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Claudia Fliß , Claudia Igney (Hrsg.): Handbuch Trauma und Dissoziation

Rezensiert von Dr. Michaela Schumacher, 12.03.2009

Cover Claudia  Fliß , Claudia Igney (Hrsg.): Handbuch Trauma und Dissoziation ISBN 978-3-89967-475-0

Claudia Fliß , Claudia Igney (Hrsg.): Handbuch Trauma und Dissoziation. Interdisziplinäre Kooperation für komplex traumatisierte Menschen. Pabst Science Publishers (Lengerich) 2008. 384 Seiten. ISBN 978-3-89967-475-0. 30,00 EUR.

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AutorInnen und ihr Hintergrund

20 erfahrene PraktikerInnen - aus den Bereichen Psychotherapie, professionelle Beratung und Begleitung, Medizin und Psychosomatik, Strafverfolgung und Opferschutz, Soziologie, Journalismus, Seelsorge, soziale Unterstützung und Selbsthilfe – eröffnen einen multidimensionalen, komplexen Einblick in das Themenfeld. Sie geben konkrete Anregungen für die Praxis und setzen Impulse für die interdisziplinäre Weiterentwicklung der Arbeitsansätze.

Zielgruppen

Das Buch wendet sich – verantwortungsvoll vorwarnend vor möglichen Triggern – sowohl an Betroffene, an Angehörige, Bezugspersonen als auch an alle Professionen, die direkt oder indirekt mit traumatisierten und/oder dissoziierten Menschen zu tun haben, ihnen begegnen und/oder mit ihnen arbeiten.

Aufbau

Das Buch hat ein Vorwort und 5 Teile mit insgesamt 25 Kapiteln, ein Nachwort und ein AutorInnenverzeichnis.

Schwerpunkt sind komplexe Traumatisierungen – z.B. organisierte und „Rituelle“ Gewalt – und dissoziative Störungen. Wesentliche Ziele des Buches sind theoretisch fundierte Einführungen verbunden mit Praxisnähe und Interdisziplinarität, um einerseits den Betroffenen gerecht zu werden und andererseits die Kooperation und Nutzung vielfältigster Unterstützungsmöglichkeiten – so weit vorhanden – aufzuzeigen, zu fördern und anzuregen.

1 Gewalt und Trauma

C. Igney: Definition, Formen und Häufigkeit von Gewalt und Trauma. Bezug nehmend auf die Prävalenzstudien zur Gewaltbetroffenheit und Gewaltfolgen des BMFSFJ werden Definitionen, Formen und Häufigkeit von Gewalt und Trauma kurz, knapp und eingängig vorgestellt und um eine psychotraumatologische Definition eines psychischen Traumas erweitert. Skizziert werden zwei Einfussgrößen: bedrohliche Situationsfaktoren und individuelle Bewältigungsmöglichkeiten.

T. Becker: Organisierte und rituelle Gewalt. Becker gibt einen Überblick über Rituelle Gewalt und die zugehörigen Kontroversen. Er zeigt auf mit welcher Vielzahl von Konnotationen dieser Begriff verwandt wird und dadurch ungeeignet ist, ein eindeutiges Verständnis zu restituieren. Er schlägt den Terminus „ideologisch motivierte Straftaten“ vor und erfasst damit physische, psychische und sexuelle Gewalt, rituelle Tötungen von Tieren und Menschen, Out-of-Bady-Expierences und dauerhafte Fremdkontrolle „über Körper, Denken und das gesamte Leben der Opfer“. Es handelt sich um „Traumatisierung in Kombination mit einem (auferlegten/aufgezwungenen M.S.) ideologischen oder religiösen Glaubenssystem“(38), wodurch die TäterInnen im Leben der Opfer meistens omnipräsent und omnipotent werden. Denn Ausbeutung und Misshandlung gehören zur normalen religiösen, zeremoniellen Praxis des Glaubenssystems und werden durch dieses gerechtfertigt, d.h. das Leiden der Opfer gewinnt konstitutiven Sinn und erzeugt Bindungen an TäterInnen(gruppen) ähnlich dem Stockholm-Syndrom.

C. Igney: Täterstrategien und Täter-Opfer-Dynamiken. Igney zeichnet nach, dass und wie erlebte/beobachtete elterliche Gewalt, Normvorstellungen und die eigenen Gewalterfahrungen von Eltern sich in der Gewaltbereitschaft und –delinquenz der Kinder niederschlägt und diese erhöht. Sie diskutiert die Entstehung und Bewertung der „Pädophilie“ und plädiert überzeugend „Pädophilie“ durch Pädokriminalität zu ersetzen, da es „eine einvernehmliche, liebevolle Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern nicht gibt“(42). Skizziert werden die Strategien von Pädokriminellen, sadistischen und nicht-sadistischen Tätern; erläutert sowohl die Theorie der strukturellen Dissoziation (Nijenhuis u.a. 2004) als auch Entwicklung, Bedeutung und Funktion von Täterintrojekten.

B. Overkamp: Diagnostik komplexer Traumafolgestörungen. Eingeführt wird in Konzepte der komplexen Belastungsstörung und komplexen dissoziativen Störungen und diagnostische Instrumente – SIDES, FDS, SDQ-2015, DIS-Q, SKID-D, DDIS, IDDTS, MID-d. Overkamp will so sowohl das Verständnis komplexer Traumafolgestörungen erhöhen als auch für die adäquate therapeutische Haltung sensibilisieren „genau zu schauen, genau zuzuhören und genau zu fragen.“ (66)

C. Fliß, U. Timmermann: Trauma und Traumafolgen: Erklärungsmodelle. Die AutorInnen diskutieren verschiedene Erklärungs-/Verstehensmodelle – spezifische Traumakonzepte, integrative und allgemeine Entwicklungsmodelle – auch im Spiegel der neueren traumarelevanten Erkenntnisse der Neurowissenschaften, um Schädigungen und Verletzungen, Handeln und Verhalten komplextraumatisierter Menschen multiperspektivisch zu erfassen und besser zu verstehen. Nicht nur Entwicklungsbedingungen und Bedeutung von Risiko- und Schutzfaktoren werden referiert, sondern auch aus verhaltenstherapeutischer Sicht, die auch neurophysiologisch relevanten traumarelevanten Elemente: konditioniertes Lernen, Modelllernen, Furchtstruktur und Vermeidungsverhalten. Beim psychodynamischen Erklärungsmodell werden insbesondere die kontroversen Polaritäten: innere versus äußere Realität, Konflikt versus Struktur, realistische versus konstruierte Erinnerung fokussiert, anschaulich und verständlich erläutert.

2 Therapie und professionelle Beratung und Begleitung

C. Fliß: Ambulante Traumatherapie. Kurz, knapp und eingängig wird die Entwicklung der psychotherapeutischen Behandlung von Traumafolgestörungen skizziert. Schulenunabhängig unterteilen fast alle Konzepte drei Phasen: Stabilisierung, Traumabearbeitung und Integration und betonen ausdrücklich die Einbindung spezifischer Traumabearbeitungsmethoden in ein therapeutisches Gesamtkonzept. Beispielhaft werden drei fremde Ansätze und der eigene integrative Ansatz mit ihren spezifischen Methoden vorgestellt: psychodynamisch imaginative Traumatherapie nach Reddemann, EMDR, verhaltenstherapeutische Konzepte. Das eigene integrative Konzept wird differenziert und überzeugend beschrieben. Es betont und führt ein in die multifaktorielle Bedingtheit eines (gelingenden) Therapieprozesses, in die Vielfalt der zu berücksichtigenden und/oder zu behandelnden Aspekte – z.B. Vermeidungs- und Bewältigungsstrategien, die ihrerseits oftmals zusätzlich ausgrenzend und schädigend wirken. Aspekte sind: die therapeutische Beziehung, das therapeutische Setting, Hilfe zur Selbsthilfe, Parteilichkeit, der Therapieprozess, Komorbiditäten, häufige Themen und Aspekte, Trauer.

R. Schüepp: Stationäre Therapie für Menschen mit dissoziativen Störungen. Eingeführt wird in die Indikationen für eine stationäre Traumatherapie, phasenspezifische Indikation und Interventionen, die Gestaltung des Arbeitsbündnisses und die Phasen der stationären Behandlung.

B. Hüttemann: Medikamentöse Strategien zur Linderung des Leids traumatisierter Menschen. Überzeugend vorgestellt werden mögliche medikamentöse Strategien und Medikamentengruppen, die eine Psychotherapie begleiten oder/und unterstützen können, indem sie auf die traumabedingten biochemischen Prozesse „normalisierend“ und lindernd einwirken. Hüttemann legt 9 Thesen zur medikamentösen Behandlung vor.

I. Wibbe: "Dann bin ich ja gar nicht so verrückt". Traumaspezifische Beratung bei Wildwasser Oldenburg. Praktisch und überzeugend beschreibt und erläutert Wibbe das feministische Konzept und die psychoedukative und ressourcenorientierte Arbeit ihrer Einrichtung: Stabilisierungs- und Entlastungsübungen, Imagination, Visualisierung eigener und sozialraumbezoger Hilfenetze mit allen – ausführlich erklärten – professionellen Knotenpunkten – ambulanten und stationären Diensten, TraumatologInnen, ErgotherapeutInnen, JuristInnen.

B. Marschall: Ambulante Soziotherapie als "Brücke" im traumatherapeutischen Setting. Marschall führt in die Soziotherapie ein und vermittelt ihre Bedeutung im traumatherapeutischen Setting theoretisch überzeugend und praxisnah u.a. anhand einer Fallkasuistik. Zentrale Elemente/Haltungen sind: exaktes Zuhören, annehmendes - additives und systemisches – Nachfragen, empathische Anteilnahme und Grenzsetzung, Erschließen der Selbstfürsorge, Vermittlung zwischen Betroffenen und allen am Hilfe-/Therapieprozess beteiligten Personen, Institutionen und Organisationen mit dem Ziel eines abgestimmten continuum of care.

U. Vaske: Das ambulante Betreute Wohnen für seelisch traumatisierte Menschen. Betreutes Wohnen ist Hilfe zur Selbsthilfe. Ein individueller Hilfeplan soll die Menschen befähigen und unterstützen bei der Bewältigung ihres Alltags, sie psychisch und sozial stabilisieren, Teilhabe am Leben in Gemeinschaft ermöglichen und fördern und die Grundlage für eine Erwerbstätigkeit verbessern. Unterstützungsbedarfe gibt es im Bereich Wohnen, Ernährung, Gesundheit, Selbstfürsorge, Arbeit und Arbeitsweg, Freizeit, soziale Beziehung und weiterer Lebens-/Überlebensthemen und -strategien.

E. Strasser-Langenfeld: Christliche Seelsorge mit traumatisierten Menschen. Der Autor berichtet von seinen Erfahrungen mit Frauen, die zumeist ‚Ritueller Gewalt‘ ausgeliefert waren, und weshalb und wodurch sie „gläubig“ geblieben sind bzw. warum ihnen eine Gottesbeziehung bedeutsam und sinnstiftend war/ist und belegt dies mit Fallvignetten. Den theologischen Ausführungen zur Freiheit folgt eine Schilderung wie christliche Meditation in Anlehnung an I. v. Loyola heilend und Sicherheit gebend wirken kann.

3 Gruppen mit spezifischem Unterstützungsbedarf

T. Becker, B. Overkamp: Spezifische Anforderungen an die Unterstützung von Opfern organisierter und Ritueller Gewalt Organisierte, systematisierte Gewalt bedeutet für den/die Betroffene Ausbeutung, Erniedrigung und totales Ausgeliefertsein. Bei „Ritueller Gewalt“ kommen zwei weitere Wirkfaktoren hinzu: die Überhöhung der TäterInnen(gruppe) um eine religiös - spirituell - ideologische Komponente und eine hierauf basierende Rechtfertigung und Sinngebung der traumatischen Erlebnisse. Oftmals sind beide Gewaltformen noch zusätzlich verknüpft mit einer entweder erzwungenen oder durch Beeinflussung – Mind-Control, Brainwatching, Konditionierung, sozialpsychologische Gruppenmechanismen – induzierten MittäterInnenschaft.

O. Glowatzki, I. Düver-Glawe: "Meine Haare sind ganz weiß geworden." Zur Lebenssituation traumatisierter Frauen mit Migrationserfahrung. Vier Fallvignetten thematisieren die spezifische Problematik von traumatisierten Migrantinnen. Anhand des Kulturellen Hintergrundes – dem jeweiligen männlich/weiblichen Ehrverständnisses und daraus resultierenden Verhaltensweisen und Handlungen – wird die „Zwangssituation“ von Frauen aus fundamentalistisch moslemischen Gesellschaften illustriert. Erläutert wird der aufenthaltsrechtliche Kontext, seine Modifizierung durch das EU-Recht und die Problematik des sich ausweitenden juristischen Begutachtungswesens.

C. Fliß: Spezifische Anforderungen an die Unterstützung geistig behinderter traumatisierter Menschen. Überprüft wird, ob und wie sich das Verständnis von geistiger Behinderung in der Therapie, aber noch nicht im gesellschaftlichen und z.T. auch im direkten sozialen Umfeld geändert hat. Aufgezeigt wird in wie viel höherem Maß geistig Behinderte Vernachlässigungs- und Gewaltgefährdet sind, so dass eine höhere Quote an Traumaerlebnissen zu erwarten ist. Neun diagnostisch relevante Dimensionen für die Überprüfung einer möglichen Traumafolgestörung bei geistig behinderten Menschen werden vorgeschlagen. An einer Fallvignette wird die erfahrungs- und handlungsorientierte Arbeitsweise überzeugend praktiziert.

4 Soziale Unterstützung und Selbsthilfe

A. Rüppell: Soziale Unterstützung traumatisierter Menschen: Begleitung durch FreundInnen, PartnerInnen und andere Angehörige. Benannt werden sowohl die Vielfalt von Unterstützungsformen als auch die Belastungen und Wege, betont wird, sie im Miteinander besprechbar zu machen und sie zu reduzieren. Zentrale Botschaft ist: sich als UnterstützerIn ein soziales Netzwerk aufzubauen, in dem auch professionelle Beratung verankert ist.

S. Gapp-Bauß: Selbstfürsorge und Selbststeuerung. Nach einer Skizzierung wie traumatische Erlebnisse die körperlichen, seelischen und geistigen Prozesse irritieren und verwirren und die Betroffenen infolgedessen mit sich selbst unachtsam, vernachlässigend bis selbstverletzend umgehen. Neben professionellen Hilfen ist es unverzichtbar, Selbstheilungs- und/oder Selbstfürsorgemaßnahmen neu oder wieder entdecken, aktivieren und/oder nutzen zu lernen. Achtzehn heilsame selbstfürsorgliche Methoden – acht für den Körper, zwei für die Psyche, acht für den Geist – werden verstehbar beschrieben

C. Igney: Selbsthilfe im Internet. Eingeführt wird in das Internet als niedrigschwelliges Angebot für Info-Suche, Austauschforen, Chats, Blogs, die in Echtzeit laufen. Oft sind die Seiten vielseitig verlinkt. Zwei Foren – ein offenes und ein moderiertes – werden vorgestellt und bewertet. Abschließend wird auf die Gefahren, Risiken und Nebenwirkungen hingewiesen und Regeln für einen „geschützten“ Umgang entwickelt.

5 Möglichkeiten und Grenzen rechtlicher und gesellschaftlicher Unterstützung

C. Fliß, C. Igney: Auswirkungen von und Umgang mit fortbestehendem Täterkontakt. Trotz des Grundprinzips Traumabearbeitung erst nach Abbruch des TäterInnenkontaktes und bei gesichertem Umfeld gibt es Situationen, in denen gegen dieses Prinzip zugunsten der Betroffenen verstoßen werden muss. Benannt und ausgeführt wird das Feld „häusliche Gewalt“, „Bindungen an die Herkunftsfamilie“, Strafanzeige und OEG und „Organisierte Gewalt“. Die Bedingungslosigkeit ermöglicht es manchmal, dass sich Vertrauen und Eigenmotivation entwickeln, dass über Programmierungen aufgeklärt und gesprochen werden kann, dass Schutz gebende Maßnahmen für die Persönlichkeitsanteile, die TäterInnenkontakte pflegen oder initiieren, entwickelt werden. Die offene Kommunikation über die Grenzen der Belastung seitens der Therapeutin sind unverzichtbar und wirken oft konstitutiv für die Arbeitsbeziehung.

C. Igney: Opferentschädigungsgesetz. Intentionen und Elemente des OEG werden beschrieben, erläutert und an einem Fallbeispiel konkretisiert. Offen gelegt und diskutiert werden die Dissonanzen zwischen juristischem Procedere und psychischem Prozess ( z.B. Glaubwürdigkeitsgutachten, Beweis des Ursachenzusammenhangs, Ausmaß der Mitteilungspflicht), die daraus resultierenden Folgen und Hinweise auf Verbesserungspotentiale und neuere Entwicklungen gegeben.

Ch. Hobbie: Polizeiliche Handlungsmöglichkeiten. Beschrieben und erläutert werden das Procedere, die Elemente einer Anzeige und was sie an Ermittlungen auslöst. Befragungen und Ermittlungen dienen nicht der Überprüfung der Glaubwürdigkeit, sondern der fragend-ermittelnden Suche nach ermittlungsrelevanten Angaben – beim Anzeigenden selbst und seinem Umfeld – unter Nutzung vielfältiger Ermittlungsverfahren und der Kriminaltechnik. Ziel ist die lückenlose Aufklärung, um der Staatsanwaltschaft eine Entscheidungsfolie bzgl. der Gerichtsverwertbarkeit zu liefern.

St. Lutz: Strafverfolgung und Opferschutz. Der staatliche Opferschutz entwickelte sich in Deutschland erst in den letzten 25 Jahren.

Diese Entwicklung wird nachgezeichnet. Fokussiert wird dabei auf „Opferanwalt“, „Operrechte“, „Opferschutz“ bei Gewalttaten.

U. Giernalczyk: Aussagepsychologische Begutachtung Erwachsener, die in der Kindheit traumatisiert wurden. Nach einer Einführung in die historische Entwicklung der Begutachtung, in den Arbeitsauftrag von Gutachtern in Gegenüberstellung zu dem eines Therapeuten und der Darstellung der traumabedingten Schwierigkeiten für eine Begutachtung illustriert eine Fallvignette, dass und weshalb schwerst traumatisierte oder gar dissoziierte Menschen eine aussagenlogische Glaubwürdigkeitsprüfung seltenst positiv bestehen können.

U. Fröhling: Respekt und Würde. Über den angemessenen Umgang mit Gewaltüberlebenden in den Medien. Verdeutlicht wird weshalb und wie die „unreflektierte“ Präsentation von Traumatisierten in den Medien für diese oft retraumatisierend wirkt. Oft passiert dies aus Unüberlegtheit und mangelndem Perspektivenwechsel, oft aber auch, um den Voyeurismus des Publikums zu bedienen. Vorgelegt wird eine Checkliste für den Umgang mit Traumatisierten.

J. Stephan, C. Igney: Interdisziplinäre Kooperation und Öffentlichkeitsarbeit. Anhand von zwei Beispielen wird nachgezeichnet, wie eine regionale Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit (Spix e.V.) erfolgt, worauf sie zu achten und wen sie einzubinden hat, welche Schwierigkeiten auftauchen und wie sie minimiert werden können, um eine gelingende, interdisziplinäre, lösungsorientierte Kooperation zu installieren und zu pflegen.

Dafür werden fünf Themen-/Aktionsfelder benannt und ausdifferenziert: „Im persönlichen Handeln“, „Optimierung der Intervention, Kooperation und Vernetzung“, „Absicherung der Schutz- und Beratungs-/Therapieangebote“, „Aus- und Fortbildung“, „Strukturelle Verankerung“ (377f)

Fazit

Das Buch ist klar strukturiert, gut gegliedert und bietet einen fundierten Einblick in die Multidimensionalität des Themenfeldes „Trauma und Dissoziation“. Es ist leicht verständlich geschrieben und vielfältig mit Fallvigenetten illustriert. Es fordert –überzeugend dargestellt –interdisziplinäre Zusammenarbeit der Fachleuten, eine didaktisch optimierte Öffentlichkeitsarbeit und ein stärkeres finanzielles, sozial- und gesundheitspolitisches Engagement des Staates und institutionell Verantwortlicher. Dieses Buch sollte von möglichst vielen Menschen – Experten wie Laien - gelesen und gewürdigt werden.

Rezension von
Dr. Michaela Schumacher
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Es gibt 55 Rezensionen von Michaela Schumacher.

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Zitiervorschlag
Michaela Schumacher. Rezension vom 12.03.2009 zu: Claudia Fliß , Claudia Igney (Hrsg.): Handbuch Trauma und Dissoziation. Interdisziplinäre Kooperation für komplex traumatisierte Menschen. Pabst Science Publishers (Lengerich) 2008. ISBN 978-3-89967-475-0. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/7076.php, Datum des Zugriffs 08.09.2024.


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