Heinz Klippert: Planspiele. 10 Spielvorlagen [...]
Rezensiert von Prof. Dr. Werner Michl, 03.11.2009
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Heinz Klippert: Planspiele. 10 Spielvorlagen zum sozialen, politischen und methodischen Lernen in Gruppen.
Beltz Verlag
(Weinheim, Basel) 2008.
5., überarbeitete und aktualisierte Auflage.
200 Seiten.
ISBN 978-3-407-62591-5.
D: 26,90 EUR,
A: 27,70 EUR,
CH: 49,00 sFr.
Reihe: Pädagogik - Praxis
Thema
Ohne Zweifel ist das Planspiel eine vorzügliche Methode um gesellschaftliche Problemfelder von der Makro- auf die Mikroebene zu transferieren und es somit den spielenden Personen durch diese Reduktion leichter macht, komplexe Systeme zu verstehen. Und natürlich ist diese Methode in Schule und Hochschule vorzüglich einsetzbar. Dieser praktische Bezug und die unmittelbare Anwendbarkeit haben vermutlich auch dazu geführt, dass sich das Buch gut verkauft und nunmehr schon in der fünften Auflage vorliegt. Die Methode Planspiel führt aber wie das Rollenspiel, das Szenario, die Zukunftswerkstätte in einem Bereich der Quasi-Realität, des Als-ob-handelns.
Aufbau
Das Buch teilt sich in zwei große Teile. Zunächst wird die Panspielmethode dargestellt; im zweiten Teil dann kann der Leser zehn Planspiele zu unterschiedlichen Themenkreisen, für die praktische Umsetzung aufbereitet, studieren.
Inhalt
Im ersten Abschnitt begründet der Autor, „Warum das Handeln beim Lernen wichtig ist.“ Man kann diesen Ausführungen nur zustimmen. Die Erkenntnisse und Einsichten, das zeigen auch die Zitate auf Seite 14, sind nicht neu, sondern spätestens seit dem Didaktiker Comenius bekannt. Sie nur im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte immer wieder überhört worden. Die Gehirnforschung, der man in der Regel mehr glaubt als der Pädagogik, hat die Wirksamkeit des handlungsorientierten Lernens bestätigt. Griffig sind die daraus abgeleiteten „Thesen zur neuen Lehrerrolle“ (S. 16). Würden sie ernsthaft diskutiert und umgesetzt, dann würden sie das Lehren und Lernen in Schule Hochschule deutlich verbessern. Auch der Konstruktivismus, so der Autor auf den nächsten Seiten, bestätigt den handlungs- und erlebnisorientierten Ansatz.
Das zweite Kapitel beschreibt die „Konzeption und Durchführung von Planspielen.“(S. 19ff). Planspiele reduzieren die komplexe Wirklichkeit auf ein überschaubares Modell. Eigentlich geht es immer um Konflikte, um Kampf, Kompromisse und Konsens zwischen gesellschaftlichen Gruppierungen – und natürlich auch um Interaktionen, Verhandlungen, Entscheidungen durch Personen, die in institutionalisierten Rollen agieren. Jedes Planspiel beginnt mit einer Fallstudie, die eine Problemsituation beschreibt. Zur Vertiefung bietet Heinz Klippert dann jeweils eine Infozeitung an. Die Spielanweisungen, die Ereigniskarten und diverse Arbeitsmittel ergänzen das Instrumentarium für die Lehrer. Klippert teilt seine Planspiele in sieben Phasen ein. Die Planspiele dauern fünf bis sechs Stunden, können also im Blockunterricht, im Laufe eines Projekttages, während der Schullandheimwoche oder auch, entsprechend sequenziert, im Unterricht eingesetzt werden. In den nächsten beiden Kapiteln wird erörtert, „Was Planspiele im Unterricht leisten können“ (S. 32) und wie man sie einsetzen kann. Sie bieten einem mittelmäßig informierten Pädagogen einen guten Überblick über die Vorteile der Planspielmethode; allmählich aber steigt schon die Neugierde auf die Beschreibung der Planspiele
Im zweiten Teil des Buches werden zehn Planspiele mit allen notwendigen Unterlagen zu folgenden Themen angeboten:
- „Arbeitsdienst für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger? (...)
- Bergstadt soll 10 Asylbewerber bekommen. (...)
- Ein Naturschutzgebiet ist in Gefahr. (...)
- Umweltverschmutzung in Talstadt (...)
- Kohlekraftwerk und / oder Umweltschutz (...)
- Ein Betrieb soll verlagert werden (...)
- Konflikt in der Metallfabrik (...)
- Roboter für die Agro-KG? (...)
- Soja, Kaffee oder schwarze Bohnen? (...)
- Projektplanung in Translawi.
Natürlich ist der Vorbereitungsaufwand für diese Planspiele nicht gering. Neben den Kopien der Unterlagen müssen Zeitpunkt und Raum so gewählt werden, dass Störungen durch andere Schulklassen ausgeschlossen sind und ein angenehmes Arbeitsumfeld die Schüler zum Mitmachen anregt. Sind diese Vorarbeiten gewissenhaft erledigt, kann sich der Lehrer etwas zurücklehnen, sich auf den Prozess des Planspiels konzentrieren und wird nur dann eingreifen, wenn sich Langeweile breit macht oder der Streit zu eskalieren droht.
Fazit
Insgesamt hat Heinz Klippert eine vorzügliche Arbeitsunterlage für diverse Themen vorgelegt. Seine Planspiele können auch als Muster für die Entwicklung weiterer Planspiele zu anderen Themen dienen. Man muss nur den Mut haben, diese Methode anzuwenden. Meistens wird dieser Mut zu handlungsorientierten Methoden durch begeisterte Schüler entlohnt werden, die wirksam und nachhaltig lernen.
Rezension von
Prof. Dr. Werner Michl
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Zitiervorschlag
Werner Michl. Rezension vom 03.11.2009 zu:
Heinz Klippert: Planspiele. 10 Spielvorlagen zum sozialen, politischen und methodischen Lernen in Gruppen. Beltz Verlag
(Weinheim, Basel) 2008. 5., überarbeitete und aktualisierte Auflage.
ISBN 978-3-407-62591-5.
Reihe: Pädagogik - Praxis.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/6684.php, Datum des Zugriffs 08.08.2022.
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