Jens Findeisen, Sabine Hockling: Burnout - Wege aus der Krise
Rezensiert von Prof. Dr. Werner Reiners-Kröncke, 13.01.2009

Jens Findeisen, Sabine Hockling: Burnout - Wege aus der Krise. Erkennen, Akzeptieren, Handeln.
Cornelsen Verlag GmbH
(Berlin) 2008.
175 Seiten.
ISBN 978-3-589-23508-7.
14,95 EUR.
CH: 27,40 sFr.
Reihe: Das professionelle 1 x 1.
Thema
Burnout ist ein Phänomen, das sich zunehmender Beachtung erfreut, da es nicht nur die direkt Betroffenen, sondern auch die Betriebe und Organisationen schädigt. Jahrelange Leidensgeschichten und ernsthafte somatische Erkrankungen sind die Folge des Burnout-Syndroms. Krankenkassen warnen inzwischen vor zunehmenden Kosten und Organisationen greifen im Rahmen der Gesundheitsförderung das Problem auf.
Entstehungshintergrund
Die Autoren legen als Journalisten eine Schrift ohne wissenschaftliche "Überhöhungen" und schwer verständliche Fachbegriffe, allerdings auch ohne Zitate sowie Fundstellen im Text, vor. Die Hintergründe und Randbedingungen sind umfassend und gut recherchiert.
Aufbau und Inhalt
Der Leser wird ausgehend von klaren Definitionen über Merkmale, Warnsignale sowie Ursachen zur Selbsthilfe, zu therapeutischen Hilfen, zum Coaching und Arbeitsrecht geführt. Arbeitgeben finden gute Hinweise für die betriebliche Gesundheitsförderung.
Im ersten Teil "Das Phänomen Burnout" finden sich geschichtliche Hinweise, Definitionen, klar erkennbare Warnsignale in den Burnout-Phasen und Hinweise zur Selbsthilfe. Die Autoren bieten "Zehn Schritte zurück ins Leben" und ebenfalls "Zehn Burnout-Tipps zur sofortigen Anwendung" und Bewältigung des Problems handlungsrelevant an. Die gegebenen Ratschläge sind sehr konkret, umsetzbar und teilweise aus anderen "Methoden" (z. B. Zeitmanagement) gut abgeleitet. Hervorgehoben werden muss, dass die Autoren nicht nur auf Überbelastungen, sondern auch auf "Unterbelastungen" (Boreout) – wenn auch kurz – eingehen - damit sind sie (fast) alleine in der Literaturwelt. Eine genauere Abgrenzung zu Stress-Symptomen und ihren Auswirkungen könnte man sich wünschen, wird aber aufgrund der anderen Aussagen nicht "schmerzlich" vermisst.
Der zweite Teil des Buches trägt die Überschrift "Hilfen und Anlaufstellen", was nicht davon ablenken darf, dass schon im ersten Teile gute Hilfestellungen zur Selbsthilfe gegeben werden. Hier, im zweiten Teil, werden professionelle Helfer (Hausarzt, Psychologe, Karriere-Coach, Fachanwalt für Arbeitsrecht sowie Hilfen der gesetzlichen Krankenversicherung) und ihre Methoden vorgestellt. Dies geschieht so, dass eine evtl. vorhandene "Hemmschwelle" gegenüber den "Profis" und ihren Methoden abgebaut wird, die/der Betroffene wird nach der Lektüre der Schrift leichter einen Zugang zu ihnen finden. Es ist (fast) ein Alleinstellungsmerkmal der Schrift, dass auch das Arbeitsrecht und die Krankenversicherung beachtet werden. Auch im zweiten Teil des Buches darf etwas hervorgehoben werden: die Darstellung von Möglichkeiten, die sich den Arbeitgebern bieten, um dem Burnout-Syndrom vorzubeugen oder bei einem Auftreten durch betriebliche Maßnahmen zu helfen.
Diskussion
Die Schrift setzt sich differenziert, gut recherchiert und leicht verständlich mit dem Phänomen "Burnout" auseinander. Sie erläutert sehr gut und leicht verständlich vorhandenes Wissen und gibt sehr gute Hinweise für Prävention sowie Hilfen, die auch betriebliche Möglichkeiten umfassen.
Zielgruppe
Die Schrift richtet sich an alle Menschen, die sich vom Problem bedroht und/oder betroffen fühlen. Auch sind Referenten, Trainer und Gesundheitsförderer angesprochen, die das Thema behandeln (wollen). Aufgrund der Informationen zum Arbeitsrecht, den Krankenversicherungen und den betrieblichen Möglichkeiten sollte es auch in dem Bücherbestand von Mitarbeitern in Personalabteilungen nicht fehlen. Der wissenschaftlich orientierte Leser wird allerdings die fehlenden Zitate vermissen.
Fazit
In der Schrift werden umfassend das Phänomen "Burnout-Syndrom" behandelt und ergänzende Informationen gegeben, die in vielen Schriften fehlen. Das Buch ist leicht verständlich geschrieben, verzichtet auf "fachchinesische Begriffsverklärungen" und kann damit aber auch seinen "journalistischen Hintergrund" nicht verleugnen. Trotzdem sollte es im Bücherbestand der angesprochenen Zielgruppen nicht fehlen und von ihnen gelesen werden.
Rezension von
Prof. Dr. Werner Reiners-Kröncke
Dipl.-Päd./Soz.Arb.
Vizepräsident a. D. der Fachhochschule Coburg. Lehrte Pädagogik und Methoden der Sozialarbeit, insbesondere Suchterkrankungen, Kriminalität und Sozialmanagement
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