Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA) (Hrsg.): Hochaltrigkeit und Demenz als Herausforderung [...]
Rezensiert von Dr. phil. Dipl.-Psychol. Sven Lind, 08.04.2003
Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA) (Hrsg.): Expertisen zum Vierten Altenbericht der Bundesregierung. Band III: Hochaltrigkeit und Demenz als Herausforderung an die Gesundheits- und Pflegeversorgung. Vincentz Network (Hannover) 2002. 434 Seiten. ISBN 978-3-87870-659-5. 28,00 EUR.
Zur Thematik und Vorgeschichte des Buches
Seit 1993 werden in der Bundesrepublik Deutschland "Altenberichte" erstellt. Sie bestehen aus einem Bericht einer Sachverständigenkommission und einer Stellungnahme der Bundesregierung. Veröffentlicht werden die Altenberichte vom Bundesfamilienministerium.
Zum vierten Altenbericht mit der Thematik "Risiken, Lebensqualität und Versorgung Hochaltriger - unter besonderer Berücksichtigung demenenzieller Erkrankungen" aus dem Jahr 2002 wurden drei Expertisenbände herausgegeben.
Expertisen und Autoren
Band III der Expertisenbände mit dem Schwerpunkt "Hochaltrigkeit und Demenz als Herausforderung an die Gesundheits- und Pflegeversorgung" enthält 3 Beiträge:
"Hausärztliche Anforderungen an die Pflege demenziell erkrankter Menschen" von Gisela Fischer und Mitarbeitern. Gisela Fischer ist Professorin für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover.
- "Spezifische Anforderungen an die Pflege demenziell erkrankter Menschen" von Ruth Schwerdt und Sabine Tschainer. Ruth Schwerdt ist Professorin für Pflegewissenschaften an der FH Frankfurt am Main und Sabine Tschainer (Diplom-Psychogerontologin und Diplom-Theologin) ist Mitarbeiterin von "auf schwung alt" in München.
"Spezifische Vernetzungserfordernisse für chronisch kranke, langzeitpflegebedürftige hochaltrige Menschen" von Ulrike Höhmann, Professorin an der Evangelischen FH Darmstadt im Fachbereich Pflege- und Gesundheitswissenschaften.
Inhalt
Die Expertise von Gisela Fischer und Mitarbeitern über die hausärztliche Versorgung Hochaltriger enthält folgende Gegenstandsbereiche: Im allgemeinen Teil über die hausärztliche Versorgung Hochaltriger werden die gesundheitlichen Probleme im Alter als Grundlage des hausärztlichen Versorgungsbedarfs, der hausärztliche Versorgungsprozess, die Bewertung der geriatrischen Versorgung aus Sicht von Patient und Hausarzt dargestellt. Im speziellen Teil über Möglichkeiten und Grenzen der hausärztlichen Betreuung Demenzkranker werden die Rahmenbedingungen, Diagnostik und Therapie der Demenz in der hausärztlichen Praxis, der Hausarzt in verschiedenen Versorgungsfunktionen und die wirtschaftlichen Aspekte der hausärztlichen Versorgung Demenzkranker.
Die Expertise von Ruth Schwerdt und Sabine Tschainer über spezifische Anforderungen an die Pflege Demenzkranker befasst sich u. a. mit folgenden Aspekten: Erlebens- und Bewältigungsformen der Demenzkranken, Reaktionen aus dem familiären Umfeld, pflegerische Problemsituationen, erforderliche Kompetenzen für die Pflege Demenzkranker.
Die Expertise von Ulrike Höhmann über die Vernetzung der Versorgungsstrukturen für kranke alt Menschen behandelt u. a. folgende Aspekte: die fragmentierte Versorgung, pflegebezogene Vernetzungsmodelle und Empfehlungen für die "Vernetzungspraxis".
Kritische Würdigung
Es kann die Feststellung getroffen werden, dass alle drei Expertisen inhaltlich den jeweiligen Gegenstandsbereich darzustellen vermögen. Die Themen werden allgemeinverständlich und gut strukturiert erläutert. Eine Reihe von Abbildungen und Tabellen dienen der Verdeutlichung der Sachverhalte. Über die Beschreibung des Ist-Zustandes hinaus ist es den Autoren gelungen, die gegenwärtigen Schwachstellen und teilweise auch Schnittstellenprobleme in den einzelnen Tätigkeitsfeldern angemessen aufzuzeigen und auch zu analysieren. Des weiteren werden in Ansätzen konkrete Lösungsstrategien und weiterführende Perspektiven entwickelt und praxisnah erörtert.
Nur bei der Expertise "Spezifische Anforderungen an die Pflege demenziell erkrankter Menschen" gilt es kritisch anzumerken, dass der Rückgriff auf die AEDLs von Krohwinkel der Vermittlung der demenzspezifischen Pflege- und Betreuungsprobleme nicht gerecht wird.
Auch muss das angeführte Erklärungsmodell "Rückzug in die Vergangenheit" bei Demenzkranken in Frage gestellt werden. Zu solchen Steuerungsleistungen ihres Bewusstseins ist diese Personengruppe nicht mehr fähig.
Als Zielgruppe dieser Berichte können die Entscheidungsträger in den staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen und auch die Forschenden und Lehrenden in den verschiedenen Bereichen der angewandten Gerontologie (Fachhochschulen u. a.) festgemacht werden.
Fazit
Die vorliegende Veröffentlichung verdient es, in den einschlägigen Fachkreisen rezipiert zu werden.
Rezension von
Dr. phil. Dipl.-Psychol. Sven Lind
Gerontologische Beratung Haan
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Zitiervorschlag
Sven Lind. Rezension vom 08.04.2003 zu:
Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA) (Hrsg.): Expertisen zum Vierten Altenbericht der Bundesregierung. Band III: Hochaltrigkeit und Demenz als Herausforderung an die Gesundheits- und Pflegeversorgung. Vincentz Network
(Hannover) 2002.
ISBN 978-3-87870-659-5.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/696.php, Datum des Zugriffs 06.11.2024.
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