Monika Jungbauer-Gans: Ungleichheit, soziale Beziehungen und Gesundheit
Rezensiert von Prof. Dr. Uwe Helmert, 23.12.2002
Monika Jungbauer-Gans: Ungleichheit, soziale Beziehungen und Gesundheit. Westdeutscher Verlag (Wiesbaden) 2002. 286 Seiten. ISBN 978-3-531-13848-0. 29,90 EUR.
Hintergrund und Thema des Buches
Während es heute unumstritten ist, dass in Wohlfahrtsstaaten die gesundheitliche Lage und die Gesundheitschancen der Bevölkerung sozial sehr ungleich verteilt sind, liegen die diesem Prozess zugrunde liegenden Mechanismen weiterhin im Unklaren. Ein Anliegen des Buches ist es, die gesundheitsfördernden Ressourcen sozialer Beziehungen genauer zu analysieren.
Die Autorin
Monika Jungbauer-Gans ist Akademische Rätin am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München und hat eine Vertretungsprofessur an der Universität Wuppertal inne.
Aufbau und Inhalt
Im theoretschen Teil erfolgt zunächst eine sehr kompetente und aktuelle Darstellung und kritische Bewertung zum Stand der Forschung zum Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Gesundheit (Kapitel 2). Die Behandlung sozialer Beziehungen in der soziologischen Theorie bilden das Kernstück von Kapitel 3. In den Kapitel 4 bis 7 werden die theoretische Begründung und die spezifischen Operationalisierungen für die Vielfalt sozialer Beziehungen und deren Bedeutung für die Gesundheit geliefert. Unter den einzelnen Dimensionen sozialer Beziehungen wird in den daran anschließenden Kapiteln ein spezifisches Augenmerk gerichtet auf die "soziale Integration", die "Netzwerkstrukturen" und die "sozialen Beziehungsinhalte".
Im empirischen Teil der Arbeit wird mittels der Daten des Wohlfahrtssurveys 1993 die folgende primäre Forschungshypothese untersucht: "Inwieweit können Zusammenhänge zwischen sozial ungleich verteilten Gesundheitschancen durch soziale Integration erklärt werden?". Mittels der Daten der Familiensurveys 1988 und 1994 wird folgende primäre Forschungshypothese untersucht: "Inwieweit kann der Effekt sozialer Ungleicheit auf die Gesundheit durch soziale Beziehungen erklärt werden?"
Die methodisch sehr anspruchvolle multivariate Auswertung (Regressionsanalysen, Strukturgleichungsmodelle) zielt darauf ab, die vielfältigen Wechselwirkungen und konfundierenden Merkmale adäquat zu berücksichtigen.
In dem umfassenden Ergebnisteil werden eine Fülle von sehr interessanten Resultaten zu den Wechselwirkungen zwischen Ungleichheit, sozialen Beziehungen und Gesundheit präsentiert.
Zielgruppen
Das Werk richtet sich primär an forschende MedizinsoziologInnen und GesundheitswissenschaftlerInnen. Zudem werden interessierte PraktikerInnen aus den Bereichen, Medizin, Pflege, Sozialpädagogik und Gesundheitspsychologie angesprochen.
Fazit
Das Buch liefert einen wichtigen und methodisch versierten Beitrag, um den "Reigen der Erklärungsfaktoren" für das Beziehungsgeflecht zwischen sozio-ökonomischer Situation, individuellem Wohlbefinden und sozialer Unterstützung weiter aufzuhellen. Für zukünftige Forschungsarbeiten zu dieser Fragestellung wäre eine bessere Operationalisierung des Gegenstandsbereiches "Gesundheit" allerdings wünschenswert. Die umfassenden theoretischen Ausführungen, die methodische Herangehensweise und die präsentierten Resultate sind sowohl von großem Interesse für ForscherInnen als auch für interessierte PrakterInnen.
Rezension von
Prof. Dr. Uwe Helmert
Sozialepidemiologe
Es gibt 101 Rezensionen von Uwe Helmert.
Zitiervorschlag
Uwe Helmert. Rezension vom 23.12.2002 zu:
Monika Jungbauer-Gans: Ungleichheit, soziale Beziehungen und Gesundheit. Westdeutscher Verlag
(Wiesbaden) 2002.
ISBN 978-3-531-13848-0.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/667.php, Datum des Zugriffs 26.01.2025.
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