerland) 2008. ISBN 978-3-937895-83-3. Band 6 aus der Reihe "Berliner Beiträge zu Bildung, Gesundheit und Sozialer Arbeit". In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/6656.php, Datum des Zugriffs 11.11.2024.


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